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Die wahren Kosten der Gentechnik-Soja



Eine gentechnikveränderte Pflanze im großen Masstab angepflanzt und an die Aufbringung von Glyphosat geknüpft fordert langfristig ihren Tribut.

05|10|2018 – Studie: Anbau hat drastische Folgen für Mensch und Umwelt in Südamerika - über 90 Prozent der Sojapflanzen sind gentechnisch verändert

Eine heute veröffentlichte Studie von Testbiotech und der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch zeigt ein erschreckendes Ausmaß von Umweltschäden, die mit dem Anbau von Gentechnik-Soja in Südamerika verbunden sind: Diese reichen von der Zerstörung der biologischen Vielfalt und von Wasserkreisläufen über Schäden an Böden und Klima bis hin zu schwerwiegenden Auswirkungen auf die Gesundheit der ländlichen Bevölkerung. Zwischen 2005 und 2014 stieg die Sojaanbaufläche in Brasilien, Argentinien und Paraguay um 40 Prozent oder 15,5 Millionen Hektar, meist auf Kosten von ökologisch wertvollem Weideland, Savannen und Regenwald. Das Geschäft machen dort vorwiegend Großgrundbesitzer sowie Handels- und Chemiekonzerne.



"Auf insgesamt rund 10 Millionen Hektar wird quasi nur für die EU produziert, denn 29 Millionen Tonnen Soja pro Jahr werden in die EU exportiert", erklärt Tobias Reichert von Germanwatch. "Die Soja dient fast ausschließlich als Tierfutter. Die industrielle Massentierhaltung bei uns wirkt sich also direkt und massiv auf Menschen und Natur in Südamerika aus", ergänzt Christoph Then von Testbiotech.

 

Über 90 Prozent der in Südamerika angebauten Soja ist gentechnisch so verändert, dass sie gegen das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat resistent ist. Das erleichtert die schnelle Ausweitung des Anbaus, da alle konkurrierenden Pflanzen auf neu umgebrochenen Flächen einfach weggespritzt werden können. Dabei muss das Herbizid jedoch immer höher dosiert werden, weil immer mehr Unkrautarten resistent gegen Glyphosat werden. Konkret werden in Brasilien und Argentinien mittlerweile oft mehr als 4,5 Kilogramm Glyphosat pro Hektar eingesetzt - dreimal so viel wie bei Einführung der Gentechnik-Soja vor rund 20 Jahren. Wegen der Resistenzen  werden weitere Herbizide eingesetzt, die zum Teil noch wesentlich giftiger sind als Glyphosat. Die Gefahren für die Gesundheit der ländlichen Bevölkerung und die Umweltschäden werden billigend in Kauf genommen.



"Die EU bleibt von den negativen Folgen nicht unberührt", so Tobias Reichert. "Die durch Importsoja ermöglichte Massentierhaltung führt auch in Europa regional zu erheblichen Umweltschäden, zum Beispiel Gewässerbelastung durch Gülle." Die Studie weist zudem darauf hin, dass Sojabohnen mit Rückständen der Spritzmittelmischungen belastet sind, die gesundheitsschädigend sein können. In Stichproben von Testbiotech wurden im Jahr 2013 Rückstandsmengen von über 100 Milligramm Glyphosat pro Kilogramm Soja gefunden. Das ist das Fünffache des Grenzwerts, der nach Einschätzung von Testbiotech und Germanwatch ohnehin sehr hoch angesetzt ist. Gleichwohl finden in der EU keine systematischen Untersuchungen der Importsoja statt. Die Organisationen weisen darauf hin, dass die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA selbst einräumt, keine ausreichenden Daten zu haben, um die gesundheitlichen Risiken bewerten zu können.



„Es gibt offensichtlich ganz extreme Belastungen für die Umwelt in den Anbaugebieten und gleichzeitig keine ausreichenden Daten, um die gesundheitlichen Risiken der Verfütterung der Gentechnik-Soja zu bewerten. Diese Produktionsprozesse sind völlig aus dem Ruder gelaufen", so Christoph Then. Die Alternative könne auch nicht darin bestehen, die Gentechnik-Soja einfach aus den USA zu importieren. Auch dort bestehen demnach erhebliche Probleme wie stetig steigende Pestizidmengen.

 

Tobias Reichert fordert: "Die EU muss neue Vereinbarungen mit den südamerikanischen Regierungen treffen. Dabei muss es auch darum gehen, den Handel in anderen Bereichen zu stärken, um die einseitige Abhängigkeit dieser Länder vom Sojaexport zu verringern. Insgesamt muss die europäische Landwirtschaftspolitik eine Kehrtwende weg von der industriellen Massentierhaltung machen. Dadurch würde die Nachfrage nach Soja deutlich sinken."

Quelle: Germanwatch



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