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Trauma Afghanistan
28|01|2010



Schon 2008 wurde mit einer Demonstration in Wilhelmshaven auf das umstrittene Mandat hingewiesen.

Komplizierter Konflikt, den man nach seinem Scheitern irgendwie legalisieren muß.

Das Unwort Krieg darf im Zusammenhang mit Afghanistan nicht fallen, ist aber mit dem Wort Irak eng verknüpft. Liegt es etwa an der deutschen Beteiligung am Hindukusch und was ist, wenn die obersten Generäle bald bei Mutti Merkel anrufen und fragen, warum Deutschland noch keine Truppen in den Jemen entsand hat? Konstruiert die Waffenindustrie schon den nächsten Brandherd, zur Rettung der Arbeitsplätze?

Sogar die Grünen haben den Einsatz mit verabschiedet und auch die Union war nie dagegen, das ISAF-Truppen in entfernten Provinzen ihren Dienst tun.

Wie man es auch zu tarnen versucht, Krieg ist Krieg und kriegsähnlich ist auch Krieg, denn da sterben ebenfalls Menschen und das Wort Asymmetrie macht den Krieg auch nicht legitimer, weil die Verfolgung kriegsähnlicher Ziele nichts anderes als Krieg ist.

Schon die Entsendung Richtung Jugoslawien war fragwürdig, umstritten und teuer. Afghanistan kostet jährlich ca. 430 Millionen Euro und Gu-i-do möchte noch einen finanzierten Abschwörungskurs für Taliban Kämpfer, Kosten 50 Millionen Euro.

Henrik Broder hat das treffend umschrieben:
Zitat: "Offener Brief an Guido Westerwelle ... Ich schwöre der Gewalt ab! ... Ich halte das für keine abwegige Idee, auch wenn ähnliche Programme, die sich an deutsche Neonazis richteten, wegen mangelnder Nachfrage eingestellt werden mussten. Es könnte ja sein, dass afghanische Taliban praktischer und pragmatischer denken als deutsche Neonazis und sich eher korrumpieren lassen.
Ich will jetzt auch nicht kleinlich rumnörgeln und fragen, wie Sie sich das Prozedere vorstellen, wie Sie zum Beispiel kontrollieren wollen, dass ein Taliban alle Kontakte zur al-Qaida abgebrochen hat. Reicht sein Ehrenwort oder müsste er eine notariell bestätigte Erklärung seines al-Qaida-Führungsoffiziers vorlegen, dass der Umgang eingestellt wurde?..."
[Quelle: Spiegel | 26-01-2010]

Das der Präsident korrupt ist macht nichts, da die anderen Kandidaten noch korrupter sein sollen, heißt es immer wieder aus der Presse. Die Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner nennen es die anderen oder das kleinere Übel, übertragen auf Afghanistan.

2015 ist das nächste Datum, das genannt wird, wenn es um den vollständigen Abzug der deutschen Truppen aus der Krisenregion geht. Bei einem solchen Einsatz können natürlich Menschen zu Tode kommen, und als Gefallene per Zinksarg wieder heimkehren, weil sie versuchten, die Demokratie am Hindukusch zu verteidigen. Bis zum Abzug will man aber erstmal bis zu 850 weitere Soldaten entsenden, um die Ausbildung der Afghanen voranzutreiben, die sich dann irgendwann selbst verwalten sollen, ohne externe Hilfe.

Was aus solchen schön formulierten Zielen wird, sieht man ja am Beispiel Irak.

Laut Washingtonpost:
allein 4.361 Tote Amerikaner im Irak [Operation Iraqi Freedom]
und
959 Tote Amerikaner in Afghanistan
[Operation Enduring Freedom].
[Stand 27|10|2010]


Was für eine verheerende Bilanz im Auftrag der Demokratisierung.

Was fehlt ist natürlich die Bilanz der Toten aus der Zivilbevölkerung. Geschätzt wurden ´mal über 100.000 Menschen.


Kriege seien nötig aber keiner fragt mehr nach den Hintergründen, warum Piraten aus dem Jemen Schiffe kapern oder warum sich Heere zusammenrotten und in fremden Ländern abgelegene Winkel suchen, um ihre Truppen dort auszubilden.

Niemand fragt danach, warum die Vereinigten Staaten in fremde Länder einmaschieren, oder unterentwickelte Kontinente mit Krediten systematisch verschuldet werden, um dann günstig an deren Bodenschätze zu gelangen oder deren Flächen für die Baumwollproduktion zu benutzen, während die Bevölkerung dringend Land zum Anbau von Lebensmitteln benötigt und Hunger leidet.

War es nicht die USA, die Saddam Hussein jahrelang unterstützt hat, damit er jede Menge Waffen aus den Vereinigten Staaten importieren konnte?

Statt dessen sitzt man schön weit weg und ignoriert Dokumentarfilmer, die schonungslos die Gründe offenlegen,die erst zu dem heutigen Chaos geführt haben, wie der Österreicher Erwin Wagenhöfer mit seinem Film "Lets make money!", der Ende 2009 in die Kinos kam.

Sind die Worte von Hermann Scheer nicht Mahnung genug:
„Im Neoliberalen Zeitalter ist alles verkürzt ... auf die aktuelle Erzielung einer höchstmöglichen Rendite, koste es was es wolle.“

Müssen wir uns immer wieder der gleichen Propaganda bedienen um Kriege zu legitimieren, nur weil Verbündete Druck machen?

Kennen die Poliker ihr Grundgesetz nicht mehr, in dem ausdrücklich steht, dass kein Krieg mehr von deutschem Grund ausgehen soll.

Ist der Konflikt am Hindukusch ein Verteidigungsfall oder ist das Grundgesetz gar unvollständig?


"Krieg ist ein unter Einsatz erheblicher Mittel mit Waffen und Gewalt ausgetragener Konflikt, an dem mehrere planmäßig vorgehende Kollektive beteiligt sind. Ziel der beteiligten Kollektive ist es, den Konflikt durch gewaltsame Kämpfe und Erreichen einer Überlegenheit zu lösen. Die dazu stattfindenden Gewalthandlungen greifen gezielt die körperliche Unversehrtheit gegnerischer Individuen an und führen so zu Tod und Verletzung. Krieg schadet so auch der Infrastruktur und den Lebensgrundlagen der Kollektive.

Kriegsformen sind vielfältig und nicht unbedingt an Staaten oder Staatssysteme gebunden: Sie können auch innerhalb von Staaten stattfinden, etwa als Bürgerkrieg, Unabhängigkeitskrieg oder bewaffneter Konflikt, und zum Weltkrieg oder zum Völkermord werden."
[Quelle: Wikipedia]

Ist ein Krieg ein kriegsähnlicher Zustand, weil man die Kriegsziele anders definiert wie zum Beispiel als kontrollierte Beaufsichtigung der Bevölkerung, bis sie in der Lage ist selbst Frieden und Ordnung nach westlichem "Vorbild" im eigenen Land herzustellen?

Nebenbei droht die Islamisierung und in Deutschland kommt man nur schwer gegen die Vorurteile an, die man sich permanent selbst konstruiert, weil alles Fremde erstmal unheimlich ist und man bildzeitungsniveauorientiert fremde Kulturen verstehen soll.

Seit dem 11. September 2001 ist alles anders, d. h. dieser Tag wird offiziell als der Tag gewertet, an dem der Streit zwischen den guten Amerikanern und den Mullahs eskalierte!

Seltsamerweise waren immer Männer mit Bärten und Turbanen im Spiel, wenn es darum ging die Grundwerte Amerikas als die besten Wertvorstellungen zu verteidigen.

In Ohio sollte auch ein muslemischer Terrorist für einen verheerenden Anschlag auf ein Bürogebäude verantwortlich sein - dumm nur, dass es ein Amerikaner war.

Könnte es nicht auch sein, dass es der Wilde Westen darauf anlegt, sich Feinde zu schaffen, um wie im Irak an deren Bodenschätze zu gelangen?

Uns kommen die Fragen, warum der Konflikt entstehen konnte, inzwischen viel dringender vor. Was Russland in seiner Invasion zwischen 1979 und 1989 gegen Afghanistan nicht schaffte soll ein ISAF-Heer "toppen"?

Einige Gründe, warum die Russen am Hindukusch scheiterten kommen einem doch sehr bekannt vor:
Zitat: "Der afghanische Krieg war in der Sowjetunion selbst äußerst unpopulär. Viele wehrpflichtige Jugendliche aus der gesamten Sowjetunion, die als Soldaten in diesem Krieg eingesetzt waren, kamen ums Leben, erlitten Verwundungen, zogen sich Krankheiten zu oder wurden traumatisiert.

Wegen der Geheimhaltung, die alle militärischen Angelegenheiten umgab, und der Zensur in den Medien waren Berichte über diese Verluste nicht möglich.

Die sowjetische Bevölkerung konnte sich mit den Zielen des Einsatzes „in der fremden Wüste“ nicht identifizieren, was in einem Vertrauensverlust der sowjetischen Bevölkerung zur politischen Führung resultierte"

[Quelle: Wikipedia]

Was im Bundestag am 27. Januar 2010 gesagt wurde klang eher wie die Suche nach irgendeiner Begründung, um den Kopf irgendwie noch aus der Schlinge ziehen zu können. Gegenseitige Vorwürfe standen im Vordergrund - eine wirklich befriedigende und logische Erklärung konnte und wird wirklich niemand liefern können.

Das Resultat werden weitere Tote Menschen sein, die in Zinksärgen heimkehren und für ein mehr als zweifelhaftes Mandat ihr Leben liessen. Begleitet werden diese von traumatisierten Soldaten, für die sich wie in den USA keiner zuständig fühlt und die wenn überhaupt nette Prothesen bekommen und einen feuchten Händedruck von denjenigen, die sie in die Weiten der Terrorismusbekämpfung entsendeten, im Namen der Waffenlobby.


Wolf-Dietrich Hufenbach
Dokumentarfilmer | Wilhelmshaven

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Links:
28|01|10 Taliban-Aussteigerprogramm: Bündnis der Selbstbetrüger
26-01-2010 Offener Brief an Guido Westerwelle ... Ich schwöre der Gewalt ab!
23|04|08 Demo gegen Kriegseinsatz


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