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G7-Treffen ohne Putin 06|06|2015
Der "Feind" ist ausgemacht, sein Gas braucht man dann aber doch irgendwie.
Das gefährliche Hornberger Schießen
Also der Putin, der müsste mal, sagt Angela Merkel, die Hände in die Hüften gestützt, der sollte, sofort, sonst aber! - Je suis no Putin, entgegnet François Hollande, mit einem spitzem Ü in Pütin. Und beide reden gern über Russland, über das eigentlichen Thema des G7-Treffens auf Schloss Elmau. Nur Putin ist nicht dabei. - Wasse brauche Putine? Ische bine grosse genuge für Grosse Siebene, capisce? ist vom italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi zu hören. Und natürlich hat er Recht, denn Italien hat satte 60 Millionen Einwohner während Russland nur 143 Millionen zählt. Und so ist es auch mit der Fläche: Die große Europäische Union bringt glatt 4 Millionen Quadratkilometer auf die Karte, während sich die Russen mit 17 Millionen Quadratkilometern begnügen müssen.
Diese armseligen Russen. Na schön, sie haben Rohstoffe. Aber keine Demokratie, wie sie zum Beispiel die westliche Führungsmacht USA vorweisen kann: Zwei Parteien, die sich kaum voneinander unterscheiden, aber sie wechseln sich mit großem Getöse alle paar Jahre ab: Mal haben die amerikanischen Oligarchen die eine, dann die andere Partei mit den erforderlichen Wahlkampf-Sieges-Millionen ausgestattet. In Russland ist es so grausam langweilig wie in Deutschland: Putin macht seinen Job schon 15 Jahre, Helmut Kohl brachte es auf 16 zähe Jahre, Angela Merkel ist mit ihren 10 Jahren auf dem besten Putin-Weg. Aber natürlich ist Deutschland viel demokratischer. Denn Merkel setzt konsequent das fort, was Gerhard Schröder einst begonnen hatte: Niedrige Steuern für die Reichen, Hartz-Vier für den Armen, billiges Geld für die Banken und eine teure Bürokratie in der Europäischen Union. Ja, so sehen die atemberaubenden demokratischen Wechsel in Deutschland aus.
Was hat Wladimir Putin auf Schloss Elmau zu suchen, wo Shinzo Abe die "Jimintō", die Liberaldemokratische Partei Japans vertritt, die mit unwesentlichen Unterbrechungen seit 1955 die Regierung stellt und seit dem Jahr 2011 so tut, als wäre in Fukushima nichts gewesen. Sou desu ka [alles in Ordnung, klar?] wird Abe den anderen mitteilen, wenn es um die drohende Klima-Katastrophe gehen wird. Da trifft er sich auf das Schönste mit dem kanadischen Premierminister Stephen Harper, der das Kyoto-Protkoll aufgekündigt hat, weil er es für eine "sozialistische Verschwörung" hält. Die andere Form von Wirklichkeitsverweigerung wird beim G7-Treffen von David Cameron und Barack Obama vertreten. Beide lassen seit langem ihre Geheimdienste auf die Bürger anderer Länder los, und beide behaupten, das diene der Sicherheit der Welt, dem Schutz vor Terrorismus und was es sonst für Vorwände gibt: Yes, wie scan, wherever we can.
Syrien, Irak, der Kampf gegen die Terrormiliz IS und nicht zuletzt die Ukraine - alles Themen, die beim G7-Treffen auf der Agenda stehen. Und alles Themen, für die es kaum eine Lösung ohne Russland geben kann. Aber die unendlich Großen Sieben – sechs Zwerge, die auf den Schultern der USA sitzen und ihre fragile Größe am liebsten durch Gehabe demonstrieren – haben die Russen in die Ecke gestellt, als seien sie die Lehrer und Russland der Schüler. Was verdammt sollen die Russen von den Amerikanern wohl lernen? Wie man Kriege führt und Staaten zerstört? Wie man mit Drohnen die Zivilbevölkerung terrorisiert? Oder wie man viele Farbige einsperrt und für die frei lebenden die polizeiliche Jagd eröffnet?
Damals in Hornberg, unweit von Freiburg, hatte sich im Jahr 1564 der Herzog Christoph von Württemberg angesagt. Der sollte mit einem Salut-Schießen begrüßt werden. Dreimal schossen die Hornberger: Erst wegen einer Postkutsche, die sie für den Herzog hielten, dann eines Karrens wegen, dann, um eine Rinderherde zu begrüßen. Als endlich der Herzog kam, war alle Munition verschossen. Also versuchten die Hornberger Bürger das Donnern der Kanonen durch kräftiges Brüllen zu imitieren. Die Nachfolger der Hornberger in Elmau brüllen nicht einmal, sie säuseln. Aber die Kanonen und Raketen, mit denen sie die Welt unter Führung der USA beglücken, sind leider echt. Diese Neuauflage des Hornberger Schießens ist höchst gefährlich.
Uli Gellermann | rationalgalerie
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