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Scheues Reh oder streunender Kater
24|12|2011



So oder ähnlich könnte die Katze geguckt haben, als ihr der Postbote das mit dem Erbe erklären wollte.

Über tierisch komplexe Erbschaftsverhältnisse

Manchmal lohnt es sich, das Vermischte auf den letzten Seiten doch zu lesen. „Welt kompakt“ wusste folgendes zu berichten: „Ein schwarzer Kater in Rom hat Glück: Der Streuner erbte vor kurzem zehn Millionen Euro. Wie italienische Medien berichteten, hinterließ seine ehemalige Besitzerin, die 94-jährige Signora Assunta, dem Kater Tommasino eine Villa, zahlreiche Bankkonten sowie Ländereien. Die alte Dame sei ohne Verwandte gewesen.“

Man könnte diese skurrile Meldung amüsiert oder grummelnd unter „Gelesen & Geschmunzelt“ ablegen, wäre da nicht dieses Phantasiepotenzial zwischen den Zeilen. Wer hat jetzt das Recht für den Erben die Whiskas-Dosen zu öffnen? Wem gelingt es sich in das Vertrauen des wohlsituierten Tieres einzuschleichen und wie leiert der ihm eine Bankvollmacht aus den Pfoten? Wo wird der Kater sich lieber herumtreiben: In der Villa oder auf den Ländereien? Könnte man ihn entführen? Wer zahlte dann Lösegeld für ihn? Hat er selbst Nachwuchs oder verfällt das Vermögen nach seinem Ableben dem Tierheim? Hat die katholische Kirche in diesem Erbschaftsfall gepennt? Muss der schwarze Kater jetzt Steuern zahlen? Könnte er sich notfalls selbst beerben [Katzen haben doch angeblich sieben Leben]? Hätte das Berlusconi nicht noch verhindern sollen? Was sagt Monti dazu? Fragen über Fragen, die diese kleine Meldung aufwirft.

Mehr noch: Die Vorstellung, dass nachts alle Katzen grau sind, lässt weiter denken. Wie werden die anderen grauen Katzen dem Erben nun begegnen? Werden sie ihn hofieren oder schneiden? Oder kommt er gar nicht mehr aus seinem goldenen Katzenklo heraus? Wird er selbständige Investitionsentscheidungen treffen können oder wird ihm dabei die Tatze geführt? Eines scheint gewiss: Er ähnelt mehr als er weiß jener Spezies, die wir aus dem menschlichen Wirtschaftsleben kennen. Will er doch naturgemäß nichts anderes lieber haben als Mäuse, Mäuse, Mäuse. Und strawanzt er nicht unberechenbar umher wie ein nach lukrativer Anlage spechtender Anteilseigner? Der gemeine Anleger [und sein hundsgemeiner Ableger, der gewöhnliche Spekulant], sie haben doch denselben schleichenden Gang um den heißen Brei herum, bevor sie anfangen zu schlabbern. Manche streifen mit ihren dicken Fellen an teuren Immobilien und erigieren dabei unwillkürlich die Schwänze.

Und nächtens immer diese innere Getriebenheit. Und dasselbe Grau wie bei den Klamotten der Menschen, die sowas auch tagsüber tragen: Grauen Anzug, grauen Mantel, grauen Hut. Unauffällig immer an der Wand lang, sorgsam darauf bedacht, die Rolex nicht zu sehr blitzen zu lassen. Wirklich reiche Leute halten sich modisch eher bedeckt. Man möchte keinen Neid erregen. Nur Neureiche und Zuhälter lassen die Goldkettchen blinken. Freilich ist es ein dummer Aberglaube, schwarzen Katzen, die von links die Straße queren, aus dem Weg zu gehen und drei Kreuze zu schlagen. In Rom müsste man da permanent in Hauseingänge flüchten, soviele wilde Katzen laufen dort herum, die meisten freilich arm wie Kirchenmäuse. Und herrenlos. Aber einem schwerreichen Kater wie diesem sollte man schon besser mit Distanz und Ehrfurcht begegnen, könnte es doch sein, dass ihm eine schwarze Limousine folgt mit einer Handvoll schwer bewaffneter Bodyguards. Wen immer er begattet, er denkt nicht ans Heiraten. Seine Nachkommen würden wohl nie von seinem Reichtum erfahren.

Vielleicht wird der ihm selbst nie richtig bewusst weden. Er wird gewiss auf Seidenkissen schnurren ohne zu ahnen, wie privilegiert er ist. Er wird antike Möbel zerkratzen, schwere Teppichen aufketteln und Bündel voll Geld zerfleddern, ohne zu ahnen, über welche Kaufkraft er verfügt. Andere werden alles Nötige besorgen, vor allem frische Pasteten und teuren Fisch, denn Mülltonnen durchstöbern soll er nicht. Ein Heer von Dienstpersonal wird um ihn herumscharwänzeln, ihm goldenes Katzenstreu nachfüllen und seine gezupften Fäden von den wandhohen Gobellins auffegen. Seine Wollknäuelsammlung wird in allen Regenbogenfarben schillern, fein sortiert nach dem Farbspektrum – in einer eigens angelegten Spielecke. Er wird fernsehen, Kater-Carlo-Comix zerfetzen, Katzenmusik hören aus einer eher veralteten Musik-Kommode. Die alte Dame hatte sicher keine hypermoderne Soundanlage, keinen HiFi-Turm, vielleicht nicht einmal ein Stereo-Gerät, wenn sie taub war.

Ob das alles für den Kater neu angeschafft wird? Eigentlich könnte er sich alles wünschen. Denn es gehört nun alles ihm. Er ist verfügungsberechtigt. Er ist der vermutlich reichste Kater auf diesem Planeten. Und doch wird er das Mausen nicht sein lassen können vermutlich. Ein Tierpsychologe wird versuchen, ihm das abzugewöhnen. Vierzehntägig kommt jemand von Kittecat und stellt kostenlos eine Palette Futter aller Sorten und Geschmacksrichtungen in den Kühlraum, in der Hoffnung, dass sich der Kater eines Tages dazu überreden lässt, sich als Werbemaskottchen herbeizulassen, um das Firmen-Image hochpreisiger zu stylen. Überhaupt: Wer schon hat, bekommt immer mehr. Neue Geschäftsideen werden ihm angetragen: Wie wär's mit einem Mausefallen-Imperium, ein eigenes Label, neue Produktlinien. Er müsse nur seinen Pfotenabdruck auf einen der untergeschobenen Verträge patzen. Natürlich bemühen sich Talkshows um seinen Auftritt, Hollywood wird anrufen wegen der Filmrechte, Verlage seine Biografie ghostwriten wollen. Er wird schnöde miauen und nichts verstehen. Nur Mäuse, Mäuse, Mäuse. Mehr muss er ja auch gar nicht mitkriegen. Es geht ohnehin immer nur um das eine: Mausen! „Leben Sie. Wir kümmern uns um den Rest.“ So wie ihm geht es vielen Multimillionären. Sie werden umworben, belagert, genötigt, damit sie ihr Geld da und dort anlegen, bevor es brachliegt und sich nicht wie von selbst vermehrt. Denn irgendwann wäre keines mehr da, und dann müssten sie das Haus verpfänden oder die Ländereien verhökern, wenn nicht gar die Bankkonten auflösen. So wird auch das schmusigste Kätzchen zum streunenden Kater. Es muss aus dem Batzen Geld einen Haufen Kapital werden lassen.

Es muss investiert werden. Wo interessiert nicht, das macht der Anlageberater. Hauptsache, die Kohle „arbeitet“ und vermehrt sich – irgendwie. Wovon, womit, wodurch, wer will das so genau wissen? Kater Tommasino muss halt ins Casino. Der streunende Kater muss an die Börse. Dort tummeln sich die Lakaien der Vermögenden und regeln das für ihr Klientel. Sie brauchen nur eine Vollmacht, einen Auftrag, die Lizenz zum Handeln. Dann beginnen sie zu scheffeln. Bei dem Kater, der sicher keine Bilanzen lesen kann, wird das eine lukrative Sause. Ob nun in Milchwerke investiert wird [was ihm vielleicht schmecken würde] oder in Buttersäure-Bomben, wie wollte er das entziffern? Könnte er das Kleingedruckte lesen, worin festgeschrieben steht, wie hoch die Makler-Courtage ist [sie könnte in seinem Fall tierisch hoch ausfallen]? Kann er reklamieren, wenn statt in eine Fischfabrik in Hinweisschilder investiert wird, auf denen steht, dass streunende Katzen eingefangen und Hunde erschossen werden? Kann er es überhaupt mitbekommen, wenn das eine oder andere Geschäft mit Totalverlust endet? Wie steht es mit der Haftung? Wer haftet denn für ihn? Natürlich vergisst er seine Steuererklärung abzugeben. Natürlich auch die Haustiersteuer für sich. Wird er am Ende selbst verhaftet?

Noch gibt es keine Gefängnisse für wirtschaftskriminelle Katzen. Aber die Zeiten könnten sich ändern. Stell dir vor, es ist Sozialismus und alle Milliardäre ergreifen die Flucht in die letzten verbliebenen Steueroasen. Nur unser Kater bekommt das nicht mit und räkelt sich arglos auf seinen weitläufigen Fluren. Die Superreichen, die es verabsäumt haben Zeitung zu lesen, werden enteignet, und der letzte Fressnapf wird kommunalisiert. Einzig der reiche Kater, so er denn in seinem siebten Leben angekommen sein sollte, stellt plötzlich fest, dass das Hauspersonal nicht mehr so tut wie bisher, sondern auf dem Dachboden herumtanzt wie die Mäuse, wenn die Katze mal aushäusig ist. Auf einmal streiken die. Kündigen gar. Suchen sich einen menschlicheren Job.

Gehen demonstrieren. Was tut Katze da? Erst mal kratzen. Dann Bart putzen. Und schließlich bleibt nichts anderes als sich zu trollen und selbst für den Lebensunterhalt aufzukommen. Da ist der Kater den Menschen voraus. Er kehrt seinen Reichtümern einfach den Buckel und entschwindet in die Nacht, bevor die Tierfänger sich an ihm vergreifen könnten. Den Menschen fiele das nicht so leicht: Drittauto abgeben, Schmucksammlung abstoßen, Ferienvilla am Meer sein lassen und die Wochenend-Almhütte abschreiben und sich auf die Hälfte der Stadtwohnung verkleinern, Aktien vergessen und ins öffentliche Schwimmbad gehen statt an den Privatstrand. Nicht zu reden von den Ländereien und den diversen Firmenbeteiligungen. Alles unter Sozialisierungsdruck. Jeden Tag neue Beschränkungen für den Kapitalverkehr, stärkere Einschränkungen des Luxuslebens, härtere Besteuerung bis hin zur Enteignung von Produktionsmitteln, die jetzt den Produzenten gehören sollen und nicht den Kapitaleignern. Der Kater müsste nicht flüchten wie ein scheues Reh, er würde sich einfach verdünnisieren. Das machen manche Superreichen heute schon. In Griechenland, in Russland, in allen möglichen Ländern bringen die Couponschneider ihre Schäfchen in vermeintlich sichere Häfen, nach Liechtenstein, in die Schweiz, nach Luxembourg. Hartgesottene nehmen die windigen Kanalinseln, Wagemutigere die arabischen Emirate. Konservative kaufen sich in Deutschland ein. Aber wo immer sie hingehen, die Welt ist in permanentem Wandel begriffen. Nichts ist so sicher wie die Veränderung.

Nichts bleibt so wie es ist. Nur diese ehern geleierte Metapher vom Kapital als scheuem Reh, die scheint bestehen zu wollen bis ans Ende der Geschichte. Dabei suggeriert das Bild vom harmlosen Wild, das sich vegetarisch ernährt und keinem Menschen was zuleide tut außer mancher Baumrinde etwas Bastentzug, dass es sich um ein treuherziges Rudel schüchterner Bambis handele, die man nur nicht aufscheuchen dürfe, um sie nicht aus dem Dickicht zu vertreiben. Als wären die Renditejäger nicht viel ähnlicher dem streunenden Kater, der seine Krallen in jedes noch so enge Mauseloch hineinsteckt, überall seine Duftmarken setzt und das öffentliche Leben mindestens so beherrscht wie die Katzenscharen das nächtliche Rom. Die Psyche des Anlegers ist nicht so zart besaitet, dass man ihn nicht eher mit einer räuberischen Katze vergleichen könnte.

Freilich sollte man Vorsicht walten lassen mit Vergleichen aus dem Tierreich. Meist tut man den Tieren damit Unrecht. Und oft genug auch den Menschen. Vor allem wenn es um Termini aus dem Bereich des so genannten Ungeziefers geht: „Zecken“, „Assel“, „falsche Schlange“, „Mistkäfer“, „Parasiten“ aller Arten, aber auch Großwild wie „Hirsch, damischer“, Pottwal, Saubär oder kleinere Arten aus dem Haustierbereich wie „dummer Hund“, „Drecksau“, „blindes Huhn“ – alles nicht wirklich nett und meist nicht wirklich treffend. Als persönliche Beleidigung kann das recht teuer werden. Und billig im Sinne von gerecht ist es obendrein nicht. Was kann die Heuschrecke dafür, dass sie in Schwärmen über Land wandert, und manchmal sogar über die See. Hat je ein Hai sich für Immobilien interessiert? Der sprichwörtliche Pleitegeier hat gewiss noch nie Konkurs angemeldet. Denn „faules Aas“ findet er zur Genüge. Der geheimdienstliche Maulwurf, der Elefant im Porzellanladen, die diebische Elster, die lauschende Wanze, die blöde Kuh, die kluge Eule, – alles sehr menschlich gedacht, doch biologisch ziemlich abseitig und unwahrscheinlich: Verklärungen oder Dämonisierungen. Denn das gefährlichste Raubtier, das kriminellste Monster, der durchtriebenste Drache ist und bleibt der Mensch. Damit er sich nicht selbst zum schlimmsten Feind hat, muss er sich noch gewaltig entwickeln. Evolutionär wie revolutionär. Vielleicht hört er dann irgendwann auf, seine Erbschaften Tieren zu vermachen und seine fiesen Eigenschaften unschuldigen Viechern zuzuschreiben. Kater Tommasino dürfte solche Bürde nicht allzusehr missen. Denn er kann weder lesen noch rechnen, nicht deutlich sprechen und nichts unterschreiben, weil er – zu seinem Glück – kein Mensch ist. Das hatte die alte Signorina – irgendwie menschlich – wohl vergessen.

Wahrscheinlich hat ihr niemand verraten, dass Katzen kein Testament machen und nichts vereben können. Tiere gelten nach geltender Rechtslage – allen Protesten von Tierrechtlern zum Trotz – immer noch als Sache. Die Guardia die Finanza braucht sich also nur vor dem Anwesen postieren und das Ende des Katers abzuwarten, und schon verfällt der gesamte restliche Zaster der italienischen Staatskasse. Die kann ihn auch brauchen; wozu sie ihn letztlich ver[sch]wenden wird, lässt sich erahnen: Banken retten, Haushaltslöcher stopfen, Krieg führen. All das viele Geld gehört dann über kurz oder lang also eh „der Katz“. Tröstlich irgendwie, oder doch nicht? Ach, hätte Assunta ihrem Liebling doch lieber gleich was Bleibendes vermacht, ein schickes Mausoleum vielleicht – für schlappe 10 Mios. Da hätte er bis zum Ablauf seiner sieben Leben wunderbar mausen können.

Wolfgang Blaschka

Quelle: Rationalgalerie


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