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Stasi, Stasi, ruft´s aus dem Wald
09|10|2013



So wahnsinnig weit entfernt sind die etablierten Parteien nicht mehr von den Zielen der LINKEN, aber wenn es um Koalitionen mit der stärksten Fraktion geht, verteufelt man den Partner, an den man sich langfristig rankuscheln will, um sich später inhaltlich von dem Partner zu trennen, mit dem man gerade eine "Hochzeit" plant.

Ein Minister aus brauner Behörde

Pünktlich vor Schnittstellen LINKER Entwicklung hat sich die Stasi-Unterlagenbehörde immer mit Akten über dieses oder jenes Mitglied der LINKEN zu Wort gemeldet. In bekannter Gauck´scher Tradition - dessen Behörde hatte z. B. den Schriftsteller Stefan Heym 1994, kurz vor seiner Rede als Alterspräsident des Bundestages, mit Stasi-Dreck beworfen - kommt auch diesmal aus einem der Gauck-Behördenlöcher die Sensationsmeldung: Ruth Kampa, Angestellte der LINKEN-Bundestagsfraktion, soll für die DDR Auslandsspionage betrieben haben. Den Chor der Verurteilungen stimmt natürlich die WELT an: "Die Stasi-Frau an Gregor Gysis Seite", und der Rest der Medien weiß genau, dass jetzt die ohnehin höchst geringe Möglichkeit einer rot-rot-grünen Regierungs-Koalition, endgültig gescheitert ist. Die Anschuldigungen gegen den Widerstandskämpfer Heym stellten sich damals schnell als falsch heraus. Was an den Anschuldigungen gegen Frau Kampa dran ist, weiß man nicht genau. Was man genau weiß: Dem deutschen Medien-Mainstream ist die Farbe Braun allemal gut genug für hohe Ämter. Die Farbe Rot geht gar nicht.

Als der FDP-Mann Klaus Kinkel 1992 Außenminister wurde, gab es gegen ihn keinen sonderlichen öffentlichen Einwand. Obwohl der schwäbische Jurist von 1979 bis 1982 Chef der bundesrepublikanischen Auslands-Spionage, also Präsident des Bundesnachrichtendienstes gewesen war. Rund drei Jahre hätte Kinkel Zeit gehabt, sich die Wurzeln dieses Dienstes anzuschauen. Tat er aber nicht, warum auch immer. Er hätte allerdings die Chance wahrnehmen können, tief in den braunen Sumpf, in die Nazivergangenheit seines Amtes zu blicken und der westdeutschen Demokratie einen Blick auf ihre Herkunft zu geben um einer besseren Zukunft willen.

Der Bundesnachrichtendienst [BND] war eine reine Nazigründung. Im Dezember 1947, in der ehemaligen "Rudolf Hess Siedlung" in München-Pullach, formierte der gewesene Generalmajor der Wehrmacht und Sturmbannführer der SS, Reinhard Gehlen, eine besonders widerliche Nazi-Nachfolgeorganisation zum BND. Mit Vorliebe stellte er ehemalige Mitglieder der NSDAP, der SS und der Gestapo ein. Rund 28 Prozent de Mitarbeiter des neuen Dienstes, so schätzte die CIA damals ein, waren ehemalige NSDAP-Mitglieder. Das war nicht überraschend, verweist doch der CIA-Bericht darauf, dass im zweiten deutschen Bundestag 129 von 487 Bundestagsabgeordneten auch in der Nazi-Partei gewesen waren und so mit 26,5 Prozent NSDAP-Anteil das vom BND vorgegebene Ziel nur knapp verfehlte.

Die Internet-Enzyklopädie WIKIPEDIA weiß über den braunen Haufen zu berichten:
"Für den BND bzw. seinen Vorläufer, die Organisation Gehlen, waren unter anderem der ehemalige Gestapo-Chef in Lyon Klaus Barbie, der ehemalige enge Eichmann-Mitarbeiter Alois Brunner, der ehemalige Leiter der Geheimen Feldpolizei Wilhelm Krichbaum, der ehemalige Leiter des "Judenreferats" des Auswärtigen Amtes Franz Rademacher, der Erfinder der mobilen Gaswagen Walther Rauff, der ehemalige Offizier im SS-Einsatzkommando 9 Konrad Fiebig, sowie der ehemalige Chef des Vorkommandos Moskau der Einsatzgruppe B Franz Alfred Six tätig." Wollte man den Auslandsgeheimdienst der DDR mit dem der Bundesrepublik vergleichen, landete man schnell bei der bekannten Äpfel-und-Birnen-Konfrontation. Macht man es doch, bleibt eins sicher: Judenmörder und Zivilisten-Schlächter hatten im DDR-Dienst keinen Platz.


Im Jahr 1968 wurde die "Mercker-Kommission", benannt nach dem Staatssekretär Reinhold Mercker, mit einer internen Untersuchung des BND beauftragt. Denn selbst als die verdienten Nazis im Dienst schon alle ihre üppigen Renten verzehrten, war dem Amt Korruption und Vetternwirtschaft nicht fremd. Zudem spionierte der BND gesetzeswidrig auch westdeutsche Politiker aus. Der Untersuchungs-Bericht ist bis heute unter Verschluss. Als dann die Zeiten sich wendeten und eine Enttarnung der braunen Vergangenheit denkbar wurde, vernichtete der Dienst 2007 etwa 250 Personalakten mit Bezug zur NS-Zeit. Doch zu dieser Zeit war Klaus Kinkel, der ehemalige Präsident der Behörde und ehemalige Außenminister längst Chef der Telekom-Stiftung und Mitglied des Kuratoriums der Bundesliga-Stiftung.

So wird der Fall Ruth Kampa den Deutschen, insbesondere den Ost-Deutschen erneut eine Lehre erteilen: Spionage Ost ist böse, Spionage West ist gut. - Wer allerdings die Koalitionen der Linkspartei mit der SPD in Berlin, Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern beobachtet hat, der gerät ins Grübeln. Denn dort ist die LINKE regelmäßig unterhalb der SPD verschwunden. Vielleicht meint es die Gauck-Behörde doch gut mit uns und will dem Bundestag einfach seine letzte Opposition erhalten.

Uli Gellermann


Quelle: Rationalgalerie

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