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Zornesröte...
06|09|2011



Maersk braucht den JadeWeserPort für seine grossen Schiffe gar nicht - Warum baut Wilhelmshaven dann einen Containerhafen?

... steigt einem ins Gesicht, angesichts der Heuchelei, wieviel Bürgernähe die Politik dem gemeinen Volke in Wilhelmshaven demnächst zubilligen möchte.

Die reine Wut kommt hoch, dass sich die PolitikerInnen, die vorher alles andere als „volkophil“ waren und wiedergewählt werden möchten, bei Podiumsdiskussionen hinstellen und z. B. beim Thema Lohndumping im Reinhard-Nieter-Krankenhaus sagen [sinngemäss]: „Ich möchte selbst nichts zu den Lohnstrukturen sagen, weil ich im Aufsichtsrat tätig bin“.

Haben PolitikerInnen wie Ursula Glaser [CDU] keine eigene Meinung, ist in der Vergangenheit etwa nicht im Sinne der BürgerInnen entschieden worden, sondern im Sinne der Partei, oder ist es nicht so, dass man sich nicht zu seinen politischen Kurzschlüssen äussern möchte, weil das außerordentlich peinlich werden könnte?

Verantwortung ist schwer zu ertragen und Moli?re [Jean-Baptiste Poquelin] hat nicht zu unrecht die allseits bekannten Worte formuliert:
[Zitat]: „Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun“.


Und was haben sich die Auszubildenden bemüht, den verantwortlichen PolitikerInnen klarzumachen, was es bedeutet, mit 30 Prozent weniger Lohn leben zu müssen, aber keine Resonanz. Ganz oben an der Spitze dieser Meinungsfront Eberhard Menzel [SPD] der sogar ein Streikverbot durchsetzte, an das sich aber nicht alle Reinhard-Nieter-Angestellten hielten und trotzdem mit der ver.di zur Großdemo nach Hannover fuhren.

Der virtuellen Hellhörigkeit und  Anteilnahme an den Sorgen und Nöten der BürgerInnen steht die Arroganz der Macht gegenüber, die sich vor Wahlen herablässt, um danach wieder wie vorher fortzufahren. In der Kommune holt man sich genau dafür seine Legitimation durch den Wähler und behauptet nach einer Wahlbeteiligung von etwas über vierzig Prozent, zu hundert Prozent VertreterIn des Volkes zu sein.

Kein Wort über die verheerende politische Bilanz vom Gros der LaienpolitikerInnen, bei der viele von Ihnen eigentlich schon aus Gründen der Scham von selbst zurücktreten müssten.

Gerade bei der CDU scheint der Punkt der Umkehr immer nur von oberster Stelle akzeptiert zu werden, wie beim Atomausstieg. Wenn der Bürger kommt, dann heisst es schon einmal, wie z. B. von Günter Reuter nach einer Live-Diskussion über CCS im Wattemeerhaus [sinngemäss]: „Ich bin der Fachmann und sie haben nur eine Meinung“.

Gut, dass er das einem studierten Umwelttechniker gesagt hat und sich damit als Volksvertreter das Armutszeugnis im Beisein mehrerer Zeugen gleich selbst ausstellte.

Was wird denn nun aus Wihelmshaven und wo sind eigentlich die wirklichen Themen geblieben, wie z. B. der Jahrhundert-Containerhafenbau, der doch eine ganze Region voranbringen soll?

Jede Menge Schwierigkeiten mit der Bahnanbindung und Lärmschutz frühestens ab 2015 für die, die das Projekt hauptsächlich finanzieren, die SteuerzahlerInnen.

Zu diesem Chaos, das man als solches nicht empfinden soll, gesellt sich die Nachricht, das der weltgrößte Reeder Maersk, der am Hafen beteiligt ist, diesen gar nicht braucht:
[Zitat] „ ... „Das Terminal in Wilhelmshaven wird nicht gebaut, um unsere Triple-E-Schiffe abzufertigen. Wir können auch heute schon diese Schiffe abfertigen“, sagt Thilo Heinrich von der Reederei Maersk gegenüber Plusminus. Die Maersk-Linienschiffe aus Asien stoppten nämlich meist auch im englischen Felixstowe, in Antwerpen oder in Rotterdam, bevor sie einen deutschen Hafen erreichen. Und in Bremerhaven und Hamburg gebe derzeit genug Kapazitäten, um die Container umzuschlagen. ...“
[Quelle: Plusminus | 16-08-2011]


Niemand von der Redaktion des lokalen Heimatblattes hat diese so wichtige Information entdeckt, was nicht für einen objetiven-, sondern für einen Kampagnenjournalismus spricht, dem die Wilhelmshavener seit Jahrzehnten ausgesetzt sind.

Sie werden nicht informiert, sondern desinformiert, wie es Max Otte in seinem Buch „Der Informationscrash“ ausdrückt.

Dabei ist es doch so wichtig zu wissen, was und wie sich Wilhelmshaven zukünftig entwickeln könnte und nicht nach dem Gutdünken einiger weniger soll.

Die BürgerInnen sollen es nun mit richten, eine Aussage, beider man den großen Parteien nur auf Lippenbekenntnisse stösst.

Als Beispiel sei nur das neue Gewerbegebiet an der Antonslust  genannt, wo man die Beteiligten erst nach der Entscheidung informiert - wer braucht schon rennomierte Krankengymnastikschulen.

Bleibt einem da nicht nur die Abwahl einer Elite, die sich im Nachhinein betrachtet auf Kosten der BürgerInnen selbst dazu ernannte?

Wilhelmshaven geht es seit der letzten Kommunalwahl nicht besser,  so wie es uns die noch amtierenden „VolksvertreterInnen“ beinahe kollektiv versprachen.

Im Gegenteil, „Boomtown“, wie Wilhelmshaven noch vor der letzten Krise genannt wurde, befindet sich seit Entdeckung seines Potentials vor mehreren Dekaden im „Freien Fall“ und die nächste Wirtschaftkrise rollt auf uns zu - und wer ist besonders betroffen von Rezessionen? - genau: die Exportwirtschaft und damit auch Häfen.

Somit könnte es passieren, dass sich Wilhelmshaven weiterhin im Kreis dreht, wenn die BürgerInnen am 11. September nicht anfangen, die Weichen für eine Mitentscheidung über das Schicksal Wilhelmshavens selbst zu stellen.

Sie können weitestgehend dafür sorgen, das Stadtparlament so neu zu konfigirieren, dass die üblichen Mehrheiten ausgeschlossen werden.

Mehr Pluralismus würde der Stadt gut tun, verlangt natürlich nach langfristigerem Engagement, als den üblichen kommunalen Urnengang alle fünf Jahre.

Ignoranz, Arroganz, Polarisierung, Vetternwirtschaft und Intransparenz kennzeichnen Wilhelmshaven z. Zt. und das muss sich dringend ändern.


Wolf-Dietrich Hufenbach
Dokumentarfilmer | Wilhelmshaven

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