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Offener Brief an: Frau Göring-Eckhardt [Theologin]
Vorsitzende des EKD-Kirchenrates
27|05|2009



Das Motto des Evangelischen Kirchentages 2009 [Bildquelle: Screenshot: Plakat Evangelischer Kirchentag 2009]

Ich glaube nicht, ich gehe
in die Natur hinaus,
bin kirchenlos und sehe,
Gott sieht ganz anders aus ...

Hans-Günter Osterkamp

Sehr geehrte Frau Göring-Eckhardt,
Sie sind als Theologin kürzlich zur neuen Vorsitzenden des EKD-Kirchenrates gewählt worden und nahmen vom 20. bis 24. Mai 2009 in Bremen am evangelischen Kirchentag statt.


Insoweit druckte die Wilhelmshavener Zeitung in ihrer Ausgabe vom 19. Mai 2009 ein von Rasmus Buchsteiner mit Ihnen geführtes Interview ab. Während des Interviews machten Sie offenbar folgende Aussagen:

... Dieser Kirchentag wird die Auswirkungen von Wirtschaftskrise und Klimawandel in den Blick nehmen ...“

„ ... Ich wünsche mir ein klares Signal für mehr direkte Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in der Demokratie ...“

„ ... Es gibt guten Grund, sehr zuversichtlich in die Zukunft zu schauen ...“

„ ... Gerade der evangelischen Kirche kann es gelingen, Wertevermittlung und Spiritualität zu verbinden ...“

„ ... In einer Zeit, in der man sich nicht mehr auf sehr viel verlassen kann, geht es sehr stark um gemeinsame Glaubenserlebnisse, um Gemeinschaft und Freude ...“

„ ... Christlicher Glaube erleichtert. Er hilft uns. Und er ist nichts, was uns das Leben schwerer machen würde. Nirgendwo wird das so deutlich, wie auf einem Kirchentag. Die Menschen treffen sich. Sie reden, sie feiern und tanzen auf Straßen und Plätzen ...“     

Alles viele wunderbare Worte, die Sie da fanden ...

Dabei hinterfragte Rasmus Buchsteiner offenbar aber nicht, was zu Zeiten der Schaffung der Agenda 2010 und den Hartzgesetzen in Ihrer Verantwortung lag.

Deshalb hier nachfolgend insoweit meine Fragen und Anmerkungen:

- Wurden allen Ernstes seinerzeit die Bürgerinnen und Bürger an der Ausgestaltung der Agenda 2010 und den Hartzgesetzen demokratisch mitbeteiligt, ja überhaupt gefragt? Haben Sie sich insoweit eigentlich persönlich bei Herrn Gerhard Schröder, Ihrem damaligen Bundeskanzler, für mehr Demokratie eingesetzt, nachdem Sie im Wendejahr 1989 zu den Mitbegründern von „Demokratie jetzt“ gehörten? 

- Wie können Sie behaupten, es gäbe guten Grund zuversichtlich in die Zukunft zu schauen, wenn Millionen Menschen durch die von Ihnen mitbeschlossenen Hartzgesetze in die Armut getrieben wurden und werden?

- Mutet es dann nicht auch geradezu zynisch an, wenn Sie den von Hartz IV betroffenen Menschen Glauben machen wollen, die evangelische Kirche könne Wertevermittlung bewirken? Was denn für Werte? Etwa die des Kapitals mit seinen teils vor Raffgier nur so triefenden und gleichsam Armut produzierenden globalen Auswüchsen? Und Sie behaupten allen Ernstes, auf dem Kirchentag würden die Auswirkungen der Wirtschaftskrise thematisch aufrichtig abgearbeitet werden?

Brauchen wir nicht auch einen sozialen Klimawandel, um die durch die Agenda 2010 und Hartz IV erzeugte und von Ihnen mitverantwortete, gesellschaftlich zutiefst asoziale Klimakatastrophe zu beenden?

  
- In einem Punkt gebe ich Ihnen recht: Die Bürgerinnen und Bürger können sich nicht mehr auf sehr viel verlassen angesichts der Politiker, die in den Parlamenten nicht deren Interessen vertreten, sondern Lobbyarbeit verrichten.

Andererseits sehen die betroffenen Menschen dabei erstens keine gemeinschaftliche Verbundenheit mit den Politikern wie Sie es sind und zweitens schon gar keinen Grund zur Freude.   

- Christlicher Glaube mag möglicherweise Menschen erleichtern. Welche Menschen aber, denen das Leben durch die Agenda 2010 und die Hartzgesetze verdammt zur Hölle gemacht wurde und wird, treffen sich und feiern und tanzen auf den Straßen und Plätzen???   

Menschen, die per Gesetz Hartz IV mit Beträgen weit unterhalb der Armutsgrenze auskommen müssen, spüren die gegen sie gerichtete Ausgrenzung und Verachtung, sie zeigen sich nicht in jener Öffentlichkeit, die Sie so unbeschwert und fröhlich skizzieren, sie treffen sich nicht, feiern nicht und tanzen schon gar nicht auf irgendwelchen Straßen ...

Was ist göttlich, Frau Göring-Eckhardt? Ist nicht alles Gottes Werk

Befinden wir uns nicht in einem permanenten Gottesdienst, um den materiell Armen zu nehmen, auf dass diese gefügig werden, stets ihre Kreuze bevorstehender Wahlen vorauseilend gehorsam anbetend und herbeisehnend, dieselbigen den, ach so christlich, sozial und ökologisch orientierten Parteien schenken zu dürfen, um danach vier Jahre lang demokratisch und devot den großartigen Aufschwung mit gestopften Mäulern zu begaffen?
   
Wahrlich, ein göttlich Werk, Frau Göring-Eckhardt ... einen sozialen Krieg entfesselt zu haben, der Menschen in diesem Land entrechtet und sie und deren Kinder in die Armut schickt und dennoch Gottesgläubigkeit von diesen Menschen abverlangt ...

Wo ist Ihr Gott, der so etwas zuläßt, Frau Göring-Eckhardt, dass Sie heute von Ihrer grünen Beteiligung an der Schaffung der Agenda 2010 und den Hartzgesetzen nichts mehr verlauten lassen?

Was ist das für ein Gott, welcher Sie dafür auch noch mit Ämtern in der evangelischen Kirche belohnt? Und was ist das für eine Kirche, die im Wissen darum solchem Gott huldigt, ihn lobpreist?


Was soll ich Ihnen glauben
?

Mit freundlichen Grüßen,



Hans-Günter Osterkamp
Peterstraße 79 | 26382 Wilhelmshaven


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Die Darstelllung des "Trio Infernale Wilhelmshavens" sorgt für Aufregung.
Eine Menge Wilhelmshavener Bürgerinnen protestieren unter dem Motto "Planungswahnsinn am Banter See tut 5.000 Menschen weh" für den Erhalt des Banter Sees, so, wie er ist. Sie wehren sich gegen eine Wohnbebauung für "Priveligierte". Mehr dazu in einem Video ... [das Bild ist vom 15-07-2014] ... .... zum Video | youtube ...



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