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Eberhards Traumjob
28|08|2009
Das ist er, der Oberbürgermeister, auf dessen Amt auch sie sich bewerben dürfen!
Gott der Herr erscheint Eberhard eines nachts im Traum und spricht zu ihm ...Eberhard, wie war dein Tagwerk heute? Warst du fleißig und fromm?
Oh, Herr, ich habe heute, wie sonst auch immer, sehr viele Überstunden nur für meine Wilhelmshavener Bürger geleistet und immer gebetet, dass alles gut werde.
Das ist aber sehr lobenswert, Eberhard, da sind deine Bürger sicher sehr stolz auf dich.
Herr, gut, dass du das ansprichst. Das ist genau das Problem: Meine Bürger verstehen mich nicht mehr. Ich habe so viele Projekte ins Rollen gebracht und umso mehr Projekte laufen, desto mehr Kritiker werden gegen mich rebellisch. Ich weiß gar nicht, warum die mich alle loswerden wollen und jetzt schon einen neuen OB suchen. Dabei bin ich doch der beste Oberbürgermeister, den Wilhelmshaven je hatte.
Eberhard, jetzt mal Butter bei die Fische: Was ist da los?
Oh, Herr, am Schlimmsten sind zur Zeit die Oberärzte am Reinhard-Nieter-Krankenhaus. Die sind alle so charakterlos, habe ich denen jetzt auch über die WZ mitteilen lassen, denn die lieben mich nicht mehr. Dabei habe ich für sie alles gemacht, habe mich persönlich um die Suche nach einem neuen Chefarzt für die Frauenklinik eingeschaltet und sie gegen ungerechtfertigte Anfeindungen mit einer großen Anzeige in der WZ verteidigt ... und jetzt sind die so hinterhältig ...
Ist das wahr, Eberhard? Habe ich Dir nicht immer gesagt, Du sollst keine Götter - auch keine in Weiß - haben neben mir?
Herr, es sind doch nur Halbgötter, die haben nur halbsoviel zu sagen wie du. Ich habe ja versucht, ihnen das klarzumachen, dass sie im Krankenhaus den Mund halten sollen. Machen die ja nicht, plappern einfach weiter und beschweren sich dann auch noch bei dem WZ-Abeldt, der die jetzt auch noch in Schutz nimmt und mir nicht sagen will, wer von dieser aufsässigen Bande da immer öffentlich rumnörgelt. Der Abeldt ist ja schon genauso charakterlos.
Eberhard, das lasse die Oberärzte aber nicht hören. Da möchte ich dich warnen. Stell dir bitte vor, du wirst irgendwann mal krank und musst ins Reinhard-Nieter-Krankenhaus und möchtest von den Oberärzten medizinisch versorgt werden ...
Nein, Herr, in das Krankenhaus werde ich niemals gehen. Krank werde ich sowieso nicht, ich bin nur zur Zeit etwas müde von dem ganzen Streß mit den Miesmachern und Nestbeschmutzern, diesen ewigen Querulanten, Fieslingen, Internetschmierern und den Bürgerinitiativen, die Wilhelmshavens Ruf immer mehr schädigen. Das sind lauter Ungläubige, die nicht an das Gute in Wilhelmshaven glauben ... das sind keine gottesfürchtigen Gut-Menschen, so wie ich, Herr, der immer zu dir betet.
Eberhard, das Reinhard-Nieter-Krankenhaus hat doch auch eine Spezialabteilung, wo du unter ärztlicher Aufsicht ganz diskret all deine Kümmernisse behandeln lassen könntest, mal ein paar Tage ausspannst, zur Ruhe kommst und so nach vielleicht vier oder sechs Wochen fühlst du dich von allen deinen Sorgen wie befreit, wirst nach Hause entlassen und bist dann wieder ganz der alte Wilhelmshavener Oberbürgermeister. Gehe am besten gleich morgen früh zur AOK, die kennen dich da ja noch aus deiner Lehrzeit, die regeln das dann sicher für dich.
Nein, oh Herr, das mache ich nicht. Diese Oberärzte im Reinhard-Nieter-Krankenhaus verpassen mir aus Rache glatt eine Überdosis irgendwelchen Beruhigungsmittels und dann kann ich meine hervorragende Verwaltungsarbeit nicht mehr weiterführen.
Das wollen die nämlich nur und Wilhelmshaven braucht mich schließlich, ohne mich ist Wilhelmshaven verloren. Das Miese an Wilhelmshaven sind nämlich nur die Miesmacher, da stehe doch nicht ich zur Disposition, wenn andere die Verursacher sind für den Murks, der in Wilhelmshaven passiert. Die wollen mir das nur in die Schuhe schieben, wegen dem Banter Siel. Ich konnte doch nicht ahnen, dass die Regenrückhaltebecken auch noch überlaufen, das war doch gar nicht geplant ...
Ja, Eberhard, du hast offenbar ein sehr ernstes gesundheitliches Problem. Wie wäre es, wenn du vorzeitig in Rente gehen würdest?
Herr, dann bekomme ich doch 18 Prozent Abschlag von den monatlichen Rentenbezügen und das auf Lebenszeit. Von dem bißchen Rente kann ich kaum leben. Wie kannst du mir, bitte verzeih, einen solch schlechten Vorschlag machen?
Eberhard, du brauchst nur zur Deutschen Rentenversicherung in Wilhelmshaven zu gehen und reichst da deinen Rentenantrag ein, dann läuft das schon, die machen das.
Um Gottes Willen, Herr du meine Güte ... nein, in diesem Falle habe ich nichts am Hut mit deinem Willen oder deiner Güte ... In der Rentenversicherung sitzt nämlich dieser Gutachter Teichman, das ist doch mein größter Feind im Stadtrat.
Der will mein schönes Reinhard-Nieter-Krankenhaus nämlich privatisieren. Und wenn ich da mit meinem Rentenantrag bei dem antanze, kriege ich die Rente nur durch, wenn der Teichman das Krankenhaus privat von mir bekommt. Solch einen unredlichen und miesen Deal bietet der mir bestimmt an. Und der steckt mit diesen charakterlosen Oberärzten sowieso unter einer Decke, er ist ja auch Arzt und die Bauermeister aus seiner Partei will mich auch nicht mehr als OB haben.
Und dann hat der WZ-Abeldt auch noch geschrieben, der von Teichman habe mir geraten, ich soll mal mit der großen Keule auf die Kritiker einhauen und einen Tag später schreibt der Abeldt, Teichman will die Keule stecken lassen. Ja was denn nun? Da siehst du mal, wie die mich hier ärgern und fertigmachen wollen und der Abeldt und die WZ machen das auch noch mit. Hat der da Spaß dran? Was sollen denn meine Bürger denken, wenn sie sowas lesen?
Ich werde ja lächerlich gemacht. Und dann schreibt der auch noch, ich sei nicht souverän ... Ich allein bin der Souverän dieser Stadt und diese Freien Demokraten, die mach´ ich jetzt wirklich frei, die haben in meinem Rathaus überhaupt nichts mehr zu suchen. Die Bande schmeiß´ ich sofort raus, ich kann da nur einsichtige Leute gebrauchen.
Eberhard, was soll ich denn nur mit dir machen? Überall schaffst du dir Probleme. Mit niemandem kommst du zurecht. Und wenn ich dir Vorschläge mache, dann siehst du überall wieder neue Kritiker. Du machst dich doch nur selbst fertig. Wie willst du denn über die Runden kommen, wenn du deinen OB-Job aus gesundheitlichen Gründen aufgeben müsstest? Dann bewältigst du doch deine 24 Aufsichtsratsposten nicht mehr und die ganze Holding geht auch den Bach runter.
Oh Herr, meine 24 Aufsichtsratsposten, die will ich natürlich behalten. So auf das Jahr verteilt sind das gerademal zwei Sitzungen pro Monat, da habe ich meine Ruhe und etwas Kohle. Wenn ich mir da noch ein paar zusätzliche lukrative Aufsichtsratstätigkeiten an Land ziehe, wird es schon irgendwie klappen. Wird bei dir denn nicht irgendein Aufsichtsratsposten frei, Herr, wo ich noch ein paar schlappe Euros lockermachen könnte? Wie lange macht´s denn noch der Petrus oder dein Erzengel Gabriel?
Niemals, Eberhard, den Petrus läßt du mir in Ruhe, der macht einen guten Job hier, auch wenn die Regenrückhaltebecken von Zeit zu Zeit überlaufen und den Gabriel habe ich zur Zeit als Bodenpersonal in der Bundesregierung eingesetzt aus Umweltgründen, damit er mal ein bißchen darauf achtet, was du da mit den Kohlekraftwerken so treibst in Wihelmshaven.
Und das kannst du dir abschminken, Eberhard: Niemals werde ich einen solchen Chaos produzierenden Querkopf wie dich bei mir einstellen, mir hier meine Firma auch noch ruinieren zu wollen? Nein. Das reicht, dass du in Wilhelmshaven an allen Ecken und Kanten Unheil anrichtest. Was ist aus dir nur geworden, Eberhard, seit du nicht mehr Juso bist, wie hast du dich nur verändert ... und du hast mir auch nie gesagt, wieviel Sitzungsgelder du in deinen 24 Aufsichtsratsposten bekommst. Also jetzt mal heraus mit der Sprache.
Gut, dass du das gerade ansprichst, Herr, mein ganzes diplomatisches Geschick habe ich aufgewandt bei den Ärzten, die gegen die Kohlekraftwerke sind. Die tun einfach so, als ob ich sie arrogant abblitzen ließ. Dabei war das umgekehrt. Die sind bestimmt auch alle an dem Komplott gegen mich beteiligt, ich kann ja niemandem mehr trauen. Wozu sind Ärzte eigentlich da?
Genau, Eberhard, mit den Ärzten in der Kohlekraftdebatte hattest du dich ja auch schon angelegt und sie verprellt. So langsam hast du die gesamte Ärtzeschaft hier in Wilhelmshaven und Ostfriesland gegen dich ... aber nochmal zum Thema: Wie konntest du dich so verändern und wieviel Sitzungsgelder werden dir für 24 Aufsichtsratsposten bezahlt?
Herr, meine Jusozeit, die ist doch schon so lange her, ich .... ähm ... und Sitzungsgelder ... und wieso ich und Juso ...???
Eberhard, ich sehe schon, du bist nicht kooperativ ... wenn ich Deine Zeit als gekommen sehe, berufe ich dich ab ...
Als hätte ihn der Blitz getroffen, wacht Eberhard plötzlich schweißgebadet aus seinem Traumgespräch mit dem Herrn auf ... er reibt sich die Augen und fragt sich, was er denn eben geträumt hatte? Was war das nur mit den Sitzungsgeldern und dem Juso ...??? Juso ... hm ... Und je stärker Eberhard sich zu erinnern versucht, um so weniger kehren die Bilder und Worte seines Traums zurück ...
Still setzt sich Eberhard hin und beginnt wieder zu beten, dass wenigstens dieser neue Tag für ihn frei von irgendwelchen Mitteilungen dieser unseligen Miesmacher und Nestbeschmutzer anfangen möge ...
Hans-Günter Osterkamp
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