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Ausgefallene Tage
27|02|2012



Letztes Jahr war er ausgefallen, dieses Jahr darf er wieder, der 29. Februar - reine Willkür?

Der 29. Februar: Völlig ausgefallen?

Es gibt Tage, die gibt's gar nicht, oder nur selten. Der 29. Februar beispielsweise findet nur alle 4 Jahre statt. Niemand weiß, wieso ausgerechnet der Februar weniger Tage hat als alle anderen Monate, und noch dazu diesen Schalttag abgeknapst bekam. Warum nicht der März oder der Mai, die hätten immerhin einen 31., den sie locker entbehren könnten.

Seit Papst Gregor 1582 den gregorianischen Kalender neuen Stils eingeführt hat, wandert dieser 29. Februar zwischen den Zeiten - mal da, mal nicht. Ausgerechnet zu den vollen Jahrhunderten fällt er aus, außer in durch 400 teilbaren Jahrhunderten. Zur letzten Jahrtausendwende hatte er Glück und durfte sein. Weh denen, die genau zu diesem Datum Geburtstag haben! Sage niemand, sie blieben dadurch jünger! Armer Oswald - er hat nur jedes vierte Jahr Namenstag! Das sind Schicksale, sind das! Tage, die einfach verschluckt werden. Übersprungen, übergangen, übersehen. Wann bekommen die Schalttagskinder ihre Geschenke? Fast immer zu früh oder zu spät! Und wer ist verantwortlich? Der mächtige Vatikan, die unerbittliche Erdschwere, die schiere Masse der Sonne, der allschuldige Imperialismus?

Es gibt Tage, die gab's überhaupt nie. Zumindest für Teile der Menschheit nicht, mindestens für Teile einer Nation. Der 8. Mai 1945 zum Beispiel war so ein Tag. Die Nazis [wenigstens die es bis Kriegsende und darüber hinaus bleiben wollten oder einfach blieben] erkannten die bedingungslose Kapitulation der faschistischen Wehrmacht partout nicht an und nannten das Datum fortan nicht "Tag der Befreiung", sondern "Stunde Null", so als ob es die gar nie gegeben hätte. Auch ein Trick, wie man ein Datum wenn schon nicht aus den Geschichtsbüchern, so doch zumindest aus dem eigenen Kopf tilgt. Meistens gelingt es doch nicht ganz, denn die anderen Teile der Menschheit haben sehr wohl mitbekommen, was da war, auch wenn man selbst im Koma gelegen oder sich ins Koma gelogen haben sollte. Insofern hilft das Wegwünschen kaum.

Sehr dagegen hilft im persönlichen Bereich partielle Amnesie. Niemand muss sich daran erinnern, was er oder sie heute vor einer Woche getan, unterlassen oder falsch gemacht hat, wenn nicht gerade die Kriminalpolizei vor der Tür steht, weil schräg gegenüber just jemand zu diesem Zeitpunkt ermordet wurde, mit dem man angeblich Streit hatte. Aber das sind Spezialfälle. Ausgefallenere Tage wie das Datum der Ermordung Kennedys, der ersten Mondlandung oder des 11. September 2001 sind bei fast allen Menschen so exakt in Erinnerung, dass es zur kollektiven Amnestie allemal ausreicht: "Habe von dann bis dann in die Glotze gestarrt auf diese immer gleichen Bilder in Zeitlupe, zwischendurch mit dem und dem telefoniert und war ansonsten wie gelähmt. Ach ja, und um dann und dann kam auch noch die und die zu B"such, die wusste auch ganz genau, was sie getan hatte - ebenso geglotzt.“ Ein Super-Alibi, das jeden Einzelnen a priori in den Stand vollkommener Unschuld zu versetzen imstande ist. Umso härter konnten Weltereignisse auf Individuen einwirken. Solche Tage brennen sich ihnen ein wie in Trance. Über einen 29. Februar ist derartiges bislang nicht bekannt. Ein wirklich ausgefallener Tag also, der im kollektiven Menschheitsgedächtnis bis heute unangemessen vernachlässigt blieb. Genießen wir ihn daher dieses Jahr ganz besonders!

Dabei gibt es so Tage, die sollte man wirklich besser ausfallen lassen. Das sind gerade solche Tage, die nicht besonders ausgefallen sind: Keine Bundestagsdebatte, kein Bussi, kein Bock. Nichts los, nur Langeweile oder Ungemach. Besser, man hätte sie verschlafen! Noch besser, sie hätten gar nie stattgefunden. Beispielsweise Hitlers Geburtstag. Oder der Tag, an dem dich die Muse geküsst und du einen Brief geschrieben hast, den du noch Jahrzehnte später bereust. Oder ein Tag, an dem du so überhaupt keinen Bock auf gar nichts hast, dass du aus eingebildeter Verdrießlichkeit, echtem Verdruss oder aus bloßem Versehen die dicksten Böcke schießt. Die Frage wäre dann nur: Hätte das nicht vielleicht doch – eben einen Tag früher oder später – stattgefunden, was du dir so sehnlich wünschtest, es wäre ausgefallen: Das Extemporale in der Schule, das Experiment an der Uni [deren Chemietrakt noch heute als Brandruine konserviert ist] oder der Exzess im Kollegenkreis am letzten Wochenende, der mit totalem Filmriss endete. Es ist nicht einfach, derlei Tage ungeschehen zu machen. Es ist überhaupt schwierig, einen Tag mal ausfallen zu lassen, wenn er doch nun mal im Kalender steht.

Dennoch gibt es einen Ort auf dem Globus, wo solches Nichtereignis unternommen wurde, an einem Freitag zumal, da eh nichts los war, weil anscheinend alle frei hatten. Im Pazifischen Ozean, dort wo sich Heute und Morgen "Gute Nacht" sagen oder "Guten Tag", irgendwo im Bereich der Datumsgrenze entlang des 180. Längengrades, von Europa aus gesehen also am Arsch der Welt, liegt die Insel Samoa. Die hatten deutsche Kolonialisten 1899 schon mal besetzt, nicht bedenkend, dass ihr gestriges Vorhaben heute keinen Bestand mehr haben würde. Da wir nun in einer globalisierten Welt leben, wird selbst die Datumsgrenze zum Wirtschaftsfaktor und zur verhandelbaren Ware. Im Falle Samoas handelte man das mit sich selbst aus und tauschte sich einfach um auf die andere Seite der Datumsgrenze. Aus null Uhr wurde gleich wieder vierundzwanzig Uhr, und schon war ein Tag verstrichen, ohne dass er stattgefunden hatte. Beinahe wie zur Einführung der Sommerzeit bei uns, wo eine Stunde so gänzlich unerlebt entschwindet, wenn auch zu nachtschlafender Zeit zwischen drei und zwei Uhr. Sie wird uns im Herbst immerhin zurückgegeben, dann können wir sie wieder hereinschlafen. Anders in Samoa. Dort verschwand ein ganzer Tag auf Nimmerwiedersehen: Jener 30. Dezember, ein denkbar sinnloser Tag "zwischen den Jahren". Vorgestern war plötzlich gestern, auf Donnerstag folgte Samstag, nachdem besagter Freitag abhanden gekommen war. Warum nicht der 31.? Klar, da ist Silvester, da will man's krachen lassen, der darf nicht ausfallen. Der 1. Januar kam auch nicht in Frage, da sollte ja schon Neujahr sein. Aber warum nicht der 29., auf den konnten wir doch schon immer ganz gut verzichten im Februar – außer in jedem vierten Schaltjahr, wie heuer wieder? Eigentlich wäre der 29. Februar als Schalttag prädestiniert gewesen, jedoch war 2011 eben kein Schaltjahr. Aber man hört auf Samoa eh schon lange nicht mehr auf deutsches Kolonialistengeschwätz.

Wozu das Ganze?
Es hat, wie fast alles auf der Welt, wirtschaftliche Gründe. Die Regierung wollte, nachdem sie tatenlos hatte hinnehmen müssen, wie Millennium Islands [auf dem 150. westlichen Längengrad, also "vorgemogelt"] satte 13 Stunden vor Mitteleuropäischer Zeit ins dritte Jahrtausend unserer Zeitrechnung hineingerutscht war, und anscheinend untröstlich, ihre 200.000 Staatsangehörigen als allerletzte über den magischen Termin schlittern zu sehen, nun ganz vorn mit dabei sein, wenn es fürderhin gilt, den ersten Sonnenstrahl eines Erdentages und eines jeden Jahres zu erleben. Vielleicht lässt sich eine Vorbörse installieren, noch bevor Tokio und Hongkong eröffnen. Die ideale Steueroase für Frühaufsteher! Trend setzen, Erste sein, der ganzen Welt voraus. Das bringt den Tourismus nach vorn. Aber vor allem: Näher an die nächsten Wirtschaftsräume Asiens und Australiens. Bisher lagen da 23 Stunden zwischen Neuseeland und Samoa, und ein ganzer Tag hinter der Zeit von Tonga, obwohl das nur 900 Kilometer entfernt liegt. Doch jetzt fristet die Insel wieder westlich der Datumsgrenze ihr Dasein und mithin zeitnäher am Fernen Osten.

Wieder?! Tatsächlich, es gab schon einmal eine Datumsgrenzüberschreitung: Ende des 20. Jahrhunderts wollte man dem US-amerikanischen Markt zeitlich näher sein und wechselte, um dem Westen näher zu rücken, kalendarisch nach Osten. Jetzt geht das Spiel genau anders herum. Die zeitsprunghafte Insel und ihre BewohnerInnen haben also über die Jahrhundertschwelle gerechnet gar keine Sekunde verloren, sie geben den vor Zeiten erschwindelten Tag jetzt einfach wieder zurück, was vielleicht auch Joopi Heesters mit diesem einen blöden Tag in Dachau nur zu gern getan hätte. Aber es kommt ja immer alles zurück - wie ein Bumerang. Und die Sonne geht ungerührt alle 15 Längengrade westlicher eine Stunde später auf, egal zu welchem Datum. Denn die Erde dreht sich gnadenlos ostwärts. Ex oriente lux! Die Polynesier können das tägliche Licht im Osten als erste Erdlinge aufgehen sehen. Ihr Privileg! Das hatten die Herrschaften bei der Internationalen Standardzeit-Konferenz 1884 in Washington wohl nicht ganz bis zu Ende bedacht. Es lag in der Natur der Tatsache, dass der 0-Meridian von Greenwich als Nabel der Welt gelten wollte, und auf der anderen Seite der Erde also der Hintern zu liegen kam. Punkt zwölf Uhr mittags musste auf der London entgegengesetzten Seite der Erde Mitternacht sein und ein neuer Tag beginnen –- Maya-Kalender hin oder her.

Ob die Tempelpriester im Andenhochland vor tausenden Jahren die gregorianische Kalenderreform mitbedacht haben? Wahrscheinlich nicht. Und so fällt das mulmig machende Ende ihres elend langen Kalender-Zyklus wegen des diesmaligen 29. Februar vielleicht auf den 32. Dezember, und der aus esoterischen Kreisen so dringend erwartete Weltuntergang - wieder einmal - schnöde aus. Wie schon Anno Dunnemal 1000 unserer Zeitrechnung, oder auch wieder zum Jahr 1900 oder zu noch krummeren Jahreszahlen. Jedesmal verkauften Adventisten ihr Hab und Gut, kündigten Konten, Wohnungen, Jobs und Verwandtschaftsbeziehungen auf und begaben sich an ausgewählte Orte, um dem irdischen Debakel durch wahlweise göttliche oder universal-raumschiffliche Errettung zu entgehen. Vor der Wende zum zweiten Jahrtausend hatte man sogar die Kirchenbauten eingestellt. Wäre gar nicht nötig gewesen, hätte man sich des jüdischen oder des mohammedanischen Kalenders bedient. Aber so wirkt halt der Eurozentrismus: Wenn dem Abendland die Stunde schlägt, muss die gesamte Erde im Eimer sein. Die SamoanerInnen lachen sich ins Fäustchen.

Was das mit Weltpolitik zu tun hat?
Na, immerhin kann es als Indiz gedeutet werden, dass die USA längst nicht mehr so attraktiv sind als Handelspartner für das unabhängige Samoa wie die naheliegendere fernöstliche Wirtschaftsregion. Das dürfte zwar die Wall Street nicht wirklich erschüttern, ist aber dennoch ein Hinweis auf die klammheimlichen Kräfteverschiebungen in der Weltwirtschaft. Die SamoanerInnen dachten vielleicht, bevor sie donnerstagabends zu Bett gingen: Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen. Oder, etwas altdeutsch: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Oder: Wenn es irgendwann dazu kommt, dass es heißt: "Der Letzte macht das Licht aus", dann sollen das gefälligst die Brüder und Schwestern da drüben tun auf Amerikanisch-Samoa, welches zu den USA gehört. Klug gedacht, aber vielleicht etwas überstürzt gehandelt. Sie hätten einfach nur auf den 29. Februar warten brauchen und den Schalttag ausfallen lassen - als einzige auf der Welt. Dann hätte ihr Datumssprung gewiss mehr internationale Aufmerksamkeit erlangt, und der Schalttag hätte seine Funktion mal so richtig erfüllen können - durch Ausfall im Schaltjahr. Vielleicht wollten sie aber auch gar nicht im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit stehen. Egal. Die Erde dreht sich auch so weiter, und dem kleinen Archipel dämmert künftighin der allererste Sonnenstrahl eines jeden Tages. Neidlos ein nachträgliches Aloa Samoa! Oder wie man zu Silvester auf Rügen gesagt hätte: Guten Rutsch!

Wolfgang Blaschka

Quelle: Rationalgalerie


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