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Zur Webside (https://help.gov.ua/): [Hilfe für die Ukraine]

Who the fuck is Carter?
26|06|2015



So ganz glücklich scheint "der Amerikaner" nicht mit seinen 15 Billionen Dollar Schulden zu sein. Trotzdem versucht e"er" das Verschuldungsprinzip mit der Hilfe des Neoliberalismus in die ganze Welt tragen, auch in die Ukraine mit der Hilfe des Bündnispartners Deutschland.

Derzeit tourt ein Mann durch Deutschland und spielt sich auf wie ein Kolonialverwalter, der mal wieder nach dem Rechten sehen muß, ob denn alles so läuft wie er sich das vorstellt. Was hat der hier zu melden und wer ist das?

Der Mann heißt Carter und ist seit vier Monaten Kriegsminister der Vereinigten Staaten in Amerika und will wohl schnell mal gucken, ob wir denn auch ausreichend kriegstüchtig und -willig sind. Zu Diensten ... als Freundschaftsdienst natürlich. Und im Hinblick auf die eigenen leeren Taschen lobt er Deutschland für die geplante Erhöhung des Wehr-Etats. Das reiche allerdings noch längst nicht aus, die Bundesregierung müsse mehr tun, hob er milde mängelnd den Finger.

Ganz auf seiner Seite hat er dabei den neuen Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels [SPD]. Die Bundeswehr müsse deutlich aufrüsten, sagt der und  fügt markig noch hinzu: "Die Toleranz für Ausrüstungslücken muss ein Ende haben". - Schneidig gesprochen. Ja, ja, so sagen wir das, im guten alten Drilldeutsch.

Herr Carter war auch schon zu Besuch bei der neuen Nato-"Speerspitze" in Münster "um seinen Respekt zu zeigen", wie er sagte und beschmuste dort den deutschen Kommandanten mit den Worten: "Sie haben diesen Traum Wirklichkeit werden lassen".
Ob der ein Alb oder ein feuchter sei, wurde nicht klar. Diese Speerspitze ist gerade noch schnell mal auf 40.000 Mann verdreifacht worden. Nicht kleckern, klotzen. Friedenszeichen können gar nicht groß genug sein.

"Er sei "stolz auf die Solda­ten" und "stolz darauf, bei ihnen sein zu dürfen", lobt Carter die neue speerspitzige Wehrmacht überschwänglich. Und Frau von der Leyen legt flugs nach: Das Korps sei "ein gelebtes Beispiel für trans-atlantische Sicherheit", berichtet T-Online.

"Die hymnischen Worte Carters standen in starkem Kontrast zu der schlichten Gerätekulisse", schrieb die FAZ dazu, der das Geschleime wohl auch auf den Magen ging.

40.000 Mann ... aber die Bedrohung geht von Rußland aus, logisch. Wir werden nicht verarscht, nein, ganz gewiß nicht.

Im Schatten Carters versuchte auch Frau von der Leyen etwas militärische Sonne zu erhaschen und säuselte knicksend Holdes, dem Gaste zu gefallen:
"Wir werden nie vergessen, daß die USA uns nach dem Krieg geschützt haben", und "wir verstehen die Stationierung von US-Truppen als ein Zeichen der Sicherheit".

Wie schön wenn man einen großen Bruder hat.

Und im "Spiegel" war zu lesen:
"Wie zwei Vertraute herzten er und von der Leyen sich bei einer Veranstaltung der "Atlantik-Brücke", gleich dreimal sprach die Ministerin ihren Kollegen mit Spitznamen an." - Mein Gott, wie süß. Ob er sie sie wohl Röschen genannt hat? Hach, man wüßte es zu gern. Und Er? Nennt Sie ihn Äschie?

Bei aller Schnurzelei, Ashton kann auch anders. Bei Putin hört die Freundschaft auf und der Minister der aggressivsten Kriegsnation des Planeten stellt unmißverständlich klar:
"Das aggressive Russland von heute hat keinen Platz in dieser Welt".

Was soll man dazu sagen? Da muß der Facharzt ran. Das klingt schon schwer nach dem “Seher von Eppendorf”.

Vieles zeugt von tiefer Wirrnis.

In Polen werden völlig neue Raketen-Bataillone aufgestellt, weil der Iran die USA bedroht. ... Frankreich bedroht Amerika, wenn es die Hubschrauberträger an Rußland ausliefert. ... Im Baltikum wird von der NATO ein Manöver nach dem anderen abgehalten, weil der Russe ja so bedrohlich ist …  Selbst handelt man weiter mit Rußland aber Europa darf es nicht, weil das Amerika bedroht ... - Da traut sich selbst der Laie eine Diagnose zu.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen [CDU] unterstützt die Pläne der USA. Sie kündigte auch eine Ausbildungsinitiative für die polnischen und baltischen Streitkräfte an. Und der US-Verteidigungsminister Carter will in Berlin die Option atomar bestückte Raketen zur Abschreckung Russlands in Europa besprechen. - Ist Wahnsinn ansteckend?

Carter bezeichnet Rußland als die größte Gefahr für Europa weil er wohl glaubt, daß Europa mit Rußland zusammen eine Gefahr für die militärischen und wirtschaftlichen Weltherrschaftsgelüste Amerikas sein könnte und verlangt daher, Deutschland müsse eine wichtige Rolle im Kampf gegen Wladimir Putin spielen. Und er behauptet: Wesentlich für die Sicherheit der Europäer sei es, nicht mehr von der russischen Energie abhängig sein zu müssen. Möglichst jede Verbindung nach Rußland zu durchtrennen scheint sein Auftrag zu sein.

Die Amerikaner versuchen seit längerer Zeit den Russen den europäischen Energiemarkt abzujagen. Sie kommen allerdings nicht wirklich voran. Das Feindbild Rußland verstärkt sich noch durch den Ausbau der Ostsee-Pipeline und die geplante Partnerschaft mit der Türkei und Griechenland. Daß diese Leitungen an Polen und der Ukraine vorbei gehen werden, vertieft natürlich auch deren feindliche Haltung gegenüber Rußland und befeuert, wie gewünscht, ihren Jubel für alles, was die USA dagegen unternehmen.

250 Nato-Panzer sollen jetzt in Estland, Lettland, Littauen, Polen, Rumänien und Bulgarien stationiert werden. Das sind 41 Panzer pro Land. Den Leuten dort soll einfach mal eine Bedrohlichkeit vor Augen geführt werden und wenn schon keine fremden Panzer kommen, nimmt man dafür eben die eigenen. Das macht Angst und schüchtert ein. Ein Szenario, das die örtlichen Politiker in den Nato-Besatzungsgebieten nicht ungenutzt lassen werden. Bei guter Kriegsstimmung kriegt man alles durch.

Den Russen werden die paar Panzer nicht erschrecken. Solche Panzer sind vielleicht noch gut geeignet gegen besonders tieffliegende Tiefflieger und Fußgänger, oder um Löcher in Häuser zu schießen, aber ansonsten? Wenn Rußland angreifen würde, wäre das wohl eher aus der Luft und dann sind die Dinger nicht mehr als Übungsschrott.

Die neuen Europäer, wie sie Donald Rumsfeld nannte, weil sie so bereitwillig waren mit Amerika in den Krieg zu ziehen, sind, abgesehen von ihren politischen Hurraschreiern insgesamt doch eher Wackelkandidaten. Da wird noch sehr viel Russisch gesprochen im Baltikum und eine Sympathie für Rußland ist in weiten Bevölkerungskreisen vorhanden. Außerdem gibt es auch dort intelligente, informierte Menschen, die den ganzen Natozirkus durchschauen, die aufstehen und auf die Straße gehen könnten. Dafür braucht man Panzer.

Die ZEIT kommentierte das sehr treffend zur Lieferung deutscher Panzer durch Krauss-Maffei nach Saudi-Arabien:
"Besonders geeignet, wirbt der Hersteller, sei das Gerät für »asymmetrische« Bedrohungslagen. Im Klartext: Für die Aufstandsbekämpfung ..."
"Ein Film, der im Internet kursiert und den Leopard bei einer simulierten »Räumung«, sprich einem Übungseinsatz gegen Demonstranten zeigt, sei Krauss-Maffei Wegmann gar nicht recht, sagt ein Vertreter des Unternehmens. Er sagt nicht direkt, warum, aber es ist klar, was er meint: Man denkt dabei zu leicht an die Demos des Arabischen Frühlings."

Zu den kriegerischen Motiven der USA hat der Gründer und Vorsitzende des führenden privaten US-amerikanischen Think Tank STRATFOR George Friedman in einem Vortrag für The Chicago Council on Global Affairs über die geopolitischen Hintergründe der gegenwärtigen Ukraine-Krise und globalen Situation insgesamt unter anderem folgendes gesagt:
"... Das Hauptinteresse der US-Außenpolitik während des letzten Jahrhunderts, im Ersten und Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland. Vereint sind sie die einzige Macht, die uns bedrohen kann. Unser Hauptinteresse war sicherzustellen, dass dieser Fall nicht eintritt. ..."
"... Die Urangst der USA ist, daß deutsches Kapital und deutsche Technologien sich mit russischen Rohstoffen und russischer Arbeitskraft verbinden – eine einzigartige Kombination, vor der die USA seit Jahrhunderten eine Höllenangst haben. ..."
[Quelle: nachdenkseiten.de]

Daraus kann man wohl auch die Mission von Herrn Carter ableiten. In der Zeitung "junge Welt" schreibt Oskar Lafontaine dazu:
"Der US-Kriegsminister ruft die Europäer dazu auf, sich der russischen ›Aggression‹ entgegenzustellen. Dabei hätten die Europäer allen Grund, sich der Aggression der USA entgegenzustellen. Der Großmeister der US-Diplomatie, George Kennan, bezeichnete die Osterweiterung der NATO als den größten Fehler der US-Außenpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg, weil sie einen neuen Kalten Krieg zur Folge habe. Die US-Diplomatin Victoria Nuland sagte, wir haben über fünf Milliarden Dollar aufgewandt, um die Ukraine zu destabilisieren. Sie zündeln immer weiter und Europa bezahlt mit Umsatzeinbrüchen im Handel mit Russland und dem Verlust von Arbeitsplätzen. ›Fuck the EU‹, sagte die US-Diplomatin Nuland. Wir brauchen eine europäische Außenpolitik, die den kriegstreibenden US-Imperialismus eindämmt! Fuck the US-Imperialism!"

Intelligente, informierte Menschen, die das Geschehen hinterfragen, gibt es auch bei uns und die BILD-Zeitung ist nicht der Hirnverbieger aller Deutschen. Es wäre schön, wenn auch dieser Eindruck an Herrn Carter heran gelassen wurde. Es könnte hilfreich sein. Denn es gibt viele Menschen, die können mit Russen und Amerikanern befreundet sein. Nur regieren die meist nicht. Weil wir ja eine Demokratie haben.

Zu dem, wie Demokratie funktioniert, eine Anmerkung des CIA-Verhörexperten Glenn Carle bezüglich der demokratischen Verfassung der Bush/Cheney-Regierung: "Die Praktiken zeigen, daß da in einigen Bereichen keine rechtsstaatliche Regierung am Werk war, sondern nur ein paar Männer die es irgendwie schafften alle Macht an sich zu reißen. Wir waren in vielerlei Hinsicht eine Junta und keine Demokratie.“

Berechtigte Kritik an Amerika wird immer ganz schnell als "antiamerikanisch" abgebügelt.

Der kürzlich verstorbene Harry Rowohlt sagte einmal in einem Interview auf die Frage ob er denn antiamerikanisch sei:

"Ich - antiamerikanisch?? Ich hab geweint, als Winnetou starb!"

Weise Worte, wie ich finde.

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Wilhelm Schönborn
Investigativer Rentner

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