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Am seefischfreien Tiefwasser
30|02|2009



Allein das Kühlwassersystem des bestehenden Eon Kohlekraftwerkes schreddert jährlich 420 Tonnen Fisch!

Frisch-Fisch oder Nicht-Fisch, das ist hier die Frage!

Moin, moin und Hallo!
Hier sind wir wieder mit der Sendung: "Ungefragt nachgehakt."
Wir treffen heute den bekannten Küstenkenner und Honorardurchblicker Professor Tümpelmeier. Hier, hoch oben an der See, in Wind und Wetter, wo menschlicher Unverstand sich aufbäumend anschickt die Natur unter die Füße zu kriegen und kräftig platt zu treten. Dort, wo die Nordseewellen trecken an den Strand. ...

Apropos Strand: Ich seh´ hier gar keinen.

Prof. Tümpelmeier
: Nee, der ist weg. Den braucht hier keiner.

Herr Professor Tümpelmeier, Sie sind ja so etwas wie die Freiheitsstatue von Boomtown an der Jade geworden. Ihr engagierter Einsatz für die Freiheit der Keime war höchst erfolgreich und Ihr berühmter Schlüsselsatz: "Wir werden die Welt nicht keimfrei kriegen", beendete ja auch die Frage: Soll man in Fäkalien baden oder nicht?
 
Prof. Tümpelmeier: Klar, was man nicht schafft, soll man gar nicht erst anfangen. Die zwingt doch keiner. Das sind doch alles Freischwimmer. Das sagt es doch schon.

Nun geht es aber um die Fische, die hier noch sein sollen. Sind hier denn noch Fische?

Prof. Tümpelmeier: Weiß ich doch nicht. Können Sie durch Seewasser gucken? Aber wir vermuten regelrechte Schwärme da unten.

Noch vor dem Jahrhundertende soll hier ja ein Hafen entstehen - und wenn vielleicht einmal ein Schiff ankommen sollte ... da sind doch Zusammenstöße mit Fischen quasi vorprogrammiert. Eine ständige Störung des Seeverkehrs wäre dann die Folge. Man sieht die Gefahr aus der Tiefe ja nicht.

Prof. Tümpelmeier: Da machen Sie sich mal keinen Kopf drum. Das haben wir alles im Griff. Wir blicken da auf jahrzehntelange Testergebnisse zurück. Wir entstören bereits jetzt schon 420 Tonnen Fisch im Jahr. Unser Kraftwerk haut da echt was weg.
 
Nun ist aber hier im Watt die Kinderstube für Fische - und die wachsen immer wieder nach, wie die Keime.

Prof. Tümpelmeier: Sie sehen Probleme, wo keine sind. Natürlich, ein Kraftwerk kommt da nicht gegen an. Darum kriegen wir jetzt auch vier solche Kraftpakete. Und dann wollen wir doch mal sehen. Dann wird hier entstört, bis der Arzt kommt. Ha, ha, ha. - Die Dinger sind schon bestellt.

Ist das denn nicht ein Eingriff in die Freiheit der Fische?
 
Prof. Tümpelmeier: Auch der Fisch muß Eigenverantwortung übernehmen wollen! Soll er doch wegziehen, ich meine wegschwimmen. Wasser gibt´s ja wohl genug. Den hält doch keiner fest.

Aber, der Fisch, sagt man, wurde noch vor dem Menschen erschaffen. Hat er da nicht wenigstens ein Gewohnheitsrecht?

Prof. Tümpelmeier: Ja,ja, das hätten Sie wohl gern. Der Fisch ist zwar älter, aber damit auch ein Auslaufmodell. Und das weiß er auch. Ich habe nichts gegen Fisch.
Fisch ist lecker. Er soll nur nicht dem Fortschritt in den Weg schwimmen. Kommt er uns nicht in die Quere, kommen wir ihm auch nicht in die Quere. So einfach ist das.

Mir tun die lieben kleinen, Fische ja nun ehrlich ein bißchen leid ...

Prof. Tümpelmeier: Es geht hier schließlich auch um die Freiheit der Schiffe. - Und die sind größer.

Ja, aber der Vergleich ist doch nun etwas sehr weit hergeholt und ...

Prof. Tümpelmeier: Wissen Sie was: Meine Freiheit, deine Freiheit - Wenn ich das schon immer höre. Freiheit ist doch kein Allgemeingut. Sowas wird nach Bedarf und Laune zugebilligt. Wo sind wir denn? Und Sie sollten sich merken: Die Gedanken sind frei, ja,ja. Aber Sie können doch nicht immer alles gleich aussprechen und damit rumfragen! So, und jetzt befrei ich mich erstmal von Ihrer Fragerei. Ich glaub´es hackt! !
 
Herr Professor Tümpelmeier, wir danken Ihnen für dieses ...  -  und weg ist er.

Aber wir konnten wieder einmal erleben: Das Genie der Küste ist wie immer voll dabei und vorneweg, wenn es darum geht, weltbewegendes auf den Punkt zu bringen. Freisein als Grenzerfahrung? Aber was ist schon schlüssig? Das Leben ist eben nicht schlüsselfertig.

Und damit verabschieden wir uns hier, direkt vom tiefseeschiffen Fahrwasser ... ich meine natürlich  fahrschifftiefen Seewasser - oder Fischwasser? - oder so ...

Oh, Hilfe! Mach bloß das Micro zu. Der Tümpi macht einen ja fix und fertig. "Fischers Fritz frischt fische Frische"...

Mit freundlichen Grüßen,


Wilhelm Schönborn
Investigativer Rentner

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