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Geriatrie – Du sollst nicht lügen (8. Gebot) 13|09|2014
Manche Krankenhäuser haben die Notwendigkeit einer spezifischen und vor allen Dingen menschlichen Betreuung schon längst erkannt.
Die Grundidee, eine spezielle Medizin für alte Menschen zu etablieren umfasste die besonderen Bedürfnisse des alten Menschen und seines alten Organismus.
Der alte Stoffwechsel reagiert auf Medikamente nun einmal anders als in jüngeren Jahren. Diagnosen treten in ihrer Wichtigkeit bezüglich der bestehenden Defizite in den Hintergrund.
Eine Behandlung sollte geschaffen werden, die der verzögerten Heilung und der ebenso verzögerten Wiederherstellung Rechnung tragen sollte. Der Patient sollte Zeit bekommen um wieder möglichst selbständig das Krankenhaus verlassen zu können.
Zu diesem Zweck gibt es die Geriatrische Komplexbehandlung und das Geriatrische Team.
Aufgrund des Mehraufwandes bzezüglich der Betreuung wurde der Geriatrie ein erhöhter Personalschlüssel zuerkannt. Damit sollte man den z. T. deutlich höheren Ansprüchen in der Geriatrischen Versorgung gerecht werden können.
Damit die alten, kranken Menschen davon auch profitieren können, wird diese Geriatrische Komplexbehandlung von den Kostenträgern auch zusätzlich honoriert. Ein ausgeprägtes und ausgeklügeltes Regelwerk wurde entwickelt um entsprechendem Missbrauch vorzubeugen. „Türschildgeriatrien“ sollten vermieden werden. Diese sind sicherlich weder von den Patienten noch von Geriatern und auch Kostenträgern gewünscht. Mogelpackungen gibt es bereits an allen Ecken und Enden.
Die Altersmediziner schlossen sich daher zu einem Bundesverband zusammen. Dieser Bundesverband nimmt nur Abteilungen als Mitglieder auf, die sämtliche Regeln und Vorgaben streng erfüllen. Dies umfasst personelle, räumliche und natürlich auch inhaltliche und konzeptionelle Voraussetzungen.
Man schaut also den Geriatrien gehörig auf die Finger, ob die alten Menschen auch entsprechend der ursprünglichen Grundidee versorgt werden. Glücklicherweise ziehen hier Mediziner und Kostenträger einmal am selben Strang.
Nun stellt sich die Frage der unterschiedlichen Interessensschwerpunkte.
Wer steht dabei an erster Stelle? Immer der Patient?
Im Zuge der zunehmenden Privatisierung im Gesundheits- und Pflegewesen könnte man auf die Idee kommen, dass Rendite den Vorzug erhält. Möchte man die Regeln der Geriatrischen Behandlung gerade so eben erfüllen, so dass man sich im Spiegel gerade noch so eben schemenhaft erkennen kann? Wird vom Geriater erwartet, die Bestimmungen und auch sein Gewissen derart zu verbiegen?
Wie weit kann man ein Gewissen belasten ohne das es anfängt zu schmerzen? Frei nach dem Motto: „Mein Gewissen ist rein. Ich habe es noch nie benutzt.“
Die Geriatrie darf auf keinen Fall zu einer Melkkuh mutieren. Was soll dann aus unserer Region werden, die eine Zukunft verdient hat?
Peter Plettenberg Facharzt für Geriatrie | St. Johannes Hospital | Varel
Quelle: peterplettenberg.de
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