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Badeverbot nach Abschlägen wird erweitert
06|09|2008
Vorzeigebadestrand und 72stündige Badeverbote gemixt mit Fäkalieneinleitungen und fadenscheinigen Legitimierungen durch fadenscheinige Politiker, das gibt es so nur in Wilhelmshaven
Wilhelmshaven – Am vergangenen Montagmittag sah ich auf der Südstrandpromenade, wartend auf eine Freundin, dem Spiel der Wellen mit dem Blasentang unterhalb des Aquariums zu. Erst allmählich wurde mir klar, dass die Wellen auch noch mit etwas anderem spielten: einer unangenehmen braunen Brühe, die zusammen mit dem Tang im Lee der Buhne schwamm. Worum es sich handelte, kann man sich nach dem Artikel in der WZ vom 03.09.08 wohl denken.
Ich ahnte schon am Montagmittag, dass eine Probe, in Fäkalbakterieneinheiten ausgedrückt, sicherlich keine Beschönigung mehr zugelassen hätte. Man bedenke, dass am östlichen Rand der Buhne häufig Kinder im seichten Wasser planschen. Kinder sind um ein Vielfaches gefährdeter als Erwachsene. Wie unverantwortlich ist es doch, sie dem Kontakt mit den gefährlichen Bakterien so leichtfertig auszusetzen.
Meine Beobachtung lag etwa 5 Stunden nach dem in der WZ genannten Ende der Einleitung und führt einmal mehr die These des Gesundheitsamtes ad absurdum, es existiere ein linearer Abfluss der Fäkalfrachten.
Nicht deren längere Verweildauer am Badestrand ist das Überraschende. Erstaunlich ist vielmehr die in der WZ zitierte „Überraschung“ der verantwortlichen Herren über das Andauern der Belastung. Doch kann darüber eigentlich nur überrascht sein, wer sich bisher nicht die Mühe machte, den Einfluss des hydrologischen Systems auf die Verteilung der am Banter Siel freigesetzten Fäkalfrachten zu verstehen.
Von der Bürgerinitiative der „KanalarbeiterInnen“ wurde immer wieder darauf verwiesen, dass die Verteilung der Fäkalfrachten am Badestrand aufgrund des unberechenbaren Zusammenspiels von Wind, Wetter, Tiden nicht so leichtfertig abgetan werden dürfe. Aber solche Warnungen mussten ja, da sie von der ungeliebten Bürgerinitiative kamen, negiert werden.
Es wirkt wie Hohn, wenn Titelseite und Seite 3 der WZ nunmehr verkünden: „Badeverbot nach Abschlägen wird erweitert“. Hätte man den kritischen Dialog mit uns Bürgern nicht gescheut und unsere Beiträge nicht verteufelt, so hätte man schon viel früher auf diese ‚Weisheit’ stoßen können.
Die WHO weist darauf hin, dass Badeverbote nach Einleitungen nicht ohne genaue Prüfung der noch vorhandenen Bakteriendichten aufgehoben werden dürfen. Auch darauf haben wir stets wieder hingewiesen. Immerhin handelt es sich um Bakterien, deren höhere Dichten im Badewasser als gefährlich eingestuft werden. Wie viel Menschen mögen seit Jahrzehnten kontaminiert worden sein und müssen wohl noch kontaminiert werden, bevor der gesunde Menschenverstand in Aktion tritt.
Dr. Gisela Gerdes
Südstrand 68
26382 Wilhelmshaven
Links:
Bürgerinitiative Die Kaiserlichen KanalarbeiterInnen
Info Material zu Fäkalieneinleitungen
02|05|08 Nützliche Keime
29|04|08 Ursuppe
23|04|08 Fäkalien Town
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