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Bismarckdenkmal-Glosse 16|06|2015
Wind und Wetter schutzlos ausgeliefert, der Kopf von Bismarck.
Als ich heute auf dem Bismarckplatz etwas Zeit zum Betrachten des gleichnamigen Denkmals hatte, fand ich, dass der Kopf ohne Pickelhaube recht klein wirke und eine solche Haube vielleicht eine ganz gute Sache zur Kopfvergrößerung sei.
Schließlich hätte sie dann auch eine Schutzfunktion, zwar heute auf dem Bismarckplatz weniger gegen kriegerische Absichten, aber zumindest gegen klecksendes Federvieh. Der Pickel könnte Tauben und Möwen abhalten, auf dem Kopf zu landen und alles vollzuklecksen.
Heinrich Heine mutmaßte, dass der Pickel früher Blitzableiterfunktionen gehabt hätte. Wie dem auch sei, die Frage nach der Funktion solcher maskuliner Aufbauten auf dem Kopf ist kulturgeschichtlich interessant. Schauen wir einmal zur Wappenkunst [Heraldik]: sie schuf u.a. auch auf Helmen Erkennungszeichen: ihre Träger konnten mit Hilfe der unterschiedlichen Farben, Formen und Muster Rangfolgen, Dominanzen und Herrschaftsansprüche signalisieren. Aber der Pickel war immer ziemlich gleichgeformt und gleichverteilt auf den Helmen der Träger [mal abgesehen von den Verschönerungskünsten des Namensgebers dieser Stadt, die in bismarckscher Verehrung das Denkmal im April dieses Jahres aufstellen ließ].
Wie könnte der Pickel also ein Erkennungszeichen sein für unterschiedliche Eigenschaften seiner Träger? Zur Klärung sei eine nicht uninteressante Abschweifung zum Bart erlaubt, über den Frau Christina Wietig in ihrer Dissertation u.a. schrieb [für interessierte Leser siehe Link unten]: "Der Bart …. signalisiert klaren Sexualdimorphismus."
Das biologische Phänomen des Sexualdimorphismus wird in Wikipedia so erklärt: "deutliche Unterschiede in Erscheinung, Körperfunktionen oder Verhalten zwischen männlichen und weiblichen Individuen derselben [Tier]Art, die nicht auf Geschlechtsorgane bezogen sind."
Meine Buchfinken auf dem Balkon demonstrieren das sehr schön: der Hahn bunt, mit rotbrauner Brust, weißen Flügelstreifen, nach oben gesträubten Kopffedern, die Henne unscheinbar grau-braun ...
Da es keine historischen Aufnahmen von weiblichen Pickelhaubenträgern gibt [jedenfalls sind mir noch keine begegnet], ließe sich zumindest für die Ära um Bismarck ein Unterschied festmachen: Frauen und Männer waren auf größerer Entfernung unterscheidbar, die einen, weil sie keine Pickelhaube trugen, die anderen, weil sie eine solche trugen und, um beim Sexualdimorphismus zu bleiben, signalisierten: hier ist ein Mann, hier ist die Kraft! Das mag zwar nach Sozialdarwinismus klingen, der aber heute bei uns sowieso gesellschaftlichen Status erreicht hat.
Warum also nicht Anleihen an das Tierreich machen und im Sinne des Sexualdimorphismus die Pickelhaube als Symbol von Lebenskraft und optisches Zeichen von Fortpflanzungsfähigkeit erklären?
So, aber nur so, hätte sie als klare männliche Insignie einen Kommunikationswert gehabt, ähnlich wie heute die Baseball-Kappe, über die Rolf Schneider sinnierte [Link siehe unten].
Angesichts des Denkmals von Bismarck dachte ich abschließend: Eigentlich schade, dass er keine Pickelhaube trägt.
Dr. Gisela Gerdes
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