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Tritt den Griechen in den Arsch
18|07|2015



Sigmar Gabriel weiß, wie man die SPD aktiv "zerlegt".

Gabriel bläst den Siegesmarsch

Wenn jemand im Land Recht hat, dann doch wohl die BILD-Zeitung. Und die hat jüngst den Gabriel als den "Eisernen Sigmar" gelobt. Richtig: Gabriel ist der Bismarck für alle! Man sollte Heringe nach ihm benennen. Denkmäler einweihen. Und Kinderchöre um ihn gruppieren. Denn was der eiserne Kanzler damals mit dem Sozialisten-Gesetz nicht geschafft hat, das bringt jetzt unser Siggi: Ganz ohne Verbot zerschlägt er das, was von der SPD nach Schröder noch übrig war. Und deshalb feuert ihn die BILD-Zeitung auch weiter an: "Hart, härter, Gabriel! Vizekanzler Sigmar Gabriel [55, SPD] kennt beim Thema Griechenland derzeit nur eine Richtung: drauf auf die Regierung in Athen". Immer feste druff auf die Griechen, die schon am Boden liegen. Ja, Gabriel ist die Re-Inkarnation von Bismarck und Blücher zugleich. So viel deutsches Wesen gab es seit Volker Kauder nirgendwo.

Dabei war auch unser Siggi als junger Mensch dem sozialdemokratischen Irrweg erlegen: Er wurde Mitglied bei der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken [SJD] und war später sogar Vertreter des Bezirks Braunschweig, der dem marxistischen Flügel zugerechnet wurde. Doch solche Flausen schlug sich Gabriel eigenhändig aus dem Kopf. Schon bald war er Soldat auf Zeit, eine "Zett-Sau" wie die gewöhnlichen Soldaten solche Existenzen nannten, und die wussten gewöhnlich was sie sagten. Schnell stieg der Obergefreite Gabriel in der SPD auf: Vom Ratsherrn zum Landtagsabgeordneten und plötzlich war er sogar Ministerpräsident in Niedersachsen. Natürlich nicht durch ordentliche Wahlen, Siggi ist einfach nachgerückt. Richtige Wahlen hatte er dann gegen den äußerst schwachen Christian Wulff verloren. Auch wegen solcher Fertigkeiten soll er jetzt Kanzlerkandidat der SPD werden: Selbst die Rest-SPD kann noch weiter zertrümmert werden.

Einmal hat Siggi mal eine gefährliche Wahrheit ausgesprochen. Nach der Bundestagswahl 2009 schrieb er an die SPD-Mitglieder: "Unsere SPD befindet sich in einem katastrophalen Zustand". Und dieser oder jener hätte auf die Idee kommen können, vom Agenda-Kurs auf die alte Vor-Schröder-SPD zurückschalten zu wollen. Aber nicht mit Gabriel! Der trieb die vergehende SPD in die verhasste Vorratsdatenspeicherung, und der befürwortete die Freihandelsabkommen TTIP und CETA. Nur um der SPD die lästige sozialdemokratische Maske vom Gesicht zu reissen. Und er hatte schnell erkannt, dass in Griechenland mit der SYRIZA eine sozialistische Partei unterwegs war, die für andere Länder in Europa hätte ansteckend sein können. Sowas Linkes musste totgetreten werden.

So fiel dem begabten Mann aus Goslar dann früh schon ein, der griechische Regierungschef Alexis Tsipras habe "letzte Brücken eingerissen, über die Europa und Griechenland sich auf einen Kompromiss zubewegen konnten." Und deshalb seien "Verhandlungen" über neue Hilfsprogramme "kaum mehr vorstellbar". Deshalb hat er auch schnell dem Schäuble-Grexit zugestimmt, der das Totengeläut für ein anderes Europa bedeutete. Damit das keinem auffiel, hat er es mit der üblich-üblen Lügen der Sozialbetrüger versucht zu überdecken: "Wir alle sind froh darüber, dass Europa die Spaltung verhindert hat und zusammen gefunden hat". So wird ein Tritt in den Arsch der hungernden Griechen noch als europäische Wohltat verkauft. Dass diese Gabriel-Fanfare den Sieg über eine siechende SDP verkündet, wird den Genossen sicher erst auffallen, wenn es zu spät ist. Irgendwann unterhalb der 20 Prozent.

Nach Otto von Bismarck wurde ein Hering benannt. Jener damals billige Fisch, den die Armen an den Feiertagen neben ihre Pellkartoffeln legten. Nach Gabriel sollten Mülltonnen benamst werden, jene Tonnen, aus denen die Armen in Europa zunehmend häufiger ihr Essen kratzen. "Gabriel-Tonne" - wie stolz das klingt. Die Nebenbedeutung dieses Namens, dass man die SPD nach dem Verrat an Griechenland getrost in die Tonne treten kann, muss ja nicht verraten werden.

Uli Gellermann
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