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Spätrömische Dekadenz 16|02|2010
...die Geister, die ich rief!
[Neulich in der Zentrale einer noch nicht ganz bedeutungslosen Partei.]
Guido [angesäuert]: Wo bleibt eigentlich der Partyservice mit dem Gourmet-Buffet. Es ist schon bald neun.
Dirk: Keine Ahnung. Die waren schon das letzte Mal zwei Minuten zu spät dran.
Guido: Das ist doch alles blanker Sozialimus. Allein was ich heute wieder Grässliches in meiner Stammboutigque erlebt habe, das grenzt schon an Terror.
Uwe: Erzähl.
Guido: Ich flaniere wie jeden Sonnabend durch die Gänge. Alles Top-Marken und -Publikum. Plötzlich steht da so ein Typ neben mir. Weit über 50 - Type Soziallast und bettelt mich an. Unfassbar. Ich hätte fast mal in Harvard und Yale studiert, bin der Aussenminister Deutschlands und dann werde ich von sowas belästigt!
Dirk: Widerlich.
Guido: Ja. Kein Respekt und keine Arbeitsmoral mehr in der Unterschicht.
[Ein südländischer Typ klopft gegen die Scheiben des Parteidomizils.]
Guido: Was will der Typ? Und was hat der da in der Hand?! Ruft mal die Security!
Dirk: Halt! Ich glaub, das ist der Kerl vom Partyservice.
Otto: Na endlich, aber was macht der Typ an der Vordertür? Hinten ist doch der Dienstboteneingang.
Uwe [öffnet das Portal]: Ich glaube, die Klingel hinten ist kaputt.
Partybote: Ich Partydienst Gurmel.
Guido: Gourmet heisst das! Sie sind spät dran, vier nach neun.
Partybote: Tschüldügüng, Kollege krank. Ich suchen Adresse.
Guido [schnippt ein unsichtbares Staubpartikel vom Sakko]: Können Sie kein Deutsch? Wir sind hier in Deutschland, werter Herr.
Partybote: Tschüldügüng, Kollege krank.
Guido: Türke?
Partybote [erfreut]: Ja, ich Türkischmann, heissen Cem Ökomir.
[Guido schaut zur Decke.]
Dirk: Stellen Sie das Zeug dort hin.
Guido: Und dann verschwinden Sie.
[Der Partybote stutzt, holt dann aber noch zwei Platten aus dem Lieferwagen.]
Guido: Husch Husch.
Partybote: Aber…ich muss…
Guido: Nix aber, nix Trinkgeld. Hopp, Tschüss, Ciao. Husch husch.
[Partybote verschwindet achselzuckend.]
Dirk: Harald, musst du eigentlich immer auf den Matisse aschen?
Harald: Matisse? Das Ding da?
Dirk: Du weist doch, dass wir uns nicht lumpen lassen und als Tischkarte nur Originale verwenden. Leihgabe vom Baron.
Harald: Oh. Sorry, dachte das ist ‘n Scherenschnitt von deiner Tochter. Kunst ist mein Handicap.
Otto: A propos Handicap, Harald. Wie stehts damit?
Harald: Ist vorbei. Hab jetz auf Polo umgesattelt. Unser Golfclub wurde mir zu popelig.
Rainer [schenkt sein viertes Glas Riesling ein, singt]: Ich hab noch einen Koffer im Tessin. Ich weiss, da muss ich morgen wieder hin…. lalalala
Uwe: Keine Angst vor CDs?
Rainer: Iwo. Das blocken wir ab.
Josef: Guter Mann.
Harald: Hey, da kommt Rösler.
Otto: Hipp hipp hurra, Die junge Freiheit. Prost!
Uwe: Der Kopf.
Dirk: Geldjäger.
[Rösler tupft sich verlegen ein Lächeln aus dem Mundwinkel.]
Guido [bester Laune]: Jetzt gönn ich mir den Hummer.
Rainer: Ja haha, der Hummer, das Boeuf Stroganoff und das Spanferkel.
Dirk: Wo hat der Kerl die Sachen abgestellt, Guido? Da sind ja nur drei Platten mit kaltem Imbiss. Wo sind die drei anderen?
Guido [schluckt]: Weiss nicht. Dieser . . . dieser …. Türke da, dieser Cem nochmalwas…. [ballt empört die Faust] Das war Absicht! So geht Deutschland vor die Hunde. So werden Deutschlands Leistungsträger ausgehungert.
[Schreie aus dem Atrium]
Oswald: Ich fass es nicht! Schaut euch das an!
[Die Menge strömt aus dem gelben Salon zum Grossbildschirm.]
Uwe: Was ist denn, Oswald?
Oswald: Eine linksradikale Hetzsendung mit Peter Frey. Jetzt schaut euch diese faulen Säcke an.
Guido: Wer?
Oswald: Na da, der Kerl im Parka. Verlangt 9 Euro Mindestlohn.
Otto: Neun Euro! Das ist der Wahnsinn!
Oswald: Und seine Tussy jobbt im Hotel für fette 5 Euro die Stunde. Und beklagt sich auch noch!
Dirk: Ohne uns bekäme die keine drei.
Guido: Richtig. Reichst du mir mal die Cliquot rüber, Oswald?
Otto: Ein Kinderbett und neue Tapeten wollen die.
Guido [kreischt auf]: Von unserem Geld! Warum nicht gleich eine Sänfte.
Oswald: Ich krieg die Krise.
Uwe: Hast du gehört, was die Prolo-Zicke verlangt?
Dirk: Zuschuss für Kindernahrung.
Uwe: Ja, was denn noch alles?
Oswald: Ich hab mal zwei Wochen lang nur von Chips und Leitungswasser gelebt.
Otto: Es wird mmer dekadenter.
Guido: Gutes Stichwort [zückt ein safrangelbes Notizbuch und kritzelt etwas hinein].
Oswald: Wer keine sichere Rente oder Rendite hat, sollte keine Kinder in die Welt setzen.
Otto: Dürfen.
Oswald: Pssst.
Harald: Meine Philippina arbeitet für 4 Euro die Stunde. Rund um die Uhr Jederzeit einsetzbar. Das nenn ich Flexibilität.
Guido: Die Unterschicht ist einfach zu verwöhnt. die brauchen die harte Hand.
Oswald: Ich könnte reintreten, wenn ich so was sehe!
Uwe: Tu dir keinen Zwang an.
Oswald: Wie bitte?
Uwe: Tu dir keinen Zwang an. Ich habe erst kürzlich, als ich den Geissler und die Wagenknecht bei der Will erlebt hab, den Flat Screen zertrümmert. Zahlt die Versicherung. Partei-Sondertarif. Da hinten steht Ersatz. Nur zu.
Oswald: Du meinst wirklich?
Uwe: Klar.
Oswald: Na dann [nimmt Anlauf, kickt den Screen von der Wand und springt mit beiden Beinen auf die Scheibe. Das Bild erlischt, der Ton verstummt.]
Applaus brandet auf. Gejohle. Bravo. Klasse. Endlich.
Guido: “Spätrömische Dekadenz. Jetzt hab ichs, was diese Hartzler ausmacht. Sozialismus und spätrömische Dekadenz.”
[klappt sein Notizbuch zu.]
Quelle: Readers Edition
Autor:
Zbigniew Menschinski
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