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Der Zensus und der Schwanengesang vom aussterbenden Volk
05|06|2013



Morgen sterben wir aus - wetten ... nicht!

Die bislang veröffentlichten Ergebnisse des Zensus 2011 haben es in sich.

Deutschland hat nun auch offiziell mehr als 1,5 Millionen weniger Einwohner als bislang angenommen. Das ist für sich genommen erst einmal recht unspektakulär, doch mit der neuen Bevölkerungszahl ergibt sich ein ganzer Rattenschwanz von direkten und indirekten Effekten auf andere statistische Größen. Der wohl bedeutsamste davon ist, dass die durchschnittliche Lebenserwartung der Deutschen geringer ist, als bislang angenommen. Der neoliberale Schwanengesang von der überalterten Gesellschaft sollte damit einen gehörigen Schuss vor den Bug bekommen. Und auch die – ohnehin höchst angreifbaren – Langzeitprognosen zur Bevölkerungsentwicklung, die von interessierter Seite mit dem negativen Beiklang des „aussterbenden Volkes“ versehen werden, sind mit den neuen Zahlen nicht mehr haltbar.

DWenn Deutschland weniger Einwohner hat, als bislang angenommen, ist dies kein Zeichen dafür, dass die Gesellschaft schrumpft. Die alten offiziellen Daten basieren auf der letzten großen Volkszählung aus den Jahren 1987 [West] und 1981 [Ost]. Seitdem wurden die Daten mit dem Melderegister fortgeführt. Vor allem vor der Reform des Melderegisters im Jahre 2005 war dieses System jedoch höchst fehleranfällig. Wer sich an seinem neuen Wohnsitz angemeldet hat, ohne sich bei seinem alten Wohnsitz abzumelden, wurde doppelt gezählt. Seit die Anmeldungen mit den Abmeldungen automatisch gekoppelt und abgeglichen werden, hat sich dieser Effekt abgeschwächt. Als größter Fehler bleibt jedoch immer noch die unzureichende Meldegenauigkeit bei in Deutschland lebenden Ausländern erhalten. Wenn ein Ausländer das Land dauerhaft verlässt und sich nicht an seinem alten Wohnsitz hierzulande abmeldet, bleibt er all zu oft über Jahre und Jahrzehnte in den Registern der Behörden erhalten.

Es war seit jeher bekannt, dass die offiziellen Einwohnerzahlen massiv durch zahlreiche „Karteileichen“ aufgebläht sind. Es fehlt jedoch jegliche Anreizstruktur für die Gemeinden, ihre Register möglichst genau zu führen. Je weniger Einwohner eine Gemeinde hat, desto weniger Geld bekommt sie über diverse Finanzierungsschienen. Und dies setzt sich auf Kreis-, Landes- und sogar Bundesebene fort, da die offiziellen Einwohnerzahlen auch für die Verteilung der EU-Gelder eine Rolle spielen.

Dieser „statistische Fehler“ hat sich mit der Zeit verstärkt. Deutschland hatte also seit 1987 schon immer weniger Einwohner als offiziell angegeben. Daher darf man die jetzt vorgenommene Korrektur auch nicht als eine „Schrumpfung“ oder einen „Bevölkerungsrückgang“ interpretieren, da die weiter zurückliegenden Zahlen, gegenüber denen es einen Rückgang hätte geben können, ebenfalls zu hoch angesetzt waren. Deutschland ist kleiner als bislang angegeben – dies war jedoch auch bereits in der Vergangenheit so.

Falsche Sterbetafeln, falsche Lebenserwartung

Anders als die Zahl der offiziell in Deutschland lebenden Einwohner ist jedoch die Zahl der verstorbenen Einwohner pro Jahr recht präzise. Diese „Genauigkeitsdiskrepanz“ hat Auswirkungen auf die sogenannten Sterbetafeln. Bei den Sterbetafeln wird dokumentiert, wie groß der jeweilige Anteil einer Altersgruppe ist, der in einem bestimmten Zeitraum verstirbt. Die Verstorbenen sind dabei der Zähler, die Gesamtheit der Altersgruppe ist der Nenner. Wenn Deutschland weniger Bewohner hat, wird der Nenner unweigerlich kleiner, während die Zahl der Verstorbenen recht präzise ist und kaum angepasst werden muss. Sterbetafeln, die mit den neuen Daten überarbeitet werden, müssten demnach auch eine höhere „Mortalität“ ausweisen. Es sind also in jeder Altersgruppe mehr Menschen im Verhältnis zu ihrer jeweiligen Altersgruppe gestorben als bislang angenommen. Dadurch sinkt die statistische Lebenserwartung, die mit diesen Sterbetafeln errechnet wird.

Datengau für Miegel, Raffelhüschen und Co.

Die demographischen Horrorszenarien der neoliberal geprägten Auftragsstudien von „Wissenschaftlern“ vom Schlage eines Meinhard Miegel oder eines Bernd Raffelhüschen basieren allesamt nicht nur auf falschen Grundannahmen und fragwürdigen Rechenmethoden, sondern auch auf einer deutlich gestiegenen Lebenserwartung. Wenn die wirkliche Lebenserwartung nun aber geringer ist als angenommen, sinkt dadurch auch die prognostizierte Zahl der „Über-X-Jährigen“ im Jahre Y. Je nach Größe des statistischen Fehlers bei der Berechnung der Lebenserwartung wird die Anzahl der „Alten“ bzw. „Rentner“ in der prognostizierten Zukunft daher geringer ausfallen. Die vermeintliche „Vergreisung“ der Republik ist also – womöglich deutlich – überzeichnet.

Die These vom aussterbenden Volk ist – so unsinnig sie auch ansonsten ist – dabei noch durch einen weiteren Nebeneffekt der Zensusdaten unter Beschuss. Denn neben den Todesfällen sind auch die Geburten relativ präzise dokumentiert und auch bei der Berechnung der „Geburtenquote“ steht eine zu hohe Bevölkerungszahl im Nenner. Sowohl die Geburtenziffer als auch die Fruchtbarkeitsziffer müssen nun an die neuen Daten angepasst werden und werden dabei nach oben korrigiert werden müssen. Es werden also in Deutschland pro Jahr Babys pro Einwohner geboren und gleichzeitig sterben mehr Menschen pro Einwohner als bislang angenommen. Dadurch verlieren die Horrorszenarien einer alternden und aussterbenden Gesellschaft ihre Berechnungsgrundlage.

Schlechte Neuigkeiten für die Versicherungsbranche

Die neuen Daten haben auch eine indirekte Auswirkung auf die Rechenmodelle der Versicherungswirtschaft. Diese werden jedoch nicht an den offiziellen Sterbetafeln ausgerichtet – Basis sind hier vielmehr die eigenen Sterbetafeln der Versicherungsgesellschaften. Die genauen Rechenmodelle sind für Außenstehende jedoch nicht ersichtlich. Fest steht jedoch, dass die Versicherer mit viel zu hohen Lebenserwartungen kalkulieren. Je stärker das einkalkulierte Todesalter vom realen Todesalter abweicht, desto höher die Margen und Renditen für die Versicherer.

Da die Menschen durch die neuen Zensusdaten ja nicht länger oder kürzer leben, ändert sich an den Margen und Renditen freilich nichts. Durch die neuen Daten wird jedoch klar, wie sehr die Versicherer ihre Kunden durch fragwürdige intransparente Rechenmodelle benachteiligen. Die Benachteiligung fällt umso größer aus, je höher die Differenz zwischen der realen und der von den Versicherern kalkulierten Lebenserwartung ausfällt.

Man darf also gespannt sein, welche Auswirkungen die neuen Zensusdaten auf die offiziell errechnete Lebenserwartung haben. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Miegel, Raffelhüschen und Co. nun auch ihre Rechenmodelle an die neuen Daten anpassen. Auch in der Vergangenheit wurden von diesen Herren alle Faktoren ausgeblendet, die nicht zum gewünschten Ergebnis passen wollen.

Im Gegenteil – es ist sogar zu erwarten, dass die neoliberalen Auftragsschreiber die Zensusergebnisse mutwillig falsch zu ihren Gunsten umbiegen. Dass die nun korrigierten Datenfehler nichts mit einem Schrumpfen der Bevölkerung zu tun haben, sondern diese These in Wahrheit sogar schwächen, weiß schließlich kaum jemand. Woher auch? Die Medien haben die Zensusergebnisse nicht unter diesem Gesichtspunkt analysiert und es wäre überraschend, wenn sich daran etwas ändert. Die Mär vom schrumpfenden und vergreisenden Deutschland wird uns noch lange erzählt werden.

Quelle: nachdenkseiten | Jens Berger


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