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Christa Wolf
05|12|2011



Christa Wolf 9.3.1963 [Bildquelle: Bundesarchiv, Bild 183-B0509-0010-006 / Eckleben, Irene / CC-BY-SA]

Weiterleben nach dem Tod.

In den 60er Jahren, tief im Westen Deutschlands, näher an Paris als an Berlin, wurde sie mir von einer widerständige Frau ans Herz gelegt: Christa Wolf, "Der geteilte Himmel", das musst Du lesen. Aus den Zeilen des Buches kam ein Ton, der unbekannt war: Ein Nachdenken über die beiden Deutschländer, ein Ringen um Wahrhaftigkeit, verbunden mit einer tiefen Liebe zu ihren Figuren, hinter denen eine Liebe zu und eine Verantwortung für die Menschen zu erkennen war. Das Buch kam aus der DDR, in der die Autorin lebte, das Land war für die Mehrheit im Westen ein graues, wenn nicht gar grauenhaftes Wesen, wie konnte ausgerechnet dort diese Warmherzigkeit, diese Klugheit, diese poetische Sprache entstehen?

Später, als die politischen Verhältnisse im Westen in Bewegung geraten waren, als die DDR nicht mehr nur als Fehler, sondern von manchen auch als historischer Versuch begriffen wurde, konnte der Platz der Wolf besser verstanden werden: Es war die Position einer Instanz, die Grundsätzliches überlegte, die urteilte, die sich auf einer Seite wusste. Auf der Seite derer, für die es ein Morgen ohne Bedrückung geben sollte. Nicht ohne Verantwortung für die Anderen, doch ohne Ober- und ohne Untertänigkeit.

Immer wieder erreichten mich in den Folgejahren Bücher von Christa Wolf, denen ich ein Stück meiner eigenen Entwicklung verdanke. Und ich glaube, so meinte sie ihre Arbeiten: Als Entwicklungsromane. Als dann mit der Auflösung der DDR den Linken in den beiden deutschen Staaten der Himmel auf den Kopf fiel, als es für die, die für ein besseres Morgen wirkten, kaum noch ein schwaches Abendlicht schimmerte, da gab es eine Christa Wolf der Tat: Sie sammelte um sich herum die vielen Fragenden, die Zagenden und die Wütenden. Einen Gesprächskreis nannte sie das schlicht, was doch ein gesellschaftliches Therapie-Zentrum war, das aus den vielen Fragen, die alle Teilnehmer hatten, immer neue Fragen entwickelte und auch manche alte abtat. An verschiedenen Orten im Osten des nach wie vor gespaltenen Berlin tagte der Kreis monatlich, immer ohne Beteiligung der Medien, von 1989 fünfzehn Jahre lang, bis ihre Kraft, die immer wesentlich der Literatur gehörte, einen Rückzug aus der permanenten Diskussion verlangte.

Wenn die große Frau der deutschen Literatur einlud kamen sie alle: Schriftsteller und Politiker referierten im Gesprächskreis, Bürgerinitiativen stellten sich vor und Experten erzählten von den Schnittkanten zwischen Gesellschaft und Wissenschaft. Zwei aus dem Westen bleiben mir bis heute in erstaunter Erinnerung: Der ehemalige Bundespräsident, der über die Folgen der Globalisierung nur zu sagen wusste, dass man sie "Püffchen um "Püffchen" mildern müsse, und der Redakteur eines mäßig linken Blattes, der fest glaubte, dass, wäre der Untergang der DDR nicht gewesen, es im Westen, mit einem rot-grünen Bündnis zu einer sozialen Revolution durch Bundestagswahlen gekommen wäre. Es war dann doch erkennbar wenig Wasser, mit dem der Westen kochte. Nie wieder habe ich Debatten von solcher Bereitschaft zum Nachdenken erlebt. Sie waren primär denen aus dem Osten zu verdanken, solchen wie dem Theatermann Adolf Dresen, dessen Distanz zur gewesenen DDR sich in einen wütenden Antikapitalismus transferiert hatte oder der scharfsinnigen Daniela Dahn, der Christa Wolf sehr zugeneigt war, wohl weil sie in ihr jene Linie von Frauenklugheit sah, die sie selbst von Anna Seghers vererbt bekommen hatte.

In der Küche schmierten die Gewesenen Brote für die Debattenpause: Die gewesen Chefredakteurin des DDR-Massenblattes "Wochenpost", die gewesene Sektionsleiterin für Literatur an der Akademie der Künste in Ost-Berlin und ich, der gewesene Kommunist aus dem Westen, übernahmen klag- aber nicht witzlos die Versorgung der Diskutanten. Zwar gab es auch ein Oben: Christa Wolf entschied die Themen, sie besaß das Recht der Moderation. Doch die Unten, blieb denn Ihr Ton gemässigt, konnten Inhalte von schönster Masslosigkeit vertreten, zumeist herrschte allerdings die Fassungslosigkeit vor: Es durfte doch nicht sein, das mit dem Verschwinden der DDR auch die Solidarität verschwunden war, das scheinbar neue, vereinte Deutschland so viel altes Zeugs vom egoistischen Wettbewerb, der Marktfreiheit und der militärischen Einmischung in anderen Ländern hervorbrachte. Auch die kluge Schriftstellerin, in der Küche liebevoll und spöttisch Mutter Wolffen, nach der Wäscherin in Hauptmanns "Biberpelz", genannt, rang zuweilen um Worte der Erklärung.

Nur Gutes über die Toten zu reden, gebietet eigentlich eine Übereinkunft der Gesellschaft. Es ist bemerkenswert zu lesen und zu hören, dass diese Regel für Christa Wolf nicht gilt. Schon das 3-Sat-Kulturmagazin mochte auf die Erinnerung an Christa Wolfs BDM-Zeit nicht verzichten, um eine Linie von der einen Diktatur, in der die Wolf aufwuchs zur anderen Diktatur zu ziehen, deren Ziele sie anfänglich teilte. In feinsinniger Diktion und sudelnder Absicht erinnert auch das Feuilleton der "Süddeutschen" an die Mitgliedschaft der Schriftstellerin in der Hitler-Mädchen-Organisation, um einen angeblichen Schlüsselsatz der Autorin zu zitieren: "Ich hatte keine Lust auf Befreiung". Die vorgeblich linke TAZ wirft der Dichterin hinterher: "Christa Wolf schien zuletzt Patin der Beleidigten geworden zu sein." Dass es die Entrechteten waren, denen das Schreiben und Leben der Christa Wolf galt, dass sie bis zu letzt unbeirrt auf der Seite der Empörten war, kann jeder in ihren Büchern nachlesen - wenn er nur will. Das macht die Autorin bis heute gefährlich, das verlangt ihre Verleumdung als "Staatsdichterin". Das garantiert ihr ein Weiterleben nach dem Tod.

Ulrich Gellermann

Quelle: Rationalgalerie | Ulrich Gellermann


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