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NDR-Reportage: Verletzte Eitelkeit der Jubelbürger
22|10|2015



Auch im vergessenen Stadtteil Fedderwardergroden ist der Aufbruch so richtig zu spüren!

Wer es unbedingt gerne mal ausprobieren möchte, wie es sich anfühlt, an einer handfesten Depression zu erkranken, der kann dieses Ziel am schnellsten erreichen, wenn er bei sonnengebräunten "Erfolgstrainern" einen Kurs im "positiven Denken" belegt. Z.B. "Nimm dein Glück selbst in die Hand" oder "mit 30 die erste Million".

Sobald die erste Abbuchung vom Konto erfolgt ist, erhält man einen wichtig aussehenden Leitz-Ordner in der Farbe Weiß, in denen sich dann nach Einleitung mit Foto des Kursanbieters und Inhaltsverzeichnis großzügig bedruckte DIN A 4 Seiten mit z.B. lediglich drei Worten wie "GLAUBE AN DICH!" oder "Du mußt es nur richtig wollen" finden.

Es folgen dann Ratschläge für die neue Gestaltung des Alltags, wie, wenn Du morgens aufstehst, stelle Dir eine Zahl vor [an Geldvermögen], die Du einmal erwerben möchtest. Programmiere Dein Unterbewußtsein darauf, und Du wirst sehen, wie Du z.B. bereits beim nächsten Einkauf in der Stadt völlig unerwartet eine Parklücke findest ...

Das Bewußtsein, also der Intellekt des Kursteilnehmers reagiert auf diese neuen Lebensdirektiven. Wenn er bei drei Einkaufsfahrten einmal zufällig auf Anhieb einen Parkplatz gefunden hat, wird er sofort seine "Erinnerung" an frühere Erfolgsquoten so gestalten, daß er früher ja nur bei fünf Mal Suchen ein Mal Glück hatte. Daraus schließt der Kursteilnehmer dann auf die Richtigkeit der Methode des Kursleiters und bucht gleich schon den zweiten Kurs.

Was ist dran an der Behauptung "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!"?

Die Deutschen haben das ab 1933 ausgiebig ausprobiert: "Ein Wille, ein Volk, ein Führer!" "Triumph des Willens" ihr filmisch meisterhaft komponiertes Werk über den Reichsparteitag 1934 in Nürnberg. Der noch etwas holprig geratene Vorgängerfilm über den Reichsparteitag 1933 trug den Namen "Sieg des Glaubens". "Dieser als Reportagefilm aufgemachte Propagandafilm sollte weniger informieren, sondern vielmehr begeistern und beeindrucken, wodurch sich die Vorstellungen von Hitler und Riefenstahl sehr nahe kamen".

Diese Funktion des "begeistern und beeindrucken wollens" erfüllte die aktuelle Wilhelmshaven-Reportage des NDR nicht, da haben die zahlreichen erregten Leserbriefschreiber der WZ recht.

Wie sah der Lebensalltag des obersten Willens des deutschen Volkes von 1934 bis 1938 aus?

Onkel Adolf schlief bis in die Puppen, schlürfte dann eine Suppe, er war strenger Vegetarier, und nach einer ersten Arbeitseinheit ließ er sich jeden Tag ZWEI [!] Kinofilme hintereinander privat in seiner Reichskanzlei vorführen. Enge Vertraute wie Albert Speer [bei dessen Erinnerungen kann man das Ganze übrigens nachlesen] mußten ihm dabei Gesellschaft leisten, ob sie dazu Lust hatten oder nicht. Adolf hat sich übrigens damals auch zweimal Charlie Chaplins "Der große Diktator" mit Genuß angeschaut, für das deutsche Volk war der Film allerdings nicht freigegeben. Nach dem Filmeabend machte sich Adolf wieder an seinen Schreibtisch oder später alternativ an die strategische Sandkiste mit seinem militärischen Führungsstab. Die Filmeabende mußten später reduziert bzw. eingestellt werden, genauso wie seine geliebtesten Bayreuth-Aufenthalte bei den Festspielen. Der Krieg forderte auch von Adolf seinen Tribut.

Umsetzen mußten dann seinen Willen die Deutschen als Gesamtvolk. Morgens früh aufstehen und Ackern bis zum Umfallen.

Adolf und sein Volk erreichten ihr Ziel eines tausendjährigen Reiches und der Weltherrschaft nicht. Diese übernahmen nach dem verlorenen Krieg der Deutschen die Amerikaner.

Zurück zu unserem Erfolgstrainer: Was schätzen Sie, liebe Leserinnen und Leser, wieviel Seminarteilnehmer haben "mit 30 ihre erste Million" zusammen?

Da das bei diesen Kursen vorprogrammierte Scheitern nicht besonders gut im Bekanntenkreis zu vermarkten ist, hört man relativ wenig von um ihr üppiges Kursgeld betrogenen "Erfolgsschülern". Die Trainer haben allerdings meistens ihre erste Million mit 30 beisammen.

Nun zur NDR-Reportage "Wilhelmshaven – eine Stadt kämpft um ihre Zukunft" vom 9. Oktober 2015.

Der Oberbürgermeister erhielt in dieser Sendung umfangreich Möglichkeit, seine Sicht der Dinge darzustellen. Oppositionspolitiker kamen nicht zur Wort. Stattdessen interviewte man zwei Abiturientinnen vom "Neuen Gymnasium" [ehemals Max-Planck-Schule fusioniert mit Humboldt-Schule und diese Fusion dann fusioniert mit der Käthe-Kollwitz-Schule, in die jetzt die Oberschule Mitte einzieht, bis auf die Turnhalle, die für Flüchtlinge hergerichtet wird]. Außerdem wurde ein Rapper, der seine Heimatstadt verlassen hatte, und zwei Grafitti-Künstler vorgestellt. Schließlich wurde ein hier geborener Polizist portraitiert, der als eine Art Bürger-Polizist-Ansprechpartner Streife geht, um mal im "Knochenpark" [Mozartstraße] oder in der Marktstraße-West [Bant] so nach dem Rechten zu schauen.

Die Abiturientinnen vom Gymnasium würde ich jetzt nicht der Kategorie "Rebellinnen", "Punker" "Null Bock" oder ähnlichem einstufen. Die beiden jungen Frauen würde ich eher als total normale Schülerinnen bezeichnen, die ihre Zukunftspläne gegenüber dem Team vom NDR ganz offen dargelegt haben.

Auch kam kein einziger "Internet-Aktivist", etwa vom Bürgerportal, oder andere "Miesmacher" im Film vor.

Trotzdem erhielten die Reporter vom NDR eine dermaßige Schelte von
a] dem AWV, lokalem Wirtschaftslobbyisten-Verband
und
b] aufgebrachten Lesern der Wilhelmshavener Zeitung, so daß man fragen muß, ob die Reportage des NDR wirklich so schlecht war oder manipuliert, wie es ein "Miesmacher von öffentlich-rechtlichem Rundfunk" im internet behauptete, so müßte man es wohl analog formulieren zu den Vorwürfen eines Jubel-Lobbyisten, im Internet, auch das gibt es.

Die Kritik der Wirtschaftslobbyisten und der WZ-Leserbriefschreiber sowie des zitierten internet-Miesmachers von der Wilhelmshaven-Jubel-Fraktion kann man in etwa so zusammenfassen, daß die Journalisten vom NDR zwar nichts grundlegend Falsches oder gar Erfundenes dargestellt hätten, aber die ZUKUNFTSKONZEPTE, also all die ungelegten Eier der Mehrheitsfraktion und des Oberbürgermeisters inklusive Krankenhauschef Keil, die seien doch erheblich zu kurz gekommen. Auch der "JadeWeserPort", wie er früher einmal hieß, inzwischen zigmal umbenannt, weil Kunden in Übersee auf der Karte zwischen Jade und Weser vergeblich einen Hafen suchten, sei viel zu schlecht weggekommen. Ja, es habe Anlaufschwierigkeiten gegeben, aber jetzt. Jetzt boome der Hafen doch!

Eine in Bremerhaven in ein noch zu löschendes Containerschiff hinein abgebrochene Containerbrücke bescherte Wilhelmshaven einen vorübergehenden Hype als Notfall-Ausweichstation. Wenn Wilhelmshaven aber auf Dauer die Umschlagszahlen erreichen will, die von den scharf rechnenden Investorenjongleuren [Hazardeuren?] vor Inanspruchnahme der Milliarde Steuergeld so mal eben in den Raum geworfen wurden, dann müssen in Bremerhaven noch viele Containerbrücken abbrechen, bis die Investition sich wenigstens amortisiert, geschweige denn Gewinne abwirft. Oder die Elbvertiefung in Hamburg für immer auf Eis gelegt werden. Und keine erneute Wirtschaftskrise oder Einbruch bei der Containerschifffahrt insgesamt eintreten [was zur Zeit aber auch der Fall ist]. Und der neu ausgebaute Hafen in Rotterdam irgendwie von der Landkarte verschwinden oder von dem Klimawandel überspült werden [Wilhelmshaven liegt auch nicht sehr viel höher].

Viele Unbekannte [Variablen], auf die Wilhelmshavens wirtschaftliche Rettung spekuliert. Lauter Unbekannte, die Wilhelmshaven selbst gar nicht in der Hand hat, so sehr sie auch gerne möchte und WILL.

Die Frage ist also, ob man durch kontinuierliches "positives Denken" im "Oberzentrum" Wilhelmshaven irgendetwas Substantielles in Richtung positiver Realität erwirken kann.

In meinen Augen ist es müßig, darüber in der Zeitung per Leserbrief zu debattieren, ob Herr Wagner denn nun sich vor Ausstrahlung der Reportage diese hätte vorführen lassen müssen oder nicht, und ob denn in Wilhelmshaven dann die Meinungsfreiheit des Grundgesetzes dabei angetastet worden wäre oder nicht. Das ist ein Ablenkungsmanöver.

Dabei ist es ist viel simpler:
Wenn Herr Wagner etwas Bedeutungsvolles und Maßgebliches zur Frage, wie Wilhelmshaven "in Zukunft erfolgreicher" sein kann, außer seinen üblichen Satzbausteinen wie etwa in seinem Interview in der NDR-Reportage über den Protest der Banter See Kleingärtner, dann hätte Herr Wagner diese Gelegenheit doch bestimmt nicht ausgelassen, oder? Herr "Wer wagnert gewinnt" ist ein mit allen Wassern gewaschener Fuchs und PR-Profi. Wenn Wagner jetzt beim NDR trotz enorm zugesprochener effektiver Redezeit ohne gleichzeitiger Stellungsnahmemöglichkeit der Opposition NICHTS gesagt hat, dann vielleicht, weil ihm einfach dazu NICHTS eingefallen ist, was die NDR-Zuschauer wirklich hätte interessieren und überzeugen können.

Aber im Reden ohne Inhalt sind Erfolgstrainer ausgebildet. OB Wagner ist der demokratisch gewählte Erfolgstrainer für die wirtschaftlich gebeutelte Stadt Wilhelmshaven. In einer Stadt, die in den letzten 30 Jahren über 20.000 ihrer Einwohner verloren hat, deren Arbeitslosenrate dramatisch gestiegen ist, die für viele junge Leute schon seit je her eine Stadt ohne Perspektive war, wenn man mal von den Boom-Zeiten als Reichskriegshafen absieht.

Hooksiel hat auch keine Uni. Nicht einmal eine Fachhochschule. Hooksiel ist ein kleines ostfriesisches Dorf, welches irgendwann die Chancen des Fremdenverkehrs für die Region erkannte und entsprechend investierte. Ein Bummel durch deren Mini-Fußgängerzone ist tausendmal interessanter, charmanter und erholsamer als ein Gang durch die Jeans-Ketten-überfüllte Marktstraße ohne Karstadt. Es gab mal andere Zeiten.

Diese Chancen des Fremdenverkehrs hat die Großstadt mit eigenem Sandstrand am Meer [früher: Geniusbank und dann verkleinerter Geniusstrand mit Campingplatz wenigstens] konsequent ignoriert und auf das Big Business gesetzt. Oder sagen wir lieber auf die Big Schornsteine und Riesenkessel, ganz gleich ob für Chemie oder Öl. Aus der „grünen Stadt am Meer“, an die sich noch viele erinnern, wurde die graue Stadt am Meer. Industrie, so weit das Auge reicht.

Und wo sind die versprochenen Steuereinnahmen und Arbeitsplätze?


Die Wilhelmshavener warten immer noch auf die großen Versprechen des amtierenden Oberbürgermeisters Andreas Wagner – bis heute!

Achselzucken. Den Stadt-Marketing-Fachleuten fällt dazu nicht mehr ein, als drei bunte große Holzbuchstaben, ein "W", ein "H" und ein "V", am Stadteingang aufzustellen. Und jetzt die einzig verbliebene Bademöglichkeit, den Südstrand mit Fäkalieneinleitung, auch für das "gemeine Volk" freizugeben.

Das sind wohl die "zukunftsorientierten Konzepte", von denen der internet-Jubelbürger sprach, der in seinem Beitrag in zwei Sätzen dreimal das Wort "spannend" einfügte, in Bezug auf die vielversprechenden "Ansätze" der Wilhelmshavener Stadtoberen. Die ehrlichen Schilderungen der zwei Schülerinnen und des Polizisten bewertete er dagegen als "verschwendete Sendezeit". Sein Fazit schließlich: "So blieb es leider bei einer oberflächlichen [schlecht recherchierten] und langweiligen weiteren Episode des NDR-Tendenzjournalismus auf Schülerzeitungsniveau."

Wo die NDR-Reporter "oberflächlich" waren [ganz im Gegenteil, sie gingen eben in die Tiefe und brachten mal konkrete Beispiele aus dem Alltagsleben der Wilhelmshavener!], wo sie "schlecht recherchierten" [kann es sein, daß der OB-Sympathisant "Propaganda für die Stadt" mit "Recherche" verwechselt und dadurch sich in seinen Erwartungen enttäuscht sah?], kann ich genauso wenig erkennen, wie ich – die in der NDR-Reportage aus Sicht des OB und der Mehrheitsfraktion glücklicherweise ausgelassenen – Zukunftspläne des OB für den Banter See, den Grodendamm, Luxus-Yachthäfen für Reiche inklusive Premium-Wohnungen statt Kleingärtner-Idyll, das Klinikum [Neubau für 165 Millionen], die erfolgten Filetverkäufe städtische Altenheime, St. Willehad-Hospital und Neuender Schule als besonders "spannend" empfinde.

Ich finde sie eher zum Kotzen. Und äußerst zukunftsschädigend für die Stadt. Aber darüber hatte der NDR ja gar nicht berichtet. Ach ja, die unnötig abgerissene Südzentrale habe ich jetzt noch vergessen.


Aus der Tatsache, daß der NDR nicht wie für Wilhelmshavener wohl gewohnt, in WZ-Manier nur immer die positiven "Signale", "Konzepte" und Wunschvorstellungen der Stadtklientel in Dauerbeschallungsmanier hervorhob, sondern einfach mal so in der Stadt drehte, kann ich auch keinen "Tendenzjournalismus" erkennen, und wie der internet-Wutbürger jetzt auf das Etikett "Schülerzeitungsniveau" kommt, entzieht sich gänzlich meiner Fantasie.

Ein Faktencheck "Wilhelmshaven" läuft nicht automatisch auf eine "rosige Zukunft" Wilhelmshavens heraus. Ob ein öffentlich-rechtlicher Sender darüber jetzt berichtet oder nicht und wie genau er darüber berichtet, was er genauer beleuchtet und was nicht, und wieviel Minuten im Einzelnen, wird weder an der hohen Arbeitslosigkeit in Wilhelmshaven noch an den inzwischen horrenden Schulden der Stadt noch an der Weltwirtschaftslage etwas ändern, es sei denn, man glaubt wirklich an "die erste Million mit 30" [siehe oben].

Zu denen gehören aber anscheinend eine ganze Reihe von Wilhelmshavenern, die sofort erschrecken, wenn mal jemand keine "Zukunftsperspektive", sondern nur die banale Realität referiert.

Heidi Berg


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