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Bayreuther Klinikum: Geschäftsführer mit sofortiger Wirkung freigestellt
24|09|2014



Die Geschäftsführer meinen immer noch, man könne den Ruf von Krankenhäusern mit rein ökonomischen Mitteln retten. Versuchen Sie doch ´mal, einem Patienten eine Finanzspritze subkutan zu verabreichen. Spätestens dann bemerkt auch der letzte den Unterschied.

Auch bei dem Bayreuther Klinikum handelt es sich um ein sogenanntes Krankenhaus der Maximalversorgung. Mit 2300 Mitarbeitern und 310 Ausbildungsplätzen können Patienten in 1086 Betten versorgt werden.

Wie in Augsburg hatte der Träger des Krankenhauses, Stadt und Land Bayreuth, einen Geschäftsführer installiert, der dem Krankenhaus einen "strikten Sparkurs" verordnet hatte. Nachdem es nun zu Behandlungspannen in Folge dieses Sparkurses gekommen sein soll und sogar die Staatsanwaltschaft die Räume des Klinikums durchsuchte, wurde der bisherige Geschäftsführer Roland Ranftl mit sofortiger Wirkung entlassen [bzw. freigestellt, der Vertrag läuft noch bis 09/2017].

Einem anonymen Hinweisgeber zufolge hatten zwischen 2008 und 2011 drei Neugeborene durch Fehlbehandlungen schwerwiegende Dauerschäden davongetragen, ein Baby soll sogar gestorben sein.

Bereits eine Woche vor der spektakulären Durchsuchungsaktion mit Polizeiaufgebot und durch die Staatsanwaltschaft mit entsprechendem breiten Medien-Echo hatte bereits der Spiegel haarsträubende Details der Mißstände in Bayreuth recherchiert:

Vorsicht, lieber Leser: das, was jetzt kommt, scheint eher aus einem Slapstick-Film zu stammen oder an eine Art Klinik-Komödie zu erinnern, wenn es nicht bitterster Ernst wäre und mit Schicksalen von Patienten verbunden [Menschenleben] -

"Im Klinikum Bayreuth kommt es schon mal vor, dass Patienten vom Operationstisch fallen."
"Die Anästhesisten, die solches Ungemach mit verhindern sollen, sitzen in dem oberfränkischen Krankenhaus hinter einer Trennwand, unter der nur der Kopf des Patienten hervorlugt."

Diese Trennwände zwischen OP-Betten gibt es wohl nur noch in Bayreuth. Die Gewerbeaufsicht, die im Juni 2014 von einem Arzt auf diese Zustände in Operationssaal 1 und 2 hingewiesen wurde, staunte nicht schlecht über die "Nostalgie am OP-Tisch". Bei Gefahr im Verzug müssten die Narkoseärzte auch mal unter der Wand hindurch kriechen.

Die Klinikleitung reagierte prompt: der betreffende Arzt, der gepetzt hatte, wurde zurecht gestampft. Auf so etwas ist [Ex-] Geschäftsführer Roland Ranftl nicht gut zu sprechen. Er hat ein Vorzeige-Klinikum, das seit 2007, seit seiner Leitung, schwarze Zahlen schreibt. [Der Leiter verwechselt wohl "schwarze Zahlen" mit "schwarzem Humor".]

Wohl auch dadurch, daß Therapieentscheidungen danach erfolgen, wo es die höchste Fall-Pauschale zu holen gibt. Auch bei noch ungeklärtem Risiko der Maßnahme, wie bei der neuen Methode der Einführung von zusammengeklappten Herzklappen durch die Bein-Arterie, die lege artis nur bei sogenannten "Risiko-Patienten" [also wohl Patienten, bei denen allgemein nicht mehr viel "kaputt" gemacht werden kann?] und Patienten mit Lebensalter über 75 durchgeführt werden. In Bayreuth wohl aber auch bei 22 Patienten unter 75. Die Fall-Pauschale für die risikoärmere und erprobtere Variante beträgt 13.000 Euro, die TAVI-Op 34.000 Euro.

Es gab hier in zwei Fällen Komplikationen, „aber unter Bundesdurchschnitt“ wirft die Klinikleitung sofort rechtfertigend ein. Wird hier auf Patientenrisiko hin gezockt?

Nicht unschuldig daran ist natürlich von vornherein das Fall-Pauschale-System, und Bayreuth ist nicht die einzige Klinik in Deutschland, die sich davon beeindrucken läßt und kaufmännische Strategien daraus entwickelt [in einem Krankenhaus].

Weiteres Beispiel

"Eine vierwöchige künstliche Beatmung eines Patienten kann auf der Intensivstation 60 000 Euro und mehr einbringen. Die Gefahr: Je länger ein Patient künstlich beatmet wird, desto größer ist das Risiko der Sterblichkeit. Gut geführte Intensivstationen rühmen sich deshalb damit, die Zahl der Beatmungsstunden möglichst gering zu halten."

In Bayreuth gibt es nun zwei vergleichbare Intensivstationen. In der einen änderten sich die durchschnittlichen Beatmungszeiten seit 2011 nicht, in der anderen waren sie aber plötzlich doppelt so hoch. Laut Aussage eines Klinikmitarbeiters der ersten erwähnten Station auf Anweisung des Geschäftsführers Ranftl. Es soll laut Spiegel zu einer heftigen verbalen Auseinandersetzung zwischen den Mitarbeitern und der Klinikleitung gekommen sein. Die Klinikleitung wird dort mit dem Satz zitiert: Man dürfe zudem "keinesfalls außer Acht lassen, dass gegen die Erlöse für die Beatmung der Patienten auch hohe Kosten stehen". Sic, sagt der Lateiner. [deutsch: so ist es]

Anmerkung: am 15.9.14 erscheint in der Frankenpost die Meldung, daß der Chefarzt der Kardiologie, Professor Martin Höher, wegen der derzeit laufenden Untersuchungen zu den unterschiedlichen Beatmungszeiten der beiden Stationen, vorerst mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden wäre. Dies geschehe zu seinem eigenen Schutz und sei keine Vorwegnahme des Untersuchungsergebnisses. Interessante Formulierung!

Beispiel 3: Im wahrsten Sinne des Wortes „fatale“ Personalentscheidungen.

Es war die Position eines aus Altersgründen ausscheidenden Chefarztes neu zu besetzen. Obwohl es wohl einige geeignete Bewerber gab, sollen diese alle NACH einem Gespräch mit dem Wirtschafts-Ass Ranftl dankend abgewunken haben.

Übrig blieb ein Kandidat, dem kein allzu guter Ruf vorauseilte. Ein Dr. Müller hatte der Bundesärztekammer ein paar Tage vor Antritt dessen neuer Dienststelle in Bayreuth darüber informiert, daß dieser ständig die Kliniken wechsele und wohl in den letzten vier Jahren 20 Todesfälle von Patienten auf dessen Konto gingen. Diese Information wurde mittels der Landesärztekammer dann an die Klinikleitung Herrn Ranftl weitergegeben, der allerdings "den nicht bestätigten Verdachtsmomenten keine große Bedeutung zugemessen" hätte. Auch Ärzte und Mitarbeiter des Klinikums hatten auf eigene Faust recherchiert und erfahren, daß er "ein schlechter Operateur" sei. Anschließend hätten sie Ranftl gewarnt. Ohne Erfolg.

Ökonomen als die Könige unserer Gesellschaft "kennen sich aus". Notfalls überall. Alles wissen sie und über alles können sie [weitreichende] Entscheidungen treffen. Solchen Eindruck könnte man insgesamt in Deutschland zur Zeit gewinnen.

Der Ökonom in Bayreuth setzte sich jedenfalls auch über die massiven Bedenken seiner "untergebenen" Ärzte und Mitarbeiter hinweg.

Eine "schwarze Null" ist das oberste Ziel, meint man sich an so manchen Haushaltspolitiker erinnert fühlen.


"Der Mediziner nahm seine Arbeit auf - mit der Folge, dass sich in den ersten sechs Wochen seines Wirkens laut einer klinikinternen Dokumentation mehr als jede dritte Patientin einem zweiten Eingriff unterziehen musste." Und: "Er schneide Tumoren mittendurch, statt sie vorsichtig herauszuschälen. Auch an den vorgeschriebenen Mindestabstand zum gesunden Gewebe halte er sich nicht. Es bestehe dadurch die Gefahr, dass sich Krebszellen weiter ausbreiten."

Der Arzt selbst erwidert solche Vorwürfe damit, daß sich bisher noch niemand über seine ärztliche Tätigkeit beklagt habe. Verzeihung, jetzt hab ich mir einen Freudschen Ver-Zitierer geleistet: GEklagt habe, steht im Text des top-recherchierten Artikels von Udo Ludwig und Barbara Schmid im Spiegel 32/2014. Man denkt schon es ist schlimm, aber es ist noch schlimmer!

Na, das ist ja ein toller Maßstab!

Ranftl hielt weiter an ihm fest. Der Arzt bestätigte aber den ihm vorauseilenden Ruf und verließ die Klinik einfach zwei Wochen vor Ablauf der Probezeit. Auch bei der nächsten Klinik blieb er nur ein paar Monate.

Aber die Reporter vom Spiegel sind immer noch nicht am Ende mit Bayreuth:
"Dass die Geburtshilfe in der Kritik steht, ist der Klinikleitung seit Langem bekannt. Nachdem wieder ein schwerstbehindertes Kind zu beklagen war, baten vor drei Jahren mehrere Ärzte die Klinikleitung, die Missstände zu beheben. Vergebens."

Eine anonyme Anzeige hatte die Staatsanwalt auf den Plan gerufen [die dann auch einschritt, s.o.] und die genauen Daten und Namen von vier Babys genannt, die in der Geburtshilfe des Klinikums entweder gestorben oder schwerstbehindert geboren worden waren im Zeitraum 2008 bis 2011.

Und last but not least ist die auch mehrfach von den Mitarbeitern immer wieder angeführte Notaufnahme zu nennen, wo in einem bekannt gewordenen Fall eine Fehldiagnose kombiniert mit Zeitverschleppung zu einer inneren Verblutung und Tod einer Patienten geführt hatte.

Wer noch nicht genug hat von dieser Horror-Reality-Soap mag noch in einen der Leserbriefe im Spiegel schauen, wo Patienten ihre eigenen Erfahrungen in Bayreuth schildern.

Dass diese auf Bayreuth bezogenen Mißstände kein Einzelfall sind, sondern offenbar – auch – systembedingt, darauf weist die Bayerische Krankenhausgesellschaft selbst hin: "52 Prozent der rund 370 Krankenhäuser im Freistaat haben für 2013 ein Defizit ausgewiesen. Sie sind deshalb gezwungen, hart zu sparen - was aber eigentlich nur noch beim Personal geht."

"Der SZ liegt ein Brief der Bayerischen Landesärztekammer an das Klinikum Augsburg vor. Darin äußert Kammer-Präsident Max Kaplan seine Sorge sowohl über "die personelle als auch die strukturelle Entwicklung am Zentralklinikum."

„Im Hinblick auf eine qualifizierte Patientenversorgung sehen wir die Gefahr, dass durch eine personelle Unterbesetzung unserer Kliniken die Patientenversorgung nicht nur leidet, sondern dies auch zu Behandlungsfehlern führen kann." Und Kaplan fügt hinzu: "Wir haben schon immer vor einer solchen Entwicklung gewarnt." Es könne nicht sein, dass die Ökonomie über die Medizin dominiere. Das werde die Landesärztekammer nicht zulassen: "Wir werden uns hier einspreizen und den Finger erheben."

Na denn F – F - … [sagt man dazu in Niedersachsen]
Heidi Berg



Links:
Klinikum Bayreuth
22|09|2014: Chefärzte rebellieren erfolgreich gegen die Geschäftsführung des Klinikums Augsburg

Videos:
Die Kriminalpolizei ermittelt gegen das Klinikum Bayreuth. Am Mittwoch (06.08.14) hat die Staatsanwaltschaft Behandlungsunterlagen beschlagnahmt. Sie wirft dem Klinikum Fehlbehandlungen von Neugeborenen vor.
06|08|2014: Fehlbehandlungen: Ermittlungen gegen Klinikum Bayreuth
Andrea Aulkemeyer zum geplanten Klinikum Wilhelmshaven | 16-05-2013


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