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Gute Atombombe 02|04|2015
Die Einstellung der USA zum Einsatz der Atombombe scheint nicht nur aus Sicht der Amis schwer überbewertet.
Verseuchtes NATO-Denken
Das ist das Schöne an der Atombombe, denkt sich der Militärexperte: Sie vernichtet nicht nur das militärische Ziel, sie tötet den Feind auch in einem Umkreis von mehreren Kilometern. Das Schöne ist, denken sich die US-Militärs in ihren Führerbunkern, dass wir, wenn die Bomben gezündet werden, weit weg sind. Das hofft anscheinend auch Michael Rühle, ein deutscher NATO-Mitarbeiter, der erneut öffentlich über das Gute an der Atombombe nachdenkt, diesmal auf einer ganzen Seite der FRANKFURTER ALLGEMEINEN.
Rühle leitet das Referat Energiesicherheit im Brüsseler NATO-Hauptquartier. Dreht er dort die Heizungen rechtzeitig runter? Kümmert er sich um die Doppelverglasung? Nein, Rühle soll jene Energie sichern, die der NATO nicht gehört, die aber kriegsentscheidend sein kann: Kampfflugzeuge und Panzer brauchen Sprit, der Öl-Nachschub kommt nicht aus europäischen Quellen. Da gehört, schreibt Rühle, die "Diversifizierung der eigenen Energieversorgung" schon zur Kriegsvorbereitung. Und deshalb: "Die nukleare Dimension der Abschreckung muss neu bewertet werden."
Solche wie Rühle beraten Militärstäbe und die Politik, solche wie er dürfen in der FAZ, dem Zentralorgan deutscher Wirtschaftsmacht, die Richtung angeben, solche formulieren vorsichtig, manchmal nicht vorsichtig genug: "Einfach toll", zitiert der oberste Energie-Nachschub-Verwalter der NATO zustimmend Zuschauer der NATO-Parade längs deren Ostgrenze: "Wenn sie bloß 70 Jahre früher gekommen wären." Dann wären sie auf jene russischen Truppen getroffen, die gerade dabei waren diesen Teil Europas von den Hitler-Deutschen zu befreien. Ist es das, was Rühle seiner Kundschaft, den westeuropäischen Eliten mitteilen will? Es sei 75 Jahre nach der deutschen Niederlage an der Zeit die Machtverhältnisse in Europa im Konflikt mit den Russen neu zu ordnen? Aber bitte atomar: "In einer Zeit der Militarisierung der internationalen Beziehungen kann die Vision einer Welt ohne Atomwaffen nicht Leitprinzip westlicher Sicherheitspolitik sein", schreibt er kalten Blutes aber von allem Menschenverstand verlassen.
Welch ein verlogener Kriegs-Propagandist der Atom-Liebhaber Rühle doch ist: Kaum mehr als 200 Kilometer vom NATO- Brüssel entfernt lagern längst US-Atombomben im pfälzischen Büchel. Jederzeit bereit von den dort stationierten TORNADOS in einem Radius von 1.400 Kilometern ihre tödliche, schmutzige Fracht abzuwerfen. Und genau so lagern sie im englischen Lakenheath, dem niederländischen Volkel, in Italien und der Türkei. Die Entfernungen reichen allemal für Ziele in Russland. Würden die Bomben an der Grenze zur Ukraine abgeworfen, denn darauf zielt der Schreibtisch-Stratetge Rühle, würde die Feuerwalze auch Städte in der Ukraine erreichen, der atomare Fallout würde riesige Gebiete verseuchen, je nach Wind würde nicht nur die ukrainische und baltische, sondern auch die polnische Bevölkerung betroffen sein. Tatsächlich sind solche Szenarien abschreckend. Deshalb wünscht sich Rühle zwar die atomare Drohung, aber bitte nicht so laut: "Erstens muss eine neue Diskussion über Abschreckung vermeiden, dass die Reichweite dieser sicherheitspolitischen Konzeption falsch interpretiert wird." Wahrscheinlich hat der Student der Politischen Wissenschaften Michael Rühle in den 80er Jahren hinter den Mauern der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn gezittert, als die Nachrüstungsdebatte damals tobte und Hunderttausende im Bonner Hofgarten gegen den NATO-Doppelbeschluss demonstrierten und den "falsch interpretierten".
Nicht im atomaren Schrecken sehen die NATO-Zyniker die Gefahr, sondern in der Bevölkerung: "Damit [mit der öffentlichen Debatte] besteht das Risiko, das der Westen seine Strategie nicht an der tatsächlichen Bedrohung orientiert, sondern an dem, was öffentlich akzeptabel erscheint." Eine Bedrohung, schreibt der hoch bezahlte, von der Bundesregierung in die NATO delegierte Mann, ist die demokratische Öffentlichkeit. "Reassurance", Beschwichtigung sei bei diesem Thema nötig, erzählt der Mann der Körber-Stiftung im vermeintlichen sicheren Raum der FAZ: Hier hat der Pöbel keinen Zutritt, hofft er, hier fordert Rühle kniefällig, die USA mögen die Sicherheit ihrer Verbündeten als ihr eigenes "nationales Sicherheitsinteresse" betrachten. So ordnet Rühle Deutschland als braves US-Protektorat ein. Aber nicht ohne eigene Akzente: "Deutsche Politik darf sich nicht in Abrüstungsbekenntnissen erschöpfen.
Überfällig ist in Berlin eine Debatte über die Mitgestaltung der nuklearen Realität" schreibt er in einem Bändchen der Körber-Stiftung. Der Stifter Kurt Adolf Körber war Mitglied der NSDAP, 3.000 Zwangsarbeiter zeugten von dieser profitablen Verbindung. Wie Millionen Krebskranke den Profit der Kröber-Betriebe aus der Zigaretten-Industrie belegen. - Es sei höchste Zeit, heißt es im Vorspann der FAZ zu ihrem Atomartikel, um die Lektionen der Vergangenheit zu lernen. Die wirkliche deutsche Vergangenheit wird ignoriert. Die erteilte Lektion ist atomar verseucht. Immerhin ist der Artikel abschreckend.
Uli Gellermann | rationalgalerie
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