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Chor der Befangenen
06|11|2006
Wilhelmshaven (tj). Ahnungslos ist 2sechs3acht4 an diesem Montag
in ein Kulturereignis geplatzt. Im Büro des Oberbürgermeisters stehen
Urlaubsdezernent Arnold Preuß, Urlaubskassenwart Heiko Hoff und
Urlaubsorganisator Jens Graul, sie bilden den "Chor der Befangenen",
der vom Urlaubschef Eberhard Menzel dirigiert wird.
2sechs3acht4:
Störe ich?
Oberbürgermeister Menzel:
Aber ganz und - wie immer. Aber da Sie schon mal hier sind.
Wir proben für die Weihnachtsfeier der Verwaltung. Sie werden
begeistert sein.
Der Chor summt sich in eine bestimmte Tonlage, der Urlaubschef
hebt die Arme und los geht es.
Preuß, Hoff und Graul singen: Wir habn einen Hafn gefunden
und der trägt deinen Namn.
Oberbürgermeister Menzel:
Ihr müsst deutlicher singen. [Er betont jedes Wort.] Haben.
Hafen. Namen. Silbermond nuschelt doch auch nicht.
Der Chor summt sich in die nächste Tonlage, der Urlaubschef
hebt die Arme und weiter geht es.
Preuß, Hoff und Graul singen: Er ist so wundervoll, nicht groß,
wir wollen ihn gern haben. Hamburg, Bremen und dann kommt
gleich Wilhelmshaven.
Oberbürgermeister Menzel:
Geht doch. [Dreht sich um.] Wie gefällt Ihnen das Lied?
2sechs3acht4:
Ich bin begeistert.
Oberbürgermeister Menzel:
Und nun das zweite Lied. Wieder geht es um den JadeWeserPort,
wie Sie sich wahrscheinlich schon gedacht hätten, wenn Sie denken
könnten. Mit diesem Rap machen wir Eminem Konkurrenz.
Der Chor summt sich in eine bestimmte Tonlage, der Urlaubschef
hebt die Arme und los geht es.
Preuß, Hoff und Graul singen: Baubeginn, Baubeginn - Baubeginn,
ist noch lange hin. Und da sagen wir: Liegt nicht an mir, nie an mir.
Oberbürgermeister Menzel [dreht sich um]:
Nach diesem Lied wird das Essen serviert. Das JadeWeserPort-Menü
besteht aus heißer Luft, überbacken mit all dem Käse, der zum
Baubeginn schon gesagt worden ist. [Wendet sich wieder dem Chor
zu.] So, die heiße Luft ist gegessen. Das nächste Lied. Das gefällt
mir besonders.
Der Chor summt sich in eine bestimmte Tonlage, der Urlaubschef
hebt die Arme und los geht es.
Preuß, Hoff und Graul singen: Ein Vogel wollte Bau verhindern,
singt bald hinterm großen Walle. Fidirallala, fidirallala.
Oberbürgermeister Menzel:
Da steigt bestimmt die Stimmung im Saale. Die Verwaltung wird
ausgelassen.
Der Urlaubsdezernent Arnold Preuß meldet Bedenken an:
Zu ausgelassen darf sie aber nicht werden, denn ich muss noch ein
Epos vortragen. Es gehört zu den größten Epossen des Mittelalters.
Oberbürgermeister Menzel:
Nicht Epossen, die Mehrzahl von Epos ist Epen. Was wir machen,
sind meistens Possen.
Arnold Preuß:
Wie dem auch sei. Ich habe Wolfram von Eschenbachs "Parzival"
umgeschrieben. Parzival ist ja bekanntlich aus der Tafelrunde aus-
geschlossen worden. Als Verfluchter irrte er jahrelang umher, bis
er in das Gralsgeheimnis eingeweiht wurde.
Oberbürgermeister Menzel:
Das haben Sie schön erklärt. Aber zurück in die Gegenwart. Wir
werden, bevor wir die Tafelrunde auflösen, das JadeWeserPort-
Geheimnis lösen. Nun denn, lassen Sie hören. Wir sind gespannt.
Arnold Preuß [räuspert sich]: Ich gedenke nicht der Pläne hart/
wie viele seit dem Eberhard/bei Presseterminen hingebracht/Einst
gab es einen Traum nicht nur bei Nacht/schön genug, dabei zu
jubilieren/Da traf er tief in Parteirevieren/ den Mann, der wie halb
Voslapp es wollte/den Weg der Kritik ihm weisen sollte/Das war ein
Siedler, wenig erbaut/jedoch von Infos sehr erschlaut/in gleicher
Weise ging sein Antiport/sie trugen alle Träume fort.
Oberbürgermeister Menzel [mit rotem Kopf]:
Das tragen Sie nicht vor! Das nicht! Das kommt gar nicht in Frage!
Der "Chor der Befangenen" duckt sich unter der Schimpfkanonade.
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Jeden 1. und 3. Montag in der Ruscherei um 19.30 Uhr.
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sind sie herzlich eingeladen sich politisch zu engagieren,
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