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Krisenbewältigung in Deutschland
07|04|2009
Die Krise vor Augen glaubt der Deutsche immer noch ihr zu entkommen.
Ruhig ist es in Wilhelmshaven, sogar die Rammarbeiten hört man nicht mehr durch das ganze Dorf.
Der Haushaltsentwurf liegt jetzt bei der Kommunalaufsicht in Hannover und im Rathaus und in der Verwaltung herrscht gespannte Stille. Vor ein paar Tagen noch tönte die SPD mit dem Geld vom Konjunkturpaket sanieren wir erstmal einige Schulen, tun also das, was wir schon Jahrzehnte versäumt haben, während unserer eigenen Regentschaft.
Der Haken an der ganzen Blenderei ist allerdings der, dass, wenn der Haushalt nicht von der Kommunalaufsicht genehmigt wird, dann gibt es auch kein Geld aus dem Konjunkturpaket - das hatte leider auch die ortsansässige JadeWeserPort-Illustrierte vergessen zu recherchieren, damit es die Lemminge bloß nicht merken.
Über die deutschen Lemminge, damit meinen wir die vielen MitläuferInnen, die immer noch auf der Couch hocken und Soaps gucken, weil sie meinen, die Wirtschaftskrise ginge sie nichts an, weil sie sie nicht treffen würde, über genau die gibt es verhaltene Anzeichen der inneren Aufruhr.
Titel Thesen Temperamente spekulierte in einem Bericht darüber, weil die Frühjahrsbelebung ausgeblieben ist und alles danach riecht, als ginge es jetzt erst richtig los mit der Krise.
Und in der richtigen Krise, die Deutschen sind da ja einmalig in ihrer Gutgläubigkeit gegenüber politischen Weissagungen, könnte dann auch folgendes passieren, wovor Politiker so richtig Angst haben:
Zitat: "Wenn die unten nicht mehr wollen und die oben nicht mehr können, dann haben wir revolutionäre Zeiten."
Die Wirklichkeit ist zur Zeit noch genau nach dem Geschmack der völlig ahnungslosen und überraschten PolitikerInnen und den BankerInnen, von denen einige beim Frankfurter Opernball noch an "Käfers Krisen Kaviar" kurz: KKK naschten:Zitat: "Und so sieht Krisenbewältigung in Deutschland aus: Männer tragen gelbe T-Shirts, Kinder singen für Opel, die Kanzlerin soll helfen...Überlebenskampf als bunter Nachmittag, inszenierte Hilflosigkeit. Nur kein Protest."
Den Protest erdrückt man mit Zukunftsängsten und Beschwichtigungsprognosen, dass es irgendwann wieder aufwärts gehen wird, was für eine Binsenweisheit - hinein in die nächste Krise, weil man aus den vergangenen nichts gelernt hat.
Bevor aber ein kleiner Unternehmer noch irgendwie Kredit bekommt, werden die Banken durchsaniert, natürlich mit Steuergeldern.
Da ist es auch nicht verwunderlich, dass Ackermann mit dem Plazebo wirbt, dass die Boni gekürzt werden sollen - so als Scheinargument, damit der kleine blöde Lemming schnell vergißt, dass sich die Vorstandsetagen jahrzehntelang mit Gewinnen finanziert haben, aus spekulativen Geschäften, natürlich auch mit Rentenfonds, von denen viele jetzt leider weg sind, so wie bei denen, die nicht wußten, das die Lehman Brothers mit ihrem Geld spekulierten.
Kein Wunder, dass es Leute gibt, die, wenn es PolitikerInnen beurteilen müßten, kontraproduktiv argumentieren:
Zitat: "Ich spüre eine große Lust darauf, dass die Krise so brisant durchschlägt, dass alle das gesamte System in Frage stellen..."
Was machen eigentlich die vielen Gebrauchtwagenhändler, die jetzt keine Gebrauchten mehr verkaufen, weil viele glauben, dass es besser ist einen Neuwagen auf Pump mit garantierter Staatsprämie zu kaufen und was passiert mit der Autoindustrie nächstes Jahr, nach der Bundestagswahl, wenn keiner mehr ein Auto kauft, weil der Markt gesättigt ist? Was passiert, wenn die Arbeitslosenzahl wirklich schwindelerregende Werte erreichen wird, und immer weniger Menschen konsumieren können?
Die lokale Hilfszeitung hat schon eine antizyklische Antwort darauf, denn wir bekommen eine Versuchsanlage zur Abspaltung von CO2 aus den weitestgehend entschwefelten Rauchgasen der ortsansässigen Dreckschleuder, deren Wirkungsgrad dann auf 30 Prozent fällt.
70 Prozent Wirkungsgradverlust - das dürfte Negativweltrekord sein, danke "Super-Eon", danke orstansässige Hilfszeitung!
Die Tonnen an Schwermetallen werden wir nebenbei bemerkt, natürlich auch weiterhin frei Haus bekommen, verteilt über die Luft und ins Jadewasser, aber das muß ja keiner wissen, denn das schlägt doch nur aufs Gemüt.
So hält man sich die Lobby warm und die Bevölkerung dumm, mit Pseudojournalismus, der langsam Abgründe erreicht, die nicht mehr zu übersehen sind, nur damit man als selbsterklärtes Leitmedium die Werbeetats nicht verliert.
Früher revoltierte die Jugend, die heute eher angepasst scheint, zur Raison gebracht, durch politische Infiltration in das System Schule. Kritische Vorposten werden ausgeschaltet und lokale Leitmedien schalten durch PR Kampagnen wie "Schule trifft Zeitung" bei Kindern und Jugendlichen von Vornherein gezielt investigatives Bewußtsein aus.
So soll man gar nicht erst auf die Idee kommen zu revoltieren. Albert Camus meinte dazu einmal, dass man eine Kultur nicht einfach durch eine neue ersetzen kann. Wer ein wenig geschichtsbewandert ist kann sich bestimmt noch an die Oktoberrevolution und den Mauerbau erinnern, von denen inzwischen nur noch Geschichtsbücher erzählen.
Die Rezession wird sich verschärfen und sie wird auch diejenigen erreichen, die in der Krise immer sagen:
Zitat: "Okay, ich weiß zwar, dass das Boot voll ist. Aber vielleicht schaffe ich es noch, hineinzuklettern."
Die Prognose ist ernüchternd und erschreckend zugleich für die Verantwortlichen:
Zitat: "Noch ist es still in Deutschland. So still wird es nicht bleiben."
...und Wilhelmshaven wird trotz Europas größter Baustelle und jahrelangem Pseudojournalismus gepaart mit kühnsten Feierabendpolitikerkonjunkturprognosen nicht davon verschont bleiben.
Wolf-Dietrich Hufenbach
Dokumentarfilmer | Wilhelmshaven
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Quelle sämtlicher Zitate aus: Titel Thesen Temperamente 5. April 2009
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