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Banter See: Stimmungsmache?
30|04|2013



Der Banter See und die entfernten Freistrahlanlagen sind inzwischen ein hochumstrittenes Politikum, deren Beurteilung eher durch Verwirrung als durch Fachaussagen glänzt.

Nachdem man die Stadt Wilhelmshaven seit Jahren neoliberal umzupflügen versucht und den BürgerInnen bis heute nicht einmal im Ansatz einen Ausgleich für die verlorengegangenen Freizeitareale wie z. B. den Geniusstrand lieferte, formiert sich nun Widerstand.

Der Banter See, ein ehemaliger Brackwassersse, der schon seit Jahren mehr oder minder von giftigen Blaualgen geplagt wird und den auch die Hafenwirtschaft ins Auge gefasst hat, gerät immer mehr zum Zankapfel.

Seit mehreren Jahren waren dort sogenannten Freistrahlanlagen zur Durchmischung der Wasserschichten eingebracht, ein minimalinvasiver Eingriff, wie es Fachleute bezeichnen. Nach deren Entfernung ist ein Streit entbrannt, ob diese Anlagen Sinn machen oder nicht, genauer gesag. Die Verwaltung möchte sie neben Kostengründen dauerhaft entfernen,  weil die maritime Wirtschaft angeblich jede Kaikante benötigt. Der Fraktionsvorsitzende der Mehrheitsgruppe, Stephan Hellwig [CDU], möchte sie ebenfalls dauerhaft entfernen, weil ihre Unterhaltung Geld kostet. Angesichts von 270 Millionen Gesamtschulden scheint das logisch aber bei 1.000 Euro jährlichen Kosten argumentativ lächerlich, erst recht, bezogen auf den Gesamthaushalt von ca 200 Millionen Euro.

Der Oberbürgermeister Andreas Wagner muss an die Wirtschaft liefern, deren Bestreben und Versprechen von mehr Arbeitsplätzen und einer blühenden Ökonomie schon seit Jahrzehnten nicht eingelöst werden. Typisch für diese Wilhelmshavener Wirtschafswaisen ist, dass nur ein kleiner Teil von diesem angeblichen Nutzen profitiert, ganz ähnlich, wie es der Neoliberalismus uns immer wieder vor Augen führt.

Wilhelmshaven liegt deshalb am Boden, weil sich der wirtschaftliche Grundgedanke, der auf Wachstum beruht, in "Boomtown", wie die Jadestadt spöttisch genannt wird, nicht umsetzen lässt.


Wachstum sollte auch in der Wilhelmshavener Raffinerie produziert werden. Die auf dem Bild zu sehenden Cracker waren schon zum Ausbau in Wilhelmshaven angekommen. Conoco Phillips entschied sich aber die Raffienerie nicht auszubauen, sondern zu verkaufen. Wilhelmshaven hat nun anstelle einer produzierenden Raffinerie ein Tanklager und mit Zulieferern über tausend Arbeitsplätze weniger. Die Cracker sind auf dem Weg in die USA und gehören nun zum Bild des "negativen Wachstums " in Wilhelmshaven. So ist er halt, der Neoliberalismus.

Stadtentwicklung heisst in Wilhelmshaven, dass sich die Löcher in den Straßen vermehren, das Grünzeug über die Bürgersteige wuchert und immer weniger Geld in der Stadtkasse zu finden ist, denn ohne Wachstum gibt es auch keine Gewinne und ohne Gewinne kann man nur auf Pump investieren. Zusätzlich wandert die Industrie ab und die Gewerbesteuer droht einzubrechen.

Hinzu kommt, dass Andreas Wagner [CDU] bei weitem kein wirtschaftlicher Überflieger ist, wie es vor seiner Wahl und teilweise immer noch, vor allem von ihm selbst, postuliert wurde.

Im Falle des Banter Sees tobt ein erbitterter Kampf der Verwaltung, die unbedingt ihren Willen durchsetzen will, gegen Fachleute, die Wagner nicht mit "ins Boot" der Beratungen holte, als es darum ging, eine objektive Betrachtung der Situation als Entscheidungsgrundlage zu produzieren. Schnellschüsse kennzeichnen seinen Weg seit seiner Amtseinführung und Schocktherapien, wenn es um Entscheidungen geht, die so aussehen, dass wichtige Dokumente erst kurz vor Rats- oder Ausschussitzungen präsentiert werden, damit möglichst wenig Zeit zum Überlegen und damit zu einer "Gegenwehr" bleibt.

Es weht nicht nur der Hauch des Neoliberalismus über Boomtown, sondern diese Wirtschaftsdoktrin, die man versucht beinahe in jedem von Schulden geplagten Land zu installieren, soll auch weiterhin bestimmend für Wilhelmshaven bleiben.

Der Banter See ist nur eines dieser Beispiele, aber exemplarisch für das System Wilhelmshaven.

Von der Stadt wurde ein Gutachter [Ingenieurbüro Dr.-Ing. Manzenrieder und Partner] beauftragt den ehemaligen Brackwassersee überhaupt einmal zu untersuchen. Manzenrieder hatte schon das Hooksieler Tief untersucht, das ebenfalls von Blaualgen geplagt wurde. Dort wurde das Süsswasser sukzessive durch Meerwasser ersetzt, d. h. man öffnete bei Hochwasser die Schleuse und umgekehrt. Das hatte letztendlich zur Folge, dass sich mit dem Salzwasser aber auch Flora und Fauna veränderten, ein Aspekt, der in der Wilhelmshavener Diskussion rund um den Banter See irgendwie so gar nicht vorkommt.

Wissenschaftler warnen vor auch vor Blaualgen, die sich in Salzwasser "wohlfühlen". Im Rahmen des Klimawandels sei es nur eine Frage der Zeit, dass das Blaualgenproblem wieder zum Gegenstand der Tagespresse wird. Dann würde auch der Banter See temporär wieder vor sich hinstinken, wenn die Algen abgestorben an der Wasseroberfläche treiben, was die Chef des nahegelegenen Hotel Columbia weniger entzücken dürfte

Trotzdem drängt die Verwaltung, mit von ihr selbst in das Gutachten eingearbeiteten Empfehlungen, auf die Öffnung des Grodendammes. Im ersten Schritt sollen Rohre zwischen dem Großen Hafen und dem Banter See für die sukzessive Durchmischung mit Salzwasser sorgen. Vor der "Versalzung" mit Hafenwasser warnte indes der Kultur - und Umweltdezernent Dr. Jens Graul, weltberühmt geworden durch das Video "Schöner baden in Fäkalien". Im Hafenwasser werden durch den Ems-Jade-Kanal temporär Nährstoffe für Blaualgen von den Feldern kommend transportiert, die das Algenwachstum zusätzlich anregen könnten.

Jugend forscht leistete auch schon einen Beitrag zur Problembewältigung [Sonderman Versuche Cyanobacterien.pdf] und auf Seite 14 heisst es:
Zitat: " ... Eine geregelte Dammöffnung scheint mir ebenso eine gute Lösung zu sein, da es das Wachstum leicht abschwächt, es jedoch nicht grundlegend unterbricht. ... "

Dazu bedarf es aber weitere Versuche:
Zitat: " ... Um die Auswirkung einer Dammöffnung exakter und mit größter Sicherheit vorhersagen zu können, zeigt diese Arbeit, müssten weitere Wachstumsversuche erfolgen ... "
[Quelle: Sonderman Versuche Cyanobacterien.pdf - Seite 14]

Prof. Dr.-Ing. Juergen Michele für Strömungstechnik und mechanische Verfahrenstechnik bemerkt dazu:
Zitat: " ... Es ist erfreulich, dass die Stadtverwaltung beinahe auf dem Niveau von „Jugend forscht“ angekommen ist. Ich war auch bei der JU-Veranstaltung mit Herrn Sondermann zugegen.
Es war bemerkenswert, wie weit er sich in das Thema Cyanobakterien inzwischen eingearbeitet hatte. Jedoch können seine Ausführungen wissenschaftlich nicht als Basis für die Öffnung des Grodendamms herangezogen werden. ... "

Prof. Dr.-Ing. Juergen Michele gehört zu denjenigen, die nicht in den Entscheidungsprozess mit einbezogen wurden und wie es sich für einen Wissenschaftler gehört, mischt er sich in eine Diskussion ein, die vom Oberbürgermeister Andreas Wagner unerwünscht ist, aber von fachlicher Seite zur objektiven Betrachtung dringend notwendig erscheint. Zur ersten sogenannte "Banter See Konferenz" wurde der Professor gar nicht erst eingeladen.

Ähnlich wie bei der Diskussion um die Wilhelmshavener Schullandschaft wird im Fall des Banter Sees die Wirtschaft hofiert, wie sonst lässt sich begründen, dass in den genannten Bereichen Abstand davon genommen wird, alle aussagekräftigen Argumente in die Beurteilung zur Wasserbehandlung einfliessen zu lassen.

Im Bericht, Anlage_zu_514-2013_Info_Vw_zum Antrag_vT_Freistrahanlagen.pdf, der sich eher kritisch mit dem Einsatz der Freistrahlanlagen auseinandersetzt, wird aber auch auf den den Sachverhalt hingewiesen, dass [sinngemäss] längst nicht alle wichtigen Parameter in die Untersuchung eingeflossen sind, so dass eigentlich weiter untersucht werden müsste.

Hier einmal ein Ausschnitt:
Zitat: " ... Als wichtigster und primärer Punkt für die Bewertung der Freistrahltechnik im Banter See und deren Auswirkungen auf die Blaualgenproblematik wird der Einfluss dieser Anlagen auf den Durchmischungszustand des Gewässers angesehen. Der Durchmischungszustand z.B. eines chemischen Reaktors oder eben auch eines Gewässers stellt eine ureigene verfahrenstechnische Größe dar und es ist folgerichtig, dass auch in der Gewässerkunde diese Größe in Form der Stratifizierung/Destratifizierung eine Rolle spielt. Das kommt auch im Abschlussbericht Technik innerhalb von Thesen zum Ausdruck und es ist kaum nachvollziehbar, warum diesem wichtigen Sachverhalt kein ausführliches Versuchs- und Beprobungsprogramm gewidmet wurde. ... "

Im Fazit der "Anlage_zu_514-2013_Info_Vw_zum Antrag_vT_Freistrahanlagen.pdf" heisst es:
Zitat: " ... Aus verfahrenstechnischer Sicht ist zwar das Durchmischungsverhalten des Gewässers richtigerweise in das Zentrum der Betrachtungen gerückt worden, jedoch gehen die Annahmen und Vereinbarungen dazu über das Stadium von Thesen nicht hinaus. Es wird versäumt, über ein spezielles Forschungsprogramm diese Thesen auf ihre Richtigkeit zu überprüfen, so dass auch nach der langen Versuchszeit keine eindeutigen Ergebnisse zur positiven Wirkung der Freistrahltechnik vorliegen. ... "

Neben ausführlichen Erläuterungen kommt der Bericht trotz der erwähnten Unsicherheiten zum Schluss, die Freistrahlanlagen nicht weiter einzusetzen.

Was dem Banter See wirklich hilft dürfte weiter im Unklaren bleiben, denn insgesamt wurde noch zu wenig begleitend untersucht, so dass ein abschliessendes Urteil eigentlich gar nicht möglich ist.

Es ist klar, dass die Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen Parteien weitergehen wird und sogar eskalieren könnte, wenn sich nicht endlich alle an einen Tisch setzen, um vor allen Dingen ohne wirtschaftliche Hafeninteressen zu diskutieren. Auch ein gesamtheitliches Konzept für den Banter See müsste endlich einmal verdeutlicht werden. Vermutlich hat Wagner ausser den Vorgaben seitens der Wilhelmshavener Lobbyisten gar keins oder eins, das er den Wilhelmshavener Volksvertretern kurzfristig als alternativlos zur Entscheidung vorlegen möchte, wie beim Versuch des Krankenhausneubaus, höchstwahrscheinlich wieder ohne "Plan B", weil ja alles wieder einmal so gut von der Wirtschaft, die durch ureigenste Interessenswünsche zugunsten einiger weniger glänzt, durchdacht wurde.

Die Wilhelmshavener SPD könnte hier auch einmal aus dem Schatten von Stephan Hellwig [CDU] hervortreten und ihre Position für eine Weiternutzung der Freihstrahlanlagen durchsetzen, allerdings mit einem wissenschaftlichen Begleitungsprogramm, das den Namen auch verdient.

Wozu haben wir denn eine Fachhochule, die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung und die Präsentation von möglichst allen Fachleuten in erst gemeinten Veranstaltungen zur Bewältigung eines Themas?!


Wolf-Dietrich Hufenbach
Dokumentarfilmer | Wilhelmshaven


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Die Darstelllung des "Trio Infernale Wilhelmshavens" sorgt für Aufregung.
Eine Menge Wilhelmshavener Bürgerinnen protestieren unter dem Motto "Planungswahnsinn am Banter See tut 5.000 Menschen weh" für den Erhalt des Banter Sees, so, wie er ist. Sie wehren sich gegen eine Wohnbebauung für "Priveligierte". Mehr dazu in einem Video ... [das Bild ist vom 15-07-2014] ... .... zum Video | youtube ...



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