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Die Merkel geht
Mutti Merkel wirkt ein wenig Amtsmüde.
05|11|2018 | Und ewig kehrt sie wieder
Die Winterzeit und der irre wichtige, jährliche Wechsel zu einer fiktiven Sommerzeit wird wohl beendet. Bald, so tönte seit es Wochen aus den Medien, bald könnte die uns bekannte Zeiten-Welt enden und ganz andere Zeiten könnten ausbrechen. Genug des Uhrzeit-Wechsels. Jetzt, aber jetzt beginnt dem Abendland was zu dämmern: Die Merkel geht. Und nun dräut es aus denselben Medien: Der Anfang vom Ende?
Das Ende von was? Kann sein, dass es ein Ende der zur Zeit vorherrschenden Kapital-Verwaltungs-Fraktion wird. Aber schon wer sich die öffentlich diskutierten CDU-Alternativen ansieht, kann kein besonders dickes Ende ahnen: Annegret Kramp-Karrenbauer? Die wäre die die Fortsetzung der Merkel mit anderen Mitteln. Jens Spahn? Aus echter Münsterländer Brett-Vorm-Kopf-Eiche, mit total modernem PVC-Furnier beklebt. Friedrich Merz, der mit dem Bierdeckel tanzt? – Ja, keiner konnte so lange aussitzen wie die hohe Frau aus der Uckermark. Niemand aus ihrer Truppe war so schlau wie sie, immer gut für eine jähe Wendung mit der überzeugenst-täuschenden Hausfrauen-Maske aus dem Biedermann-Kohl-Fundus. Und doch: Da naht kein besonderes Ende von irgendwas, geschweige es gäbe einen echten Anfang von was gründlich Anderem.
Beendet ist allerdings auf absehbare Zeit das noch aus der Bonner Ära geerbte Zwei-Parteien-System, das Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel von CDU und SPD. Nicht nur, weil die SPD aus dem Spiel ist. Auch weil mit der AfD eine Alternative der nationalistischen Art als neue Verwaltung der alten Pfründe zur Wahl steht. Seit der Gründung der AfD durch wohlhabende CDU-Abweichler dienen sich die Völkischen als Reserve-Partei für die zerschlissene CDU an. Ob die großen deutsche Konzerne mit der AfD gern von den EU-Subventions-Töpfen lassen würden? Immerhin war die Partei ja mal als Anti-EU-Truppe angetreten. Aber was nach den Wahl noch Bestand hat, wenn es ums Geschäft geht, ist bekannt: Nichts. Ganz sicher kann sich die Rüstungs-Industrie mit den NATO-Freunden von der AfD sein: Diese schöne MiIitär-Subventions-Maschine wird auch die scheinbare Alternative für das Grenz-Deutschland nicht stoppen wollen.
Die Alte geht, doch immer kehrt sie wieder. Wie mag dem Jens Spahn wohl der Rock der Dame stehen? Kaum besser als Alice Weidel. Könnten die beiden gut koalieren? Wer wie Spahn ernsthaft behauptet, "Hartz IV bedeutet nicht Armut, sondern ist die Antwort unserer Solidargemeinschaft auf Armut", der kann auch gemeinsam mit Frau Weidel "das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat", den sie gefunden haben will gegen die Burka-Träger verteidigen. Spahn: "Ein Verbot ist überfällig. Ich bin burkaphob".
Der Wiedergänger gibt es viele. Aber was wird aus der Sommerzeit, wenn alle Sommer ganzjährig sind, was aus der Eiszeit, wenn alle Gletscher abgeschmolzen sind? Das deutsche Feuilleton wird es machen wie die TAGESSCHAU, die einen "Goldenen Oktober auf dem Arbeitsmarkt" gesehen haben will und das schöne Wort "Unterbeschäftigung" ins Rennen der Statistik schickt. Die "Unterbeschäftigten" zählen 3,142 Millionen, vergolden aber die Arbeitslosen-Zahlen auf das Schönste. Wer solche Medien hat, der braucht keine Feinde mehr. Die werden auch die nächste Sintflut als Badespass verkaufen.
Sie wird uns manchmal fehlen, die Angela. "Wir sind jetzt gerade im Sommer der Entscheidungen. Und dann kommen der Herbst und dann der Winter der Entscheidungen. Jetzt kommen überhaupt nur noch Entscheidungen." Solch fundamentale Weisheiten konnte nur Merkel, die Ewige. Jetzt ist sie bald gestrig.
Uli Gellermann | rationalgalerie
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