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Keine Einleitung von Abwässern der K+S aus Hessen über eine Pipeline in die Nordsee, Werra & Weser!
23|07|2014



Auch an der "Quelle des Übels" regt sich erbitterter Widerstand

Sehr geehrte Minister/innen,

Die bisherige Einleitungspaxis der Abwässer in Werra und Weser endet am 31. November 2015. Wir fordern, dass Wissenschaft und Technik nach verträglicheren und zukunftsfähigen Entsorgungslösungen suchen.

Die von K&S geplante Einleitung in den Jadebusen in die Werra & Weser wollen wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern und bitten dabei das Land Niedersachsen und die Bundesrepublik Deutschland um Unterstützung.
Intelligente Entsorgungsalternativen müssen heutzutage anders aussehen.

Solange nicht ernsthaft die Entsorgung vor Ort nach neuestem Stand der Technik in Hessen geprüft wurde, werden wir nicht akzeptieren, dass das Problem nach dem Motto "aus den Augen, aus dem Sinn" in entfernt liegende Regionen verlagert wird. Das Risiko, Abwässer über hunderte Kilometer lange Leitung durch ganz Niedersachsen zu leiten, lehnen wir ab.

Bis zu 10 Millionen Kubikmeter jährlich könnten über die Pipeline in den Jadebusen bzw. das Welterbe Wattenmeer eingeleitet werden. Hier haben wir ein besonders sensibles Ökosystem, unser Weltnaturerbe Wattenmeer, die Fischerei und der für unsere Region und für Niedersachsen wichtige Tourismus würden massiv geschädigt, ja sogar in der Existenz bedroht werden. Das Weltnaturerbe Wattenmeer ist das Aushängeschild der Region, wir brauchen diese wichtige Grundlage für die touristische Entwicklung. Eine Einleitung in den Jadebusen muss schon deswegen ausscheiden, da der komplette Wasseraustausch erst nach 90 Tagen erfolgt.

Wir lehnen eine Pipeline in die Oberweser genauso ab, wie die direkte Einleitung in die Werra. Dabei versalzen Werra und Weser so stark, dass die Fische sterben, das Trinkwasser weiter versalzt und am oder im Wasser stehende Bauwerke geschädigt werden. Genau wie an der Nordsee, schadet es dem Tourismus und der Naherholungswert wird in den betroffenen Regionen stark auf den Rückzug sein. Es versalzen nicht nur die Brunnen und das Süßwasser in den Flüssen, auch umliegende Felder und Landschaften werden immer mehr verseucht.

Die Landwirtschaft darf nicht weiter belastet werden, Naturschutzflächen müssen unberührt bleiben, der raumplanerische Gestaltungsspielraum der hierdurch betroffenen Landkreise und Städte darf nicht weiter eingeschränkt werden.

Wir fordern:

- keine Rohrfernleitung zur Entsorgung der Salzabwässer aus dem hessischen Kalirevier in die Nordsee
- keine Rohrfernleitung zur Entsorgung der Salzabwässer aus dem hessischen Kalirevier in Werra & Weser
- die ernsthafte Prüfung einer Entsorgung in Hessen, z.B. das Eindampfen und Bekanntgabe der Prüfungsergebnisse
- eine Gegenüberstellung von Aufwand und Kosten der Pipeline sowie die Formulierung von Alternativen
- eine Verfahrensbeteiligung der betroffenen Städte und Landkreise und bitten dabei das Land Niedersachsen und die Bundesrepublik Deutschland hierbei um Unterstützung
Begründung:

Wer kennt sie nicht, die großen Kali-Salzbergwerke Werra an der Grenze von Hessen/ Thüringen? Es ist das größte Kaliabbaugebiet der Welt. Dabei entstehen riesige Mengen an Kali-Laugen die im thüringischen Gerstungen sowie im hessischen Phillippsthal tief in die Erde verpresst werden. Genau genommen werden sie in die Plattendolomitschicht gepresst für die Ewigkeit. Wir sprechen da von mehr als 1 Mrd. m³ Kali-Lauge, die dort im Dolomitgestein lagern.

Ein Teil der Kali-Salzlauge wird sogar direkt in die Werra eingespeist, mit einer Pipeline, die durch K+S betrieben wird. Die festen Rückstände (elektrostatische Abfälle) werden oberirdisch auf den Kali-Halden gelagert. Die größte Kali-Halde hat eine Länge von 2 km, eine Breite von 600 m und eine Höhe von 200 m.

Da die Kali-Lauge in der Dolomitschicht gepresst wurde und diese Schicht nicht, wie angenommen, dicht ist, sondern durch Verwerfungen undicht geworden ist, wird durch das Einpumpen der Kali-Lauge, das versalzene Formationswasser verdrängt, gerät dadurch in die Werra und in den Buntsandstein. Der Buntsandstein ist ein Grundwasserleiter und durch das Einpressen der Kali-Lauge in die Dolomitschicht tritt die Kali-Lauge dort durch die porösen Stellen aus und steigt an die Oberfläche. Von den mehr als 1 Mrd. m³ verpressten Kali-Lauge, befinden sich nur noch 43% in dem Dolomitgestein, 20% davon sind schon in die Werra aufgestiegen und 37% der Lauge befinden sich im Grundwasser. Einige Trinkwasserbrunnen sind wegen der Versalzung schon versiegelt worden.

Auch an der Oberfläche kommt es bei den Halden zu Auswaschungen, die dann als Kali-Lauge in die Gräben fließen, dann weiter in die Siele und schließlich in die Werra und Weser. Dabei versalzen Werra und Weser so stark, dass die Fische sterben, das Trinkwasser weiter versalzt und dass flussnahe Landschaften verseuchen.

Im März 2014 wurde bekannt, dass K+S über ein Raumgenehmigungsverfahren eine weitere Option sucht, ihr Industrieabwasser loszuwerden. Das will K+S mit einer Pipeline von 450 km erreichen, die durch Niedersachsen führen soll und dann ins Jadefahrwasser eingeleitet wird. Die Pipeline soll mindestens für tausend Jahre genehmigt werden. Der Bau der Pipeline kostet ca. 1 Mrd. €, würde für 50 Jahre liegen bleiben und müsste dann saniert werden. Die laufenden Kosten pro Jahr betragen 1,5 Mio. €. Eine Wirtschaftlichkeit ist dabei nicht gegeben.

Da K+S gegen die EU – Wasserrahmenrichtlinien für die Werra und Weser verstoßen, wollen sie nun die 7 Mio. m³ Industrieabwässer im Jahr, an der Nordsee los werden. Das ist ca. eine Badewanne voll pro Sekunde. Außerdem müssen an der Pipeline die Sicherheitsabstände eingehalten werden, damit kommen kleine Kommunen nicht zu recht. Viele Kommunen haben auch Angst, wenn durch Korrosion der Pipeline ein Leck entsteht, das auf den 450 km die Regionen mit Salzwasser verseucht werden. Da K+S ein Dienstleister für Entsorgung ist, kann das Unternehmen auch Fremdfirmen die Nutzung der Pipeline erlauben.

Der Kalium- Anteil am Gesamtsalz liegt bei ca. 9 %, das wären bei einer Konzentration von 390 %o der Sole und einer Tagesmenge von 20.000 m³ eingeleiteter Sole gewichtsmäßig ca. 600 t Kalium. Magnesium würde gewichtsmäßig mit ca. 900 t pro Tag zu Buche schlagen. Zu berücksichtigen ist, dass es sich um Relativzahlen handelt, die sich bei geringerer Ausgangskonzentration auch ändern können. Weitere Bestandteile sind: Karbonsäure, Alkohole (wie z.B. das Phenol, Bromphenol), Bromide, Strontium, Lithium, Rubidium, Jod, Eisen, Kohlenwasserstoffe, Schwermetalle usw..

Die eingeleiteten Industrieabwässer werden in das Jadefahrwasser gepumpt, bei Flut werden sie in den Jadebusen gedrückt, dort verbleiben sie dann mindestens einen Monat, bis das Wasser des Jadebusen einmal ausgetauscht wurde. Da aber die Salzlauge der Industrieabwässer schwerer ist, sinkt sie nach unten auf den Wattboden und wird somit langsamer raus gespült. Das kann in einigen Bereichen des Jadebusens bis zu 350 Tagen dauern. Das bedeutet, dass die Industrieabwässer nicht gleich auf die offene Nordsee abfließen, sondern immer wieder zurück schwimmen Richtung Küste. Dabei verteilt sich das schwere Industrieabwasser auf dem Wattenmeer des National Parks.

Allein kleine Schwankungen des Kalium- und Magnesiumgehaltes im Wattenmeer führen dazu, dass einige Meeresbewohner sich nicht mehr fortpflanzen können und andere Lebewesen, wie z.B. die Garnelen, Wirbel- und Stacheltiere werden durch Veränderung des Chitinpanzers sterben. Viele Arten sind auf der Roten Liste. Kalium und Magnesium sind gute Faktoren für die Algenblüte.

Würde das Wattenmeer negativ beeinflusst, wäre sogar der Titel „Nationalpark Wattenmeer“ und das „Unesco Weltnaturerbe“ in Gefahr und das würde den Tourismus enorm schaden. Auch die Krabbenfischer sehen Ihre Existenz dadurch gefährdet.

Im Namen aller Unterzeichner/innen.
Wilhelmshaven, 21.07.2014 [aktiv bis 20.01.2015]



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