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Deutsche Umwelthilfe: Stromlücke entspringt „strategischem Kalkül“ der Energiekonzerne 09|04|2008
Rainer Baake [Deutsche Umwelthilfe] im Kreuzelwerk in Wilhelmshaven.
Deutsche Umwelthilfe: Diskussion über bevorstehende Stromunterversorgung ist interessengeleitet – Analyse der Dena kommt wegen zweifelhafter Vorfestlegungen zu erwünschtem Ergebnis – DUH-Geschäftsführer Baake: „RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW wollen die Strukturen erhalten, die sie reich gemacht haben und die ihre Macht dauerhaft sichern“ – Wirkliche Probleme bestehen bei der Stromnetzinte- gration erneuerbarer Energien und der Umsetzung der Effizienzziele der Bundesregierung
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Berlin, 07. April 2008: Die seit Wochen diskutierte, angeblich in Deutschland drohende Stromlücke entspringt einem „strategischen Kalkül“ der vier domi- nierenden Energiekonzerne Eon, RWE, Vattenfall und EnBW. Ziel der Unternehmen ist es, trotz der Diskussion über den Klimawandel in Deutschland neue Kohlekraftwerke in großer Zahl ans Netz zu bringen und den einst mit ihnen vereinbarten Atom- ausstieg rückgängig zu machen. Das erklärte die Deutsche Umwelthilfe e. V. [DUH] auf Basis eigener Berech- nungen und der Bewertung einer Kurz- analyse der Deutschen Energie-Agentur [dena], die die Diskussion über eine Stromverknappung in Deutschland angeheizt hatte.
___________________________________ „Die in der dena-Kurzanalyse zugrunde gelegten Aus- gangsdaten und Grundannahmen dienten ohne Aus- nahme dem offensichtlich vorgegebenen Ergebnis, eine möglichst große Stromunterversorgung für Deutschland zu prognostizieren“, erläuterte DUH- Bundesgeschäftsführer Rainer Baake in Berlin.
Allein die zu niedrig angesetzten Laufzeiten für bestehende fossile Kraftwerke würden bei einer realistischeren Betrachtungsweise die Stromlücke im Nichts verschwinden lassen. Ein Bündel weiterer Vorabfestlegungen diene erkennbar ebenfalls dem Ziel „eine Lücke herbeizuanalysieren“. Darüber hinaus sei die Untersuchung „zukunftsvergessen und phanta- sielos, indem sie die Dynamik der technologischen Entwicklung vollständig ausblendet und das traditionelle Energiesystem der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Grundlage des Energiesystems in der Mitte des 21. Jahrhunderts machen will“, so Baake. Dieses Vor- gehen sei in letzter Konsequenz technologiefeindlich.
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Baake verwies darauf, dass sich Deutsch- land in den vergangenen Jahren zu einem Stromexportland entwickelt habe. 2006 und 2007 wurde per Saldo jeweils die Jahresleistung von vier bis fünf Groß- kraftwerken ins Ausland geliefert. 2007 war dies möglich, obwohl die Atom- stromproduktion wegen der langen Still- stände der Reaktoren in Brunsbüttel, Krümmel und Biblis regelrecht einge- brochen war. Wegen des anhaltenden Erfolgs der erneuerbaren Energien habe sich die Schere zwischen Stromerzeugung und Bedarf im Inland in jüngster Zeit deutlich geöffnet. Ihre gesicherte, also ständig verfügbare Leistung werde sich wegen des Zubaus von mit Biogas betriebenen Kraftwerken und des Ausbaus der Windenergie auf dem Meer entgegen den Vorgaben der dena bis 2020 deutlich erhöhen.
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Baake warnte die Bundesregierung davor, die interessen- geleitete Diskussion über Versorgungssicherheit zu Lasten der Klimaschutzpolitik zu führen. „Die angebliche Stromlücke wird für Bundeskanzlerin Angelika Merkel sonst sehr schnell zur klimapolitischen Glaubwürdigkeitslücke.“ Baake verwies in diesem Zusammenhang auf die in der vergangenen Woche vom Umweltbundesamt [UBA] veröffentlichte Untersuchung „Atomausstieg und Versorgungssicherheit“. In ihr hatten die UBA-Experten eine Stromlücke bis 2020 ausgeschlossen, sofern die Bundesregierung die von ihr im letzten Jahr fest- gelegten Klimaziele umsetzt.
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Ernsthafte Probleme sieht die DUH hin- gegen bei der Intergration eines wachsenden Anteils Erneuerbarer Energien in die Stromnetze. Bis 2020 sollen die regenerativen Energien nach den Plänen der Bundesregierung 25 bis 30 Prozent zur Stromversorgung bei- tragen, das entspricht einer Verdoppelung gegenüber dem heutigen Wert, wobei die Windenergie sicherlich den mit Abstand größten Anteil beisteuern muss. Unabdingbare Vorraussetzung dafür ist die Anpassung der Netzinfrastruktur an die Erfordernisse einer dezentralen und fluktuierenden Einspeisung insbesondere großer Mengen von Windenergiestrom, dessen Erzeugungsstandorte in der Regel weit entfernt von den Verbrauchszentren liegen. Die bevorstehende Errichtung großer Windparks im Offshore-Bereich wird die Notwendigkeit des Abtransportes über große Distanzen weiter erhöhen.
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Die Energiekonzerne, deren Vorgängerunternehmen den Ausbau der erneuerbaren Energien über mehr als ein Jahrzehnt vor den Gerichten bekämpft hätten, seien mit- verantwortlich dafür, dass der Netzumbau mit der Entwick- lungsdynamik nicht Schritt gehalten habe. Hinzu kämen heute aber unbestreitbar Widerstände vor Ort, auch von Umweltschützern. Der Versuch der Bundesregierung, die „Verzögerungsmacht“ dieser regionalen Widerstände über einen verkürzten Rechtsweg zu begrenzen, wird nach Ein- schätzung der DUH nicht zum Ziel führen. Vielmehr müsse bundesweit, aber noch dringlicher vor Ort versucht werden, einen gesellschaftlichen Dialog über die Notwendigkeit des Netzumbaus in Gang zu setzen. Oberstes Ziel dabei müsse sein, die ökologischen Lasten zu minimieren.
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BDie Deutsche Umwelthilfe plädiert dafür, in Deutschland über die bereits in der Realisierung befindlichen Projekte hinaus keine weiteren konventionellen Kohlekraft- werke mehr zu errichten und ihren Bau gesetzlich zu verbieten. Andernfalls sei die von der Bundesregie- rung für 2020 angestrebte Minderung des nationalen Kohlendioxid-Ausstoßes um 40 Prozent gegenüber 1990 nicht zu erreichen. Außerdem würde der Zubau von Kohle- kraftwerken zur Folge haben, dass in Deutschland auch in Zukunft wenig Strom mit viel CO2 erzeugt werde. Bei immer knapperen EU-weiten Obergrenzen für die CO2-Emissionen werde dies zuerst den Strom verteuern, dann tatsächlich verknappen und schließlich die Forderung nach einer Laufzeitverlängerung der Atomkraft- werke befeuern. Auch dies sei ein durchsichtiges Kalkül der großen Stromkonzerne.
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Pressemitteilung: www.DUH.de
Download: Klimaschutz ohne Kohlekraftwerke _____________________________________________________
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Leserbriefe: 05|12|07 Peinliche Attacken
>Link zur BI- gegen Kohlekraftwerke auf Wilhelmshavens Bürgerportal! Zeche Rüstersieler Groden
>Links zum Thema: Teurer Kartell-Strom [FRONTAL 21] 061107 Strompreis könnte niedriger sein [Prof. Claudia Kemfert] 061107 Electrabel Planungen
GuD-Kraftwerk 25|10|07 So ein Zufall
08|10|07 Reduktionsziele [WWF]
20|06|07 Dreckschleudern
Lügen beim Umweltschutz [FRONTAL 21] 020407
GREENPEACE-Gruppe Wilhelmshaven ELECTRABEL [Wikipedia] _____________________________________________________
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