Seit 24-03-2022 online:
Zur Webside (https://help.gov.ua/): [Hilfe für die Ukraine]
Endspurt: Alle Macht den Egoisten! 03|08|2015
Das Verhältnis zwischen Wilhelmshavens Oberbürgermeister Andreas Wagner und Karlheinz Föhlinger soll sich laut Sommerlochberichterstattung eingetrübt haben.
Oberbürgermeister Wagner macht es vor: Ich bin der Sonnenkönig. An mir wird nichts mangeln. Wie im Himmel, so auf Erden.
Die SPD scheint jetzt einen neuen Vorsitzenden bekommen zu haben, der sich von dem Glanz des ehemaligen Betriebswirts auf dem Verwaltungsposten nicht blenden läßt. Hartmut Tammen-Henke spricht in der WZ v. 30. Juli 2015 Klartext, und sogar der bisherige Steigbügelhalter für den OB, Karl-Heinz Föhlinger scheint nicht mehr 100%ig überzeugt von dem Leader der "Mehrheitsgruppe" SPCdU.
Was der Verwaltungschef Andreas Wagner wirklich mit dem Reinhard-Nieter-Krankenhaus, jetzt modern "Klinikum" genannt, vor hat, wissen nur die Götter, bzw. nur er selbst. Sich jetzt zum Aufsichtsrat-Chef küren zu lassen – entgegen einer klaren Vereinbarung der "Mehrheitsbeschaffer-Gruppe" [SPCdU] – ist entweder Totalverlust jeglicher Sensibilität gegenüber dem Koalitionspartner, oder sie ist einfach der Griff nach der totalen Macht in Wilhelmshaven.
Was Oberbürgermeister Wagner noch nicht erreicht hat, ist, daß er gleichzeitig noch Herausgeber der Wilhelmshavener Zeitung ist, Präsident des Amts- und auch des Verwaltungsgerichts und Inhaber des Jade-Weser-Ports. Aber er hat ja noch ein bißchen Zeit bis zur nächsten Wahl.
Vielleicht würde es ihm aber auch bereits reichen, Anteilseigner an einer Yachtclub- und Luxuswohnungen GmbH am Banter See zu sein. Nichts ist unmöglich, sagen die japanischen Autobauer immer. Warum sollte das in Wilhelmshaven anders sein?
Eine echte Vision für Wilhelmshavens Zukunft kann ich bei OB Wagner indes nicht erkennen. Wohl aber erscheinen vor meinem geistigen Auge Dollarzeichen und das Antlitz von Dagobert Duck in seinem Geldspeicher.
Allerdings: die Wilhelmshavener wollten so einen Oberbürgermeister. In ihren Augen leuchteten auch die Dollarzeichen und die Vision von Boomtown und wirtschaftlichem Erfolg.
Den Rücksturz in die Vergangenheit machte man auf dem Bismarckplatz von Wilhelmshaven perfekt. Da steht seit 24. April 2015 eine neue Bismarck-Statue.
Wilhelmshaven leidet unter dem Syndrom "Verlorene Größe": Die Kolonialgelüste des wilhelminischen Kaiserreichs, welches jetzt jüngst sogar ein neues Denkmal auf dem Bismarckhering-Platz erhalten hat, ermöglichten den ersten Boom in der Jadestadt, mit vielen Arbeitsplätzen in der Rüstungsindustrie. Verkürzt betrachtet könnte man auch sagen: Der Boom beruhte ausschließlich auf einem beabsichtigten "Bumm" gegenüber den Armeen europäischer Nachbarländer, die in Sachen Kolonialausbeutung der Dritten Welt den Deutschen mehrere Nasenlängen voraus waren.
Weil der erste Weltkrieg dann aber nicht auf See, sondern in den Gräben von Verdun und Umgebung stattfand, kam es nicht zu dem großen "Bumm" der Flotte. Aus lauter Frust, eine solch schöne Bumm-Flotte womöglich umsonst gebaut zu haben und sie nicht benutzen zu können, dachten die Admiräle des Kaiserreichs sich zu Ende des ersten Weltkriegs eine selbstmörderische letzte Seeschlacht im Atlantik aus, ohne militärischen Sinn und Verstand. Ein paar beherzte Matrosen standen dagegen auf. Die meisten davon überlebten das nicht, weil Befehl und Gehorsam immer noch höhere Werte sind als Sinn und Verstand. Sie wurden standrechtlich erschossen für ihren Mut und ihren Verstand.
In dieser Tradition sahen sich offenbar auch der Drehorgel-Spieler August Desenz und die CDU in Wilhelmshaven, die sich partout in den Kopf gesetzt hatten, dem Befehls-Gehorsams-Wahn des wilhelminischen Reiches im Wilhelmshaven im 21. Jahrhundert in der Gestalt eines Denkmals des damaligen "eisernen Kanzlers" ein Denkmal zu setzen. Mit Erfolg. Die SPD half bei dem entsprechenden Ratsbeschluß.
Nach dem verlorenen ersten Weltkrieg schöpfte man in der Zeit der großen Arbeitslosigkeit Ende der 20er Jahre neuen Mut, an verlorene und eigentlich gescheiterte vergangene Größe anzuknüpfen. Hitler verhalf Deutschland zu neuem – militärischem – Selbstvertrauen und baute Anfang der 30er Jahre nicht nur mit Millionen Schaufeln Autobahnen, sondern auch eine Geheimarmee auf, entgegen den klaren Vorgaben des Versailler Vertrages. Als er dann 1933 die volle Macht in Deutschland erlangte, frohlockte auch der Hafen in Wilhelmshaven. Nun wurden wieder richtig große Schiffe in Auftrag gegeben, und eine U-Boot-Flotte usw. Wieviele junge, gut ausgebildete Männer dann dadurch zwischen 1939 und 1945 den Tod fanden, steht nicht auf dem Ortseingangsschild von Wilhelmshaven. Auch nicht auf einer Plakette am Bismarckhering-Denkmal. Und wie sehr Wilhelmshaven von den alliierten Bombern in Schutt und Asche gelegt wurde, kann man anhand einiger Aufnahmen auf youtube oder in Spielfilmen wie "Luftschlacht um England" oder "Memphis Belle" sehen.
Aber alles das ist vergessen, nur an die erlangte "Größe" vor Ausbruch des Krieges erinnert man sich. Und möchte mit astronomisch ausgedachten Arbeitsplatzzahlen beim Aufschütten des ersten Voslapper Grodens für Mobil Oil, ICI und einen Investor, der dann nie kam [DFTG], daran anknüpfen. Den durch einen Zufall entstandenen wunderschönen Sandstrand an der Geniusbank schüttet man dann Anfang der 2000er einfach wieder zu. Tourismus ade, zweites Kohle-Kraftwerk und Blechbüchsen-Hafen Jubilé!
Das Freibad am Sportforum mit Hallenbad hat man abgerissen, um Platz zu machen für eine neue Stadthaushaltschluck-Maschine [Nautimo]. Das Hallenbad an der Kieler Straße hat man für ein paar Eigentumswohnungen plattgemacht und dann kommt der neue Oberbürgermeister Wagner und will den ganzen Banter See in eine Luxus-Geldanlage für Reiche verwandeln – St. Tropez am Banter See. Das ist Wilhelmshaven und alle schauen zu und staunen und zucken mit den Schultern. Und dann erscheinen jetzt verdächtig oft Fotos im Heimatblatt vom Wasserspaß im Freibad Nord. Ein Freibad mini-small: XXXS. Dem einzigen verbliebenen Wasserspaß in Wilhelmshaven, den sich normale Kinder und Erwachsene noch leisten können, wenn das Wetter mitmacht.
Da hat es ein Oberbürgermeister, dem jedes Maß verloren gegangen ist, nicht schwer, seine betriebswirtschaftlichen Himmelfahrtskommando-Projekte zu verwirklichen und Wilhelmshavens Zukunft für so lange zu verbauen, bis der große Ozean dank des grenzenlosen Energieverbrauchs der Menschheit über die Deiche schwappt und das Problem sich von allein erledigt.
Aber wir haben eine gute Zeit für Gierhälse und Machtfanatiker: In der Türkei bombt ein Präsident, dem das letzte demokratische Wahlergebnis nicht gefällt, mal eben die einzigen Soldaten weg, die es mit der IS am Boden aufnehmen: die Kurden. Und die Weltmacht USA, die sich als Streitmacht für Demokratie und Frieden aufspielt, klatscht dazu Beifall. Die NATO, bei denen wir Mitglied sind, auch. Die stets fotogene deutsche Afghanistan Frontkämpferin Uschi sagt dazu nur: das sei nicht ganz "verhältnismäßig". Uuuuiii, was für ein Wort! Man kann förmlich spüren, wie die neuen dicken Mauern des Sultan-Palastes von Erdogan erbeben!
Man kann davon ausgehen, daß Erdogan sich vor dem Kampfjet-Einsatz gegen die Kurden mit Obama und dessen Beratern abgesprochen hat. Westliche Werte sind nicht mal mehr ein Lippenbekenntnis wert, es zählt nur noch die bloße Durchsetzung von Machtinteressen. Eine Studie der renommierten US-Kaderschmiede Princeton-University hat jüngst festgestellt, daß in den USA keine Demokratie mehr besteht.
In Wilhelmshaven steht die Demokratie ebenfalls schon lange zur Disposition. So schließt sich der Kreis. Weder die deutsche Elite noch die amerikanische wollen noch die Demokratie. Und die im Rat von der Mehrheitsgruppe sowieso nicht. Anders kann ich deren Beschlüsse wie drastische Redezeitbeschränkungen und Intransparenz von Entscheidungen etc. nicht interpretieren.
Heidi Berg
Sie möchten diesen Artikel
kommentieren? - Kein Problem: Hier klicken, Artikelstichwort angeben und Kommentar über das Kontaktformular an die
Redaktion senden! Vielen Dank!
Startseite/Aktuell |
Kontakt |
Links |
Termine |
Impressum |
Karikaturen |
Fiktive Interviews|
Schicken Sie uns Ihre Leserbriefe |
Archiv |
Spenden |
Leserbriefe |
Newsletter |
|