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NABU legt neues Modell für EU-Agrarförderung vor 08|11|2016
Das neue Modell ist auch eine Absage an die Agrowirtschaft.
Tschimpke: So können Landwirte und Umwelt gleichermaßen profitieren - statt "Gießkannenförderung" neue Prämien für nachhaltiges Wirtschaften
Der NABU fordert aufgrund der anhaltend schlechten Umweltbilanz der EU-Landwirtschaftspolitik drastische Änderungen bei der künftigen Agrarförderung. Dazu stellte der Umweltverband am heutigen Montag eine beim Institut für Agrarökologie und Biodiversität [IFAB] Mannheim in Auftrag gegebene Studie vor. Diese berechnet erstmals anhand eines konkreten Modells, wie die Agrarsubventionen in Zukunft so verteilt werden können, dass Landwirte und Umwelt gleichermaßen profitieren. Kern der Studie ist ein Modell, das die derzeitige ineffiziente "Gießkannenförderung" durch Prämien für nachhaltiges Wirtschaften und Naturschutzleistungen ersetzt. "Die Agrarpolitik der EU versagt, trotz wiederholter Reformversuche, seit Jahren auf ganzer Linie", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke bei der Vorstellung der Studie in Berlin. "Bislang werden die öffentlichen Gelder überwiegend ineffizient und im Ergebnis umweltschädlich verteilt. Dem Steuerzahler fällt diese Agrarpolitik sogar doppelt zur Last, denn die Schäden an Boden, Wasser und Natur müssen kostspielig behoben werden." Angesichts der enormen Steuermittel, die Jahr für Jahr in den Agrarsektor fließen, und der negativen Folgen für Mensch und Natur, sei eine grundlegende Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik überfällig. Insgesamt gehen derzeit 40 Prozent des EU-Haushalts in die Landwirtschaft, das sind 112 Euro pro EU-Bürger und Jahr. Die EU-Förderung besteht zum größten Teil aus pauschalen Flächenprämien ohne konkrete Gegenleistung – in Deutschland sind das pro Hektar rund 300 Euro. "Nur durch mächtigen Lobby-Einfluss auf die Politik ist es zu erklären, dass heute immer noch 60 Milliarden Euro pro Jahr mit sehr geringem Nutzen für die Allgemeinheit verteilt werden. Diese Agrarpolitik hält weder das Höfesterben auf, noch wird sie dem Klima- und Naturschutz gerecht", so Tschimpke. Das neue von den Agrarökologen und -ökonomen entwickelte Modell würde Natur und Landwirten künftig gleichermaßen nutzen: Bei gleich bleibender Fördersumme könnten drei Viertel der deutschen Agrarfläche besonders naturverträglich bewirtschaftet werden. Gleichzeitig würden auch die Einkommen der teilnehmenden Betriebe steigen. Dazu sieht das Modell folgende Änderungen vor: Statt, wie bisher, bedingungslos und pauschal Direktzahlungen an die Landwirtschaftsbetriebe auszugeben, sollte dieses "Gießkannenprinzip" durch eine neue Prämie ersetzt werden, die an konkrete Nachhaltigkeitskriterien geknüpft ist. Zusammen mit gezielten Zahlungen für bestimmte Umweltleistungen und -maßnahmen würde dies zu einem ökonomisch attraktiven Anreiz für die Landwirte führen, der weit über den Ausgleich von Einkommensverlusten hinausgeht. Anhand konkreter Berechnungen zeigt die Studie, dass Betriebe, die in Zukunft mindestens zehn Prozent ihres Ackerlands oder 20 Prozent ihres Grünlands als ökologisch hochwertige Flächen bewirtschaften, finanziell mindestens genauso gut oder besser gestellt sein werden als bisher. Das Plus beträgt meist fünf bis zehn Prozent im Gesamtbetriebsergebnis, zum Teil auch darüber, wobei Ertragseinbußen durch die geringere Produktion bereits berücksichtigt sind. Dadurch entstehen wichtige Perspektiven gerade für Betriebe auf weniger ertragreichen Standorten. "Es ist wichtig, dass weiterhin EU-Gelder bei Bauern und Waldbesitzern ankommen. Diese Gelder müssen aber denjenigen unter ihnen zu Gute kommen, die wirklich Mehrwert für die Gesellschaft erbringen, und zwar über die gesetzlichen Verpflichtungen hinaus", so Dr. Rainer Oppermann, Autor der Studie. „Unsere Berechnungen zeigen, dass dies möglich und für viele Landwirte rentabel ist.“ Betriebe, die nur die Mindeststandards der Umweltgesetze einhalten wollen, könnten dies künftig auch tun – erhalten dann aber kein Geld mehr vom Steuerzahler. Durch diese Umstellung kann die Agrarförderung gegenüber der bisherigen Praxis wesentlich umwelt- und naturfreundlicher und gegenüber Landwirten wie Steuerzahlern weitaus fairer gestaltet werden.
Quelle: NABU
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