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Wenn dem Chefarzt die Prüfung fehlt ...
01|04|2010
Das Reinhard-Nieter-Krankenhaus in Wilhelmshaven im Kreuzfeuer der Gerüchte?
Reinhard-Nieter-Krankenhaus: Die Wilhelmshavener Klinik kämpft um ihren guten Ruf
Wilhelmshaven – Den Stein ins Rollen brachte die Wilhelmshavener CDU-Ratsfrau Uschi Biester, als sie etwa vor einem Jahr öffentlich fragte, wie es denn um die medizinische Versorgung von Frauen bei Geburten im Raum Wilhelmshaven bestellt sei
Hintergrund dieser Frage war eine bemerkenswerte Ärzteflucht, am Reinhard-Nieter-Krankenhaus, die zuvor dazu geführt hatte, dass dort keine Problemgeburten mehr stattfinden konnten. Nach dem Weggang des damaligen Chefarztes für Geburtshilfe und Frauenheilkunde hatten weitere Ärzte das Haus verlassen, so dass die Klinik ihren Status als Perinatalzentrum Level 2, also als Spezialkrankenhaus für Problem- und Frühgeburten, verloren hatte.
Entsprechende Geburten konnten nur noch entweder in Oldenburg oder in Aurich stattfinden.
Nach einer Übergangszeit folgte dann eine Phase, in der mit kurzfristig angemieteten freiberuflichen Honorarärzten gearbeitet wurde, bevor dann – erheblich später als zunächst vorgesehen – endlich ein neuer Leitender Arzt die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe übernahm.
Bei der Vorstellung wurde jedoch zunächst elegant verschwiegen, dass dem neuen Chefarzt die notwendige Qualifikation für ein Perinatalzentrum Level 2 fehlt.
Aus der Gerüchteküche des Krankenhauses wurde bald gemeldet, dass er sich zwar mehrfach um die Zulassung zur entsprechenden Prüfung bei der Ärztekammer bemüht habe, er jedoch wegen mangelnder Voraussetzung gescheitert sei. Wer sich in der Wilhelmshavener Kommunalpolitik dazu kritisch fragend äußerte, musste mit unfreundlichen Anwaltsschreiben, Widerrufs- und Unterlassungsforderungen rechnen.
Für das Krankenhaus ging es schließlich nicht nur um viel Geld, sondern auch um den guten Ruf – die Folge war ein Klima der Vergiftung und der Verunsicherung.
Inzwischen sieht die Klinik in dieser Frage Licht am Ende des Tunnels. Im Februar habe der neue Chefarzt die Zulassung zur notwendigen Prüfung erhalten, heißt es aus dem Krankenhaus – und im übrigen gebe es eine entsprechende Absprache mit den Krankenkassen, die signalisiert hätten, es reiche ihnen, wenn die erforderlichen Qualifikationsunterlagen bis Ende des Jahres vorgelegt würden.
Kritiker verweisen gleichwohl darauf, dass es bei den Kassenabsprachen lediglich um Abrechnungsfragen, nicht aber um die Qualität der medizinischen Versorgung gehe.
Neues Ungemach droht dem Reinhard-Nieter-Krankenhaus auf einem juristischen Feld.
In mehreren Prozessen geht es um die Kündigung des Vorstands Krankenversorgung, Professor Dr. Gundolf Gubernatis, der vom Aufsichtsrats entlassen und seit Januar freigestellt wurde. Gubernatis selbst klagt gegen die Kündigung vor dem Arbeitsgericht. Gleichzeitig gibt es einen Prozess vor dem Landgericht Oldenburg. Dort wollen mehrere Aufsichtsratsmitglieder die Unwirksamkeit der Gubenatis-Kündigung feststellen lassen, weil sie nur durch die doppelt gezählte Vorsitzenden-Stimme zustande gekommen sei.
Quelle: Jeversches Wochenblatt
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