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Familie fordert von Wilhelmshaven Kurbeitrag
wegen Fäkalieneinleitungen zurück
13|08|2009



Wer hätte das nicht gern bei sich im Vorgarten, so ein eindrucksvolles Siel mit Damenbinden, Socken, Tampons und ungeklärter Ursuppe...tanklasterweise in unregelmäßigen Abständen!

Wir präsentieren Ihnen den eindrucksvollen Offenen Brief ungekürzt mit der offiziellen Antwort der Stadt Wilhelmshaven.

Familie U. Krüger | Pulheim
26.07.2009

an:

Herrn Oberbürgermeister Eberhard Menzel
Rathaus Wilhelmshaven | 26380 Wilhelmshaven

Rückforderung Kurbeitrag

Sehr geehrter Herr Menzel
Als Chef der Verwaltung von Wilhelmshaven muss ich ihnen nun diesen Brief schreiben.

Ich fordere sie auf unseren Kurbeitrag von 57,60 Euro, den ich in Varel bezahlt habe, von ihrer Stadt zurück.

Es geht nicht an, dass ihre Stadt schon seit Jahrzehnten ungeklärte Abwässer in den Jadebusen und damit auf Umwegen auch nach Dangast ins Meer einleitet. Auch wenn sie tausendmal schreiben ein Filter wird eingebaut. Was soll das? Vor ein paar Tagen musste ich in der NWZ vom 22. Juli auf Seite 29 einen Artikel lesen, der mich sehr ärgerlich fast wütend stimmte.

Die Familie aus Hürth kommt wie wir auch aus NRW und zwar aus dem Rhein-Kreis Erft und hier müssen alle Hausbesitzer bis 2015 nachweisen, dass ihre Abwasserrohre, die in den Kanal führen auch Dicht sind. Ungeklärte Abwässer sind verboten und werden mit Strafe belegt. Auf die kleinen Leute kommen gehörige Kosten zu, aber wir sind dazu verpflichtet.

Ich finde es sehr traurig, dass sie so mit unserem "Erbe Wattenmeer" umgehen.

Ich denke, dass sie dafür eigentlich Verständnis haben sollten. Ich denke sie und der Stadtrat müssen sich gefallen lassen, als Umweltsünder an den Pranger gestellt zu werden.

Es ist auch kein Wunder, wenn es bald Anzeigen regnen wird und sie Ihren Kindern und Enkeln erklären müssen, was ihr Vater und Großvater so falsch gemacht hat.

Gerade eine Stadt, die mit der Nordsee so wirbt und davon lebt, sollte mit gutem Beispiel voran gehen. Wir als Urlauber bringen Kaufkraft in die Stadt. Gern werden wir im Kölner Umland verbreiten wie gut das Geld in Wilhelmshaven für Umweltschutz ausgegeben wird. Besten Dank dafür!!!!

Da sie mir und meiner Familie mit diesem Dreck den Urlaub versaut haben [und wir hatten die letzten 14 Tage oft Starkregen], gehe ich davon aus, dass sie ohne viel Aufstand mir, unser Geld zurückzahlen. Ich erwarte in den nächsten Tagen eine Zusage von ihrer Seite.

Mit freundlichen Grüßen

Familie U. Krüger
Anlagen
Kopie Zeitungsbericht
Kopie Quittung Kurbeitrag

...und hier die offizielle Antwort:

Herrn U. Krüger                                                                                  
Puhlheim

Rückforderung Kurbeitrag

Sehr geehrter Herr Krüger,

Ihr Schreiben vom 26.07.2009 hat Herrn Oberbürgermeister Menzel vorgelegen. Er hat mich gebeten, Ihnen zu Antworten.

Rund 60% der Bundesbürger sind an eine Mischwasserkanalisation angeschlossen - vor allem im Süden der Republik. In Nordrheinwestfalen sind immerhin rund 65% an die Mischwasserkanalisation angeschlossen. Und auch in Ihrem Heimatort Pulheim existieren Mischwasserentsorgungsanlagen, die bei extremen Regenereignissen Abwasser unbehandelt in die Vorflut einleiten.

Mischwassereinleitungen in den Jadebusen erfolgen nur bei extremen Regenereignissen. Diese naturbedingt in der Vergangenheit immer häufiger auftretenden Starkregenereignisse lassen sich nicht kurzfristig vom gesamten Kanalsystem und den Speicherbecken der Stadt Wilhelmshaven auffangen, diese fassen rund 55.000 m3. Bei solch extemen Zuflüssen zum Kanalsystem müssten z.T. über 100.000 m3 gespeichert werden. Grundsätzlich erfolgen nicht nur in Wilhelmshaven Einleitungen in den Jadebusen. Auch andere Städte leiten in diesen ein, z. B. in der Nähe von Dangast.

Die vorhandenen Einleitungen in den Jadebusen in Wilhelmshaven sind fachtechnisch korrekt, sie entsprechen den gesetzlichen Anforderungen und den anerkannten Regeln der Technik. Dennoch hat der Rat der Stadt Wilhelmshaven Maßnahmen zur Verringerung der Mischwassereinleitungen beschlossen. Diese sind im Einzelnen
1. der Einbau eines Feinsiebes,
1. die Erhöhung des Speichervolumens [Kanalnetzsteuerung] und
3. die Erhöhung der Pumpleistung [Bau einer Druckrohrleitung zur Zentralkläranlage / Mischwasserbehandlungsanlage].

Dass Ihr Familienurlaub nicht Ihren Vorstellungen entsprochen hat, bedaure ich, dennoch kann ich Ihrer Bitte um Rückzahlung des Kurbeitrages aus Sicht der Stadt Wilhelmshaven leider nicht entsprechen. Sollten Sie Fragen oder noch Angaben benötigen, stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.

Mit freundlichem Gruß
Im Auftrag
Preuß

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Kommentare:

Der Urlaubsstornierer | Hürth
Guten Morgen, ich musste heute Morgen wirklich schon herzhaft bei diesem Antwortschreiben lachen!!! Nicht nur das es eine Frechheit ist, aber verstehe ich Herrn Menzel richtig, dass wir im Rhein-Erft-Kreis eine groooooße Rohrleitung zum Meer gebaut haben, um dort bei Flut einzuleiten: Zitat "Und auch in Ihrem Heimatort Pulheim existieren Mischwasserentsorgungsanlagen, die bei extremen Regenereignissen Abwasser unbehandelt in die Vorflut einleiten" grööööhl. Vielleicht verstehe ich diesen Satz als Umweltbewusster Bürger nicht???!!!

Schönen Gruß,
"Der Urlaubsstornierer"

P.S.
Korrektur meiner Auffassung des Wortes Vorflut...

Vorflut [aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie]

Die Vorflut ist nach DIN 4045 die Möglichkeit des Wassers und Abwassers, mit natürlichem Gefälle oder durch künstliche Hebung abzufließen. Ein Bachlauf mit Gefälle besitzt also eine Vorflut, ein Stausee [mit geschlossenem Abfluss] nicht.

Eine natürliche Vorflut, wie ein Fluss, nimmt das Grundwasser auf. Wasser sickert aufgrund der Schwerkraft immer nach unten z. B. durch Sand, bis es den Untergrund zusammenhängend ausfüllt. Der Grundwasserspiegel ist normalerweise höher als der Wasserspiegel des Flusses. Das Grundwasser fließt entsprechend dem Gefälle zur Vorflut, wo es dann exfiltriert. Also ist Wasser bei normalen Verhältnissen sowohl neben als auch unter dem Fluss.

Nur in besonderen Fällen ist der Fluss vom Grundwasser entkoppelt, wie z. B. bei der Spree oder in ariden Gebieten.

Der Ausdruck „Vorflut“ wird zuweilen mit Vorfluter verwechselt.

Auf dem Bau sagt man „Vorflut“, wenn für das Oberflächenwasser die Möglichkeit besteht, geregelt [ins Kanalnetz] abzufließen.

Links:
20|07|09 EU-Richtlinien
16|07|09 Stadtverwaltung
06|07|09 Zwangsbaden

FÄKALIEN-EINLEITUNG
Einleitungs Dokumentation WEB
06|07|09 Starkregenspeicher
02|07|2009 Stadt belügt Bürger
15|12|08 Die Kaiserlichen KanalarbeiterInnen erhalten Preis für Zivilcourage

Sehen Sie sich dazu auch folgende Videos an:
09|08|07 RTL - Es stinkt zum Himmel
12|07|07 EXTRA 3 - Fäkalien
29|05|2007 Fäkalien-Einleitung
12|05|2007 Saison-Eröffnung
Presse-Fotos

Karikaturen:
19|11|08 Lagunen Harti
28|09|06 Badezonenprävention
07|09|06 Fäkalien-Lösung
30|08|06 Baden in Fäkalien

Downloads:
Einleitungs-Genehmigung Wilhelmshaven [05. September 2001]


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