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Leserbrief zu Kritik an Lobbyismus 23|01|2014
... alles bürgerliche Lobbyisten, die nur Steuergeld sinnlos ausgeben möchten, oder doch eher diejenigen, die die Luftschlösser, die die Politik prägen, satt haben?
Was Wilhelmshavener Grüne vermissen, wird offen im Beitrag genannt; während verklausuliert zwischen den Zeilen steht, worauf man wohl gerne verzichten würde: Auf den initiativen Bürger.
Dieser, angeblich Lobbyist, unterzeichnete den offenen Brief an den OB und protestierte damit und am vergangenen Freitag Abend in der Kunsthalle gegen die Pläne, die Kunsthalle am jetzigen Standort aufzugeben und zukünftig in der Jahnhalle in „populärer Kunst“ zu machen mit einem Sahnehäubchen durch die Kunst des populären Herrn Fetting [WZ 21.01.14].
Ursache der Publikumsbeschimpfung durch die Grünen war das allmähliche Durchsickern in der Öffentlichkeit, dass die Stadt ihre jetzige Kunsthalle einstampfen will, die als wilhelminische Einrichtung der Stadt mit dem klar definierten Auftrag gegründet wurde, den Bewohnern der Stadt bildende Kunst zugänglich zu machen. Stellvertretend für das, was bildende Kunst bisher in der Stadt war, stehen Namen wie Siegfried Pagel, Joachim Diederichs, Bernd Küster, Ute Riese, Daniel Spanke, Viola Weigel, sowie hervorragend konzipierte Ausstellungen.
Der Kulturbeauftragte des OB gab seinem Buch 2009 den Titel „Wilhelmshaven muss mehr werden als es war“. Dieser Titel scheint nun wie eine Drohung, die durch den ungebrochenen Ehrgeiz des Autors wahr zu werden scheint, der Stadt seine zweifelhafte Vorstellung von einer "Kulturmetropole" aufzudrücken.
Dazu passt die Vision, dass sich Touristenströme in die Stadt ergießen würden, sobald in Nähe der so genannten maritimen Meile in der Jahnhalle das, was man unter Kunst und Kultur denn so versteht, im Nahbereich konzentriert konsumieren lässt: Dem Touristengeschmack geschuldete Auswahl von Malerei und Plastik, in Exponaten protzende Oberzentrums- und Metropol-Allüren, vielleicht noch etwas Pumuckl für die Kleinen, alles in moderner Marketing-Manier nett verpackt, dazu reproduziert Bilder von Radziwill, Marc, Jawlensky etc. auf Hauswänden. Die historische Architektur der Jahnhalle soll dann auch noch durch Aufstockungen verschlimmbessert werden.
Ob sich das noch mit den Standards seriöser Museen und Ausstellungen vereinbaren lässt? Diese wurden vom Internationalen Museumsbund [ICOM] und Deutschen Museumsbund differenziert nach Kulturmuseen und Kunstmuseen aufgestellt. Für beide Gattungen gelten unterschiedliche sachliche und didaktische Kriterien: Kulturmuseen können in gutem Sinn als „Werkstatt“ Besucher anleiten, im eigenen Tun und Handeln die jeweils prägenden Prozesse spielerisch sinnlich und aktionistisch zu begreifen. Selbst einige Walt Disney-Züge lassen sich ertragen. Völlig anders ist die Aufgabe des Kunstmuseums. Seine Exponate sind in erster Linie Artefakte im Eigentum der Menschheit. Sie haben für den Beschauer vor allem wahrnehmenden Erlebniswert, ihr Symbolwert bestimmt das Verhältnis des Beschauers zum Kunstwerk.
Beide, die jetzige Kunsthalle und das Küstenmuseum, sollen weichen bzw., zum Stadtmuseum umfunktioniert, in die maritime Meile integriert werden. Unterschiedlos soll dort Unterhaltungskultur werden, was früher logisch getrennt in Museumsbereichen unterschiedlicher Genres stand.
Pseudokultur und musealer Einheitsbrei werden nicht wenig Geld zusätzlich erfordern [das die Stadt angeblich nicht hat]. Irgendwie passt das nicht zusammen. Abgesehen davon ist sehr fraglich, ob das neu entstehende Produkt dann noch dem Anspruch seriöser Museen genügen wird. Touristen sind nicht nur gesichtslose Quantitäten. Wer sich vielleicht einmal in den Museumsbrei verlief, wird das nicht nochmals tun. Eine Kunstausstellung besuchen daran Interessierte dagegen auch mehrmals.
Wenig Verständnis hat die Schelte der Bürger durch OB ["die gegenwärtige Debatte um die Kunsthalle sei unbegründet"] und Grüne. Offenbar freut sich dort niemand darüber, dass doch noch etwas Leben in dieser Stadt ist. Der unglückliche Beitrag der Grünen in der WZ grenzt an Verunglimpfung. Wer auf demokratische Weise sein Recht auf Meinungsfreiheit wahrnimmt und sich selbst einbringt, um die Kunsthalle am jetzigen Standort gegen den fatalen Kurs der Stadt zu verteidigen, tut das gewiss nicht, weil er sich innerhalb bestimmter Klassengrenzen sortiert.
Dr. Gisela Gerdes
Wilhelmshaven
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