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Wulff – eine gespaltene Persönlichkeit und ein gespaltenes Volk
13|01|2012



Nicht nur Wulff wirkt entrückt, auch seine "Wirklichkeit".

„In einem Jahr ist das alles vergessen!“.

So Wulff zu seinen eigenen Mitarbeitern bei einem Neujahrsempfang. Das Bild, welches unser Bundespräsident-Azubi gerne in der Öffentlichkeit von sich inszenieren will, ist das eines staatstragenden, sich selbst völlig im Griff habenden ersten Mannes im Staate. Über jeden Zweifel erhaben und das Ruder des Schiffes [wohl vor allem seiner eigenen Karriere] immer fest in der Hand. Auch wenn sein Schiff, die S.M.S. Bettina [Schiffe werden allgemein mit dem Namen einer Herzdame getauft], inzwischen in schwere See geraten ist, so ist die Wahrnehmung des Kapitäns: „das Stahlgewitter ist bald vorüber“.

Dies ist ein Sprachbild, welches den Buchtitel von Ernst Jünger zitiert: „In Stahlgewittern“. Dieses Werk ist eine persönliche, von vielen als etwas einseitig heroisierende Verarbeitung der eigenen Erlebnisse im ersten Weltkrieg des teilweise umstrittenen, teilweise hoch verehrten Ernst Jünger.

Also gut. Nehmen wir ihn beim Wort. Unseren Bundespräsidenten. Mit Krieg hat er den Top-Leuten bei BILD gedroht. Und am Neujahrsempfang von Stahlgewittern gesprochen. Meint er das wirklich ernst, oder war das nur eine Drohung, die er unter Umständen gar nicht bereit wäre, umzusetzen?

Vergleichen wir Christian Wulff also mal spaßeshalber mit seinem Vorbild Ernst Jünger. Ernst Jünger meldete sich noch vor Ausbruch des ersten Weltkrieges bei der französischen Fremdenlegion, dort behagte es ihm nicht, er kam durch Intervention seines einflußreichen Vaters wieder frei. Dann aber machte er ernst mit seinem Interesse für Militär. Er meldete sich am 1. August 1914 freiwillig und landete dann anschließend mehrmals im Schützengraben. Er pendelte zwischen Einsätzen und dem Lazarett, welches ihn aber nicht entmutigte. Er muß eine schützende Hand über sich gehabt haben, jedenfalls entronn er mehrmals nur knapp dem Tode, während alle Kameraden um ihn herum mehr oder weniger vollständig in den Soldatenhimmel eingingen. In Paris kletterte er mal während eines Bombenangriffs auf ein Dach, um den Angreifern Paroli zu bieten.

Also, Mut hatte er. Das muß man ihm lassen. Vielleicht den Mut eines Verrückten. Jedenfalls hat er nach Ende des Ersten Weltkrieges seine Erlebnisse, die er in Tagebüchern festgehalten hatte, in besagtem Buch „In Stahlgewittern. Aus dem Tagebuch eines Stoßtruppführers.“ aufgeschrieben. Es wurde ein Bestseller. Es wurde sogar zu einer Art Kultbuch in rechtskonservativen Kreisen der 20er Jahre. Ernst Jünger hat auch den zweiten Weltkrieg überlebt. Und noch viel mehr. Er wurde 102 Jahre und 11 Monate alt.

So viel Jahre wird Christian Wulff wohl nicht im Amt bleiben. Ist Christian Wulff auch so mutig wie Ernst Jünger und strotzt allen Gefahren und zeigt ihnen sein offenes Visier?

Hier liegt wohl schon ein wesentlicher Unterschied zwischen Vorbild und Bewunderer. Wulff ist offenbar ein Meister der Tarnung und des Versteckens. Und nun auch noch ein Meister des Hin und Her. Erst kündigt er die Veröffentlichung aller 400 Fragen und Antworten zu seinem Privatleben in dem gezirkelten Fernsehinterview an. Am 10.1.2012 widerruft er diese Bereitschaft zur Transparenz. Falls ein solcher Vergleich überhaupt irgendwie passen soll, Ernst Jünger wäre zu solch einem Tingel Tangel niemals in der Lage gewesen. Er hätte sich vorher in 50 Meter Erdtiefe hineingeschämt.

Nein, Wulffs Qualitäten liegen offenbar viel mehr in seinen kommunikativen Fähigkeiten. Er hat sich während seiner Karriere ein exzellentes „Netzwerk“ aufgebaut, mit Freunden, Unterstützern etc. Innerhalb dieses Netzwerkes scheint die Kommunikation zu funktionieren.

Die Frage ist nur, ob er bei dem Berufsweg, den er sich gewählt hat [öffentliches Amt] bisher noch etwas übersehen hat: Ein öffentliches Amt dient nicht den Amtsinhabern in erster Linie, sondern in erster Linie einer Gesamtheit von Nutznießern, genannt Staatsbürger, ohne Ansehung der Person, Geschlecht, Einkommenshöhe etc. Alles im Grundgesetz usw. bestens niedergelegt.

Und hier sehen wir die zweite Spaltung in seiner Seele: Einerseits kennt und schätzt er öffentliche Regeln inklusive Moral, Anstand usw. Er trägt sein christliches Bekenntnis überdeutlich zur Schau. In seiner noch jungen Karriere maßregelte er sogar Konkurrenten nach diesem Maßstab [z.B. den nur kurzen niedersächsischen Ministerpräsidenten Glogowski, der privater Vorteilsnahme im Amt überführt worden war, nachzuschauen in der ndr mediathek]. Gleichzeitig verwischt er selber die Grenze zwischen öffentlichem Amt und Kontakt zu privaten Unternehmern.

Vielleicht ist ein Grund, warum sein Fall [im doppelten Wortsinne] einfach nicht aus den Medien zu kriegen ist, obwohl unsere politische Elite sich ins Zeug legt, ihn im Amt zu halten, darin, daß auf seine Person die gesamte Problematik der fehlenden staatsrechtlichen Abgrenzung zwischen Staat und privatem Unternehmertum projeziert wird. Die Verhältnisse schreien gen Himmel, scheinen gleichzeitig aber auch als völlig „normal und üblich“ betrachtet zu werden. Im Fernsehen wurde sogar jetzt der Vergleich gebracht, in den USA sei es doch auch völlig üblich, daß viel Geld von der Wirtschaft in die Politik fließe.

Ja wunderbar. Amerikanische Verhältnisse. Nach denen sehne ich mich ja besonders. Dann haben wir hier, wie übrigens in Ungarn, wo diese amerikanischen Verhältnisse jetzt in Verfassungskraft gesetzt wurden, bald solche Zustände, daß Pharmaunternehmen die staatliche Gesundheitspolitik bestimmen, bestimmen, nicht nur mehr „nur“ beeinflussen. Bereits jetzt haben ja Pharmamitarbeiter reguläre vom Steuerzahler bezahlte Schreibtische im Bundesgesundheitsministerium. „Um Expertise von außen zu integrieren.“ Ja, so kann man das meinetwegen auch nennen. Die Pharmareferenten bereiten direkt die Gesetzesvorlagen vor, die von ahnungslosen und meist auch interesselosen Abgeordneten dann rechtskräftig und im Namen des Souveräns Volk abgesegnet werden.

Die Durchdringung von privatem Gewinninteresse und öffentlichen Aufgaben nimmt immer groteskere und gefährlichere Formen an.

Die Inanspruchnahme von Zinsvorteilen für einen kleinen Hauskredit erscheint demgegenüber wie peanuts. Aber so fängt es an. Und mal ehrlich: Wie fühlt man sich, wenn man vor einem türkischen Teppich- oder Lederjackenladen an der türkischen Riviera von einem durchweg freundlichen und fließend deutsch sprechenden Türken [dort Inländer, man kann auch mit Andreas Rebers sagen: Migrant mit Menschenhintergrund] einen schönen heißen Apfeltee angeboten bekommt:

Mmmmh. Wie lecker. Tja. Und dann? Der Tee war umsonst. Da muß man doch aus Anstand doch mal in den Laden hineingucken, oder?

Der ursprünglich mal strenge Ethos der Beamten hat seinen Sinn. Er soll von vornherein jegliche Verführung ausschließen und die Beamten in Ruhe ihre Arbeit machen lassen. Im Sinne des Volkes, welches die Beamten alimentiert und schätzt und dort hingesetzt hat genau für diese Arbeit. Diese Grenzen wurden spätestens seit der Regierungszeit Helmut Kohls systematisch aufgeweicht durch eine gezielte Verächtlichmachung des Beamtenapparats, der angeblich nur auf seinem Schreibtisch vor sich hin dösen würde. Und nur die Unternehmer mit Gewinnbelohnung wären motiviert, ganze Arbeit zu leisten. Was für ein Irrtum! Und erst wenige haben diesen Irrtum bemerkt. Eher merken sie den immer stärker galoppierenden Kaufkraftverlust ihres Geldbeutels. Und können die Ursache dafür noch nicht so recht einem konkreten Verursacher zuordnen. Und dann kommt die Resignation, Ohnmacht und Gleichgültigkeit. Man kann ja eh nichts machen. Gegen die da draußen.

Oh doch. Viel kann man machen. Sich die Zusammenhänge zum Beispiel mal ganz in Ruhe zerpflücken und bewußt machen.

Die methodische Unterscheidung zwischen „Öffentlichem Recht“ und „Zivilrecht“ hat seinen Sinn. Und wie! Innerhalb des Öffentlichen Rechts wurden allerdings mithilfe von vielen Gesetzesänderungen seit den 80er Jahren deren eigene Grundlagen dem Weichspüler ausgesetzt. Zum Beispiel sieht man das an den sogenannten „PPP“ [Public Private Partnership] - so ein Blödsinn, "Volksverarsche", so etwas gibt es gar nicht.

Public heißt staatlich und ist oben. Private ist die Ebene darunter, und die hat sich an die Regeln von oben zu halten. Die die von oben setzen. Augenhöhe ist von der Natur der Sache her ausgeschlossen. Sie wird aber praktiziert. Und dadurch entstehen riesige Haushaltslöcher und öffentliche Haftungsprobleme bei privatem Haftungsausschluß. Oft sind diese Verträge dann auch noch geheim. Und völlig verrückt mit einseitiger Lastenverteilung zu Gunsten der staatlichen Seite. Von wegen Augenhöhe!

Es ist einfach nur ein Trick. Die Öffentlichkeit wurde durch ein gut klingendes „Modell“ bzw. Rechtsbegriff in die Irre geführt. Und zahlt dafür kräftig. Kollektiv. Das ist der Trick. So groß auf die Masse verteilen, DAMIT sich jeder Zahler zu ohnmächtig fühlt, sich gegen den legalen Raub zu wehren.

Christian Wulff hat in dieser Zeit der „Transformation“ vom ehemals guten deutschen Gesetzeswesen zu orientalischen Zuständen bei öffentlicher Auftragsvergabe seine Berufserfahrung gesammelt. Er ist wie selbstverständlich in dieser Erosionszeit groß geworden. Vielleicht ist ihm wirklich nicht bewußt, wie schräg sein gesamtes Verhalten mit den ganzen Reisen und vor allem jetzt mit der Herunterspielerei und Dementieren usw. ist. Die Vorbilder während seiner Reifungszeit scheinen ihm schon die „neuen“ Methoden vorgelebt und empfohlen zu haben. Z.B. der Schrotthändler Gerkens als väterlicher Freund. Der hat ihm schon erzählt, „wie man das macht, wenn man zu etwas kommen will“, vermuten wir, den wir waren nicht dabei. Dadurch fehlt ihm jedenfalls jetzt der richtige Maßstab, den er nie in der Praxis als echtes Vorbild kennenlernen konnte. Oder auch nicht wollte [letzteres wissen wir jetzt nicht]. Aber auf jeden Fall ist die gesamte Causa Wulff auch eine Causa Bundesrepublik. Im Sinne der fehlenden Abgrenzung, und zwar messerscharfen Abgrenzung, sonst funktioniert es nicht, zwischen Öffentlich und Privat.

Und weil in der Bevölkerung zu dieser Thematik auch entgegen gesetzte Meinungen herrschen, haben wir auch eine öffentliche Wahrnehmung der Wulff-Affäre, die das Volk in genau zwei gleich große Teile offenbar spaltet, geht man nach den Umfragen von ARD und ZDF.

Man darf gespannt sein, wie sich die gesamte Angelegenheit weiterentwickelt.

Mit Bitte um Nachsicht für den 123. Aufsatz zum Thema Wulff!

Heidi Berg


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