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Spekulation schafft Hunger 13|10|2011
Wenn Spekulanten die Lebensmittelpreise in die Höhe treiben, hat das für Europäer eher geringe Folgen, für Menschen in ärmerern Ländern aber dramatische.
Dirk Müller und Placide Mukebo: "Es gibt viele Menschen im Finanzsektor mit hohen ethischen und moralischen Vorstellungen. Leider gibt es da auch die Anderen."
MISEREOR kritisiert mit Börsenexperten Dirk Müller die Spekulation mit Land und Nahrung
Mit Blick auf den Welternährungstag am 16. Oktober hat das katholische Entwicklungshilfswerk MISEREOR heute die globale Spekulation mit Land und Nahrung als eine der Hauptursachen für Hunger kritisiert. "Spekulation ist ein wesentlicher Treiber für schwankende und stark steigende Preise für Mais und Weizen", so Börsenexperte Dirk Müller, dessen für MISEREOR verfasste Analyse die anhaltenden Unschuldsbeteuerungen aus der Finanzwelt widerlegt.
"Es gibt keinen einzigen volkswirtschaftlichen oder gar humanitären Grund dafür, dass sich private Investoren virtuell Weizensäcke in ihr Depot legen und so eine künstliche Nachfrage schaffen", so das Resümee des Börsenexperten.
Im Mai 2011 wurde mit 350 Millionen Tonnen Weizen allein am Handelsplatz Chicago mehr als die Hälfte der globalen Weizenproduktion dieses Jahres virtuell bewegt. Und auch die weltweite Spekulation mit Land steigt. MISEREOR stellte diese beiden Formen der Spekulation in Zusammenhang. "Steigende Nahrungsmittelpreise erhöhen den kommerziellen Druck auf die weltweiten Landflächen. Kleinbäuerliche Betriebe ohne Kaufkraft und Eigentumstitel werden immer häufiger verdrängt", so Benjamin Luig, MISEREOR-Experte für Agrar- und Landpolitik. "Spekulationen mit Agrarrohstoffen und Land sind also alles andere produktiv. Im Gegenteil: Sie schaffen Hunger!"
Betroffen seien vor allem die Ärmsten der Armen: "Wenn die Preise steigen, trifft das die 2,9 Milliarden Menschen, die mit weniger als zwei Dollar täglich überleben müssen, am stärksten", so Luig. "Arme Familien geben oft 50 bis 80 Prozent ihres Einkommens für Nahrung aus. Steigende Preise sind für sie daher lebensbedrohlich!"
Mit Blick auf das Treffen der G20-Finanzminister in Paris und dem Treffen des UN-Komitees für Ernährungssicherung in den kommenden Wochen forderte MISEREOR die Bundesregierung dazu auf, sich für mehr Transparenz und Regulierung einzusetzen: „Beide Entwicklungen, sowohl die exzessive Spekulation mit Nahrung als auch die Spekulation mit Land, müssen mit Hilfe politischer Regulierung eingedämmt werden", so Luig. "Für den Handel mit Rohstoffen muss es Obergrenzen für die Positionen geben, die ein einzelner Spekulant halten darf. Außerdem sollte sich die Regierung mit ihren EU-Partnern für starke FAO-Leitlinien zur Landpolitik einsetzen. "
Quelle: www.misereor.de
Download: Unschuldsmythen | Miserio
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