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Nur gucken – nicht anfassen



Peter Plettenberg, Chefarzt für Geriatrie [Altersheilkunde] am St. Johannes-Hospital Varel, dürfte nicht der einzige sein, der sich beim drohenden Ärztemangel und den derzeitigen Zulassungskriterien und Integrationsproblemen "an den Kopf fassen" dürfte.

27-04-2018 – Arzt wartet seit Monaten auf Zulassung zum Sprachtest

Varel. Ausländische Ärzte, die nicht aus einem der EU-Länder kommen, müssen in Deutschland einen Sprachtest erfolgreich bestehen, bevor sie eine Berufserlaubnis erhalten. So lange dürfen sie keine Patienten behandeln, sondern nur hospitieren. Zia Sakhizai, ein junger Arzt aus Afghanistan, wartet seit über einem Jahr darauf, endlich diesen Test machen zu dürfen.

"Zia, einmal die Schere bitte!", fordert Dr. Tim Brinkmann. Er möchte einer älteren Patientin nach einer Hüftoperation die Klammern entfernen. Flink überreicht der junge Mann das gewünschte Instrument. Peter Plettenberg, Chefarzt für Geriatrie [Altersheilkunde] am St. Johannes-Hospital Varel, würde Zia gern mehr in die Praxisabläufe einbinden. Das darf er aber nicht. Zia Sakhizai ist zwar Arzt mit Schwerpunkt Neurologie, aber seine Ausbildung wird in Deutschland nicht anerkannt. Er stammt aus Afghanistan und hat in Peking an der weltweit renommierten Capital Medical University [CMU] Medizin studiert. Die prestigereiche Hochschule gehört zu den führenden akademischen medizinischen Einrichtungen in China und ist eine der besten Universitäten der Welt. Nach Abschluss der Ausbildung empfahlen ihm seine Familie und seine Professoren in Asien, erste Berufserfahrungen in Deutschland zu sammeln. Hier seien die medizinischen Standards sehr hoch und er könne viel lernen.
 
Seine Zeugnisse hat Zia bereits kurz nach seiner Ankunft in Deutschland vor mehr als 12 Monaten eingereicht. Noch immer fehlt ihm eine Bestätigung, ob seine Unterlagen vollständig sind, oder ob er noch etwas nachreichen muss. "Ich hänge in der Luft und weiß nicht, was ich tun kann oder noch tun muss, damit ich alle Anforderungen erfülle", sagt Zia und lächelt geduldig. Seither wartet er nun auf einen Termin für die Sprachprüfung. Diese orientiert sich am ärztlichen Arbeitsalltag und umfasst ein simuliertes Aufnahmegespräch zwischen Arzt und Patienten ebenso wie ein schriftliches Protokoll dieses Gesprächs und die mündliche Informationsübermittlung an Kollegen. Erst, wenn er diese Tests erfolgreich bestanden hat, erhält er eine Berufserlaubnis.

Dabei fehlen in Deutschland Mediziner. In vielen ländlichen Regionen ist die Unterstützung durch junge Mediziner aus dem Ausland ein wichtiger Stützpfeiler in der Patientenversorgung. Dennoch dürfen zahlreiche eingewanderte Ärzte nicht arbeiten, weil ihre Ausbildung nicht anerkannt wird. Während ärztliche Abschlüsse aus EU-Ländern und der Schweiz als gleichwertig gelten, müssen Ärzte aus Drittstaaten ihre Ausbildung durch eine Kenntnisprüfung nachweisen. Arztzeugnisse, die außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes und der Schweiz erworben wurden, überprüft die zuständige Approbationsbehörde in jedem Einzelfall auf Gleichwertigkeit. Darüber hinaus werden Deutschkenntnisse, Vorstrafen und die gesundheitliche Eignung kritisch beleuchtet, Berufserfahrung sowie andere Kenntnisse und Fähigkeiten bewertet. Erst danach darf ein ausländischer Arzt in Deutschland uneingeschränkt arbeiten. Zuständig dafür ist der Niedersächsische Zweckverband zur Approbationserteilung [NiZzA] in Hannover. Plettenberg und auch Zia haben mehrfach den Kontakt zu der Behörde und anderen Entscheidungsträgern gesucht, um das Verfahren zu beschleunigen - bisher vergeblich.
 
Seit April 2017 hospitiert der junge Arzt im Vollzeitjob am St. Johannes Hospital Varel. Seine Tätigkeiten beschränken sich auf kleine Handreichungen und zuschauen. Dafür bekommt er keinen Cent. Außerdem ist er nicht krankenversichert. Plettenberg und sein Team engagieren sich für eine zügige Integration des jungen Kollegen. Im Krankenhaus bewohnt er ein kleines Zimmer und der Chefarzt unterstützt ihn finanziell aus eigener Tasche. Das Handy schenkte ihm ein Oberarzt.
 
Die langen Entscheidungswege bis zur Erlangung der Berufserlaubnis findet Plettenberg besonders vor dem Hintergrund der personellen Misere im ärztlichen Bereich völlig unverständlich. "Es ist doch von großem öffentlichem Interesse, dass die angespannte Personalsituation im Gesundheitswesen entzerrt wird. Wir haben nicht genug ärztlichen Nachwuchs und kommen im Moment ohne ausländische Kollegen nicht aus. Das Schicksal von Zia ist kein Einzelfall", sagt er. Ein Problem, das Plettenberg mit vielen Chefärzten in Deutschland teilt.
 
Bei allem Ungemach hat Plettenberg durchaus Verständnis für die Situation der Sachbearbeiter, die einer Flut von Anträgen gegenüberstehen. Auch infolge der Flüchtlingsbewegung versuchen viele Ärzte aus Drittstaaten in Deutschland Fuß zu fassen. Dabei ist eine hohe Zahl an Bewerbern mit gefälschten Zeugnissen. Hier gilt es, die Spreu vom Weizen trennen. Plettenberg macht den zuständigen Sachbearbeitern keinen Vorwurf: "Die arbeiten auch am Limit und machen ihre Sache gut – zu viele Fälle, zu wenig Personal und dazu eine komplizierte Materie." Trotzdem sei dieser Zustand unhaltbar. Möglicherweise ließe sich die Bearbeitung beschleunigen, wenn mehr Mitarbeiter in der Prüfungsbehörde eingestellt würden.

Plettenberg vertritt durchaus die Meinung, dass die Prüfungen sinnvoll seien. Schließlich könne nicht jeder auf die Patienten losgelassen werden. Es stehen Menschenleben auf dem Spiel. Selbstverständlich müssen Äquivalenztests durchgeführt werden. Schließlich sind die Medizinstudiengänge nicht in allen Ländern einheitlich. Kein Patient in Deutschland will nach veralteten Methoden behandelt werden. Auch er ist nicht bereit, von den in Deutschland geltenden hohen Qualitätsstandards abzuweichen, nur um zusätzliche Ärzte zu bekommen. Aber hinter jeder Akte steht ein menschliches Schicksal. Junge Mediziner werden ausgebremst. Und einem Patienten hilft es nicht, wenn ein gut ausgebildeter Arzt nur gucken und nicht anfassen darf.

"Natürlich ist die Kontrolle und Prüfung erforderlich. Man darf aber den bürokratischen Blick nicht von einem höchstbegabten, jungen und überaus motivierten Arzt abwenden und damit einer offensichtlichen Lösung im Wege stehen", sagt Plettenberg. "Zia hat sich extrem gut in unserer Abteilung eingeführt. Wir haben einen jungen Kollegen, der hier arbeiten und leben möchte. Er könnte uns bereits jetzt eine sehr große Unterstützung sein, wenn er nur dürfte." Deshalb hat er von den Friesland-Kliniken bereits einen Arbeitsvertrag erhalten. Dieser wird sofort mit Erhalt der Berufserlaubnis gültig. Dann würde er auch ein angemessenes Gehalt bekommen.
 
Der junge Afghane ist trotz aller Widrigkeiten dankbar dafür, dass man ihm durch die Hospitation den Einstieg in das deutsche Gesundheitssystem erleichtert. So kann er sich, wenn auch ohne Vergütung, die verschiedenen medizinischen Fachrichtungen ansehen, Erfahrungen sammeln, sein Deutsch verbessern und wertvolle Kontakte knüpfen - auch ohne selbst praktisch tätig zu sein. Zia fühlt sich in Varel sichtlich wohl. Die Kollegen der geriatrischen Station sind für ihn wie eine Familie, geben ihm Halt und Kraft. Seine eigene hat er seit über vier Jahren nicht mehr gesehen. Zia klagt nicht. Er lächelt immer freundlich und ist der Schwarm der älteren Damen auf der geriatrischen Station. Nur manchmal, in einer stillen Minute, gibt er zu, dass es an manchen Tagen schwer ist. Heimweh, eine fremde Kultur und manchmal das Gefühl, nicht erwünscht zu sein, machen ihm dann und wann zu schaffen.
 
Zia hofft, bald zum Sprachtest eingeladen zu werden und die ersehnte Berufserlaubnis zu erhalten. Dann könnte er gemeinsam mit Chefarzt Plettenberg praktizieren, Sicherheit im Arbeitsalltag gewinnen und dann nach rund zwei Jahren die mündlich-praktische Kenntnisprüfung ablegen. Er weiß, dass es bis zu fünf Jahren dauern kann, bis Ärzte aus dem Ausland in Deutschland ihre Approbation bekommen. Auf alle Fälle will er seine Hospitation in Varel fortsetzen. Nur nicht zu Hause sitzen. Er wird sich weiter in Geduld üben, den Vareler Kollegen über die Schulter schauen und sich mit dem deutschen Gesundheitssystem auseinandersetzen.

Quelle: Friesland Kliniken | Varel


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